Lange Finger - flinke Beine
entsetzt auf O’Haara. »Ein Maskierter hat versucht, Ihre Tante, Lady Beverly Hous-gard, mit einer Ahle umzubringen.«
Christopher taumelte auf einen Stuhl zu. »Tante Beverly...«
»Wa... wa... warum sollte jemand Tante Beverly... Tante Beverly umbringen wollen?« stammelte auch John-Berry. Henry Housgard dagegen stand wie zur Salzsäule erstarrt und versuchte vergeblich Worte zu formulieren.
»Ja, Gentlemen«, nahm O’Haara den Faden wieder auf, »die traurige Wahrheit ist, daß der Täter unter Ihnen dreien zu suchen und zu finden ist. Es steht Ihnen natürlich frei, Ihr Anwälte herzubitten.«
John-Berry schüttelte den Kopf so, als könne diese furchtbare Beschuldigung nicht im Ernst gesprochen worden sein.
»Eine solche Anklage setzt doch Beweise voraus, Inspektor. Haben Sie solche Beweise?«
O’Haara nickte in Richtung Coxford. »Hier steht mein Beweis. Bitte, Mr. Coxford, sagen Sie, was Sie wissen!«
»Als ich gestern abend zu Lady Beverly kam, lag sie schwerverletzt am Boden...«
»Wer hat Sie eingelassen?« wollte Christopher wissen. »Anne, das Mädchen. Ich kam gleichzeitig mit ihr vor dem Haus an. Während Anne Arzt und Polizei alarmierte, kam Lady Beverly für Augenblicke zu sich. Ich fragte sie, wer es getan hätte, und sie antwortete, daß sie einen ihrer Neffen an der Stimme erkannt hätte.«
»Aber aus welchem Grund sollte einer von uns versucht haben, Tante Beverly umzubringen?« John-Berrys Stimme klang heiser vor Erregung.
»Ja, Mr. Coxford, darauf können Sie auch gleich antworten.«
»Ihre Tante wollte heute ihr Testament zu Ihrer aller Ungunsten ändern.«
»Was???« stieß John-Berry hervor, und diesmal kam auch in Henry Bewegung. Mit drei Schritten war er bei Coxford, packte diesen am Jackett und schüttelte ihn. »Sie lügen! Sie sind ein ganz infamer Lügner!«
Martin Coxford sah hilfesuchend auf O’Haara. »Bitte, Inspektor, wenn ich mich selbst wehre, könnte es einen Verletzten geben.«
»Lassen Sie Mr. Coxford los, Sir. Sie haben keinerlei Veranlassung, handgreiflich zu werden. Außerdem lügt Mr. Coxford nicht. Wir haben die Bestätigung ihres Notars vorliegen.«
Henry Housgard folgte der Aufforderung, nicht ohne vorher Coxford noch einen leichten Stoß zu versetzen und ihm zuzuzischen: »Schmarotzer!«
Wieder meldete sich John-Berry zu Wort. Bleich, mit fahrigen Bewegungen wandte er sich an O’Haara:
»Besteht nicht die Möglichkeit, daß sich unsere Tante, was die Stimme anbetrifft, geirrt hat?«
»Scheinbar nicht. Nach unseren Informationen hat sich der Täter keinerlei Mühe gegeben, seine Identität, bis auf den Namen, zu verheimlichen.«
»Da könnte Absicht dahinterstecken«, sagte John-Berry und sah seine Brüder an.
»Stimmt. Darf ich fragen, wann Sie das letzte Mal Ihre Tante besucht haben?«
»An ihrem zweiundsiebzigsten Geburtstag...« gab John-Berry zurück. »Da waren wir alle drei da... Das ist über vier Monate her.«
»Seitdem haben Sie nichts von ihr und über sie gehört?«
»Nein, Inspektor!«
»Und Sie, Sir?«
Christopher schüttelte den Kopf: »Nein, ich auch nicht!« Henry kam der Frage zuvor: »Das gleiche trifft auch auf mich zu.«
»Dann wußte also keiner von Ihnen, ob und was sich in Lady Beverlys Leben verändert hatte?«
Alle drei Housgards verneinten. John-Berry energisch, Christopher verständnislos und Henry uninteressiert.
Der Inspektor hob und senkte die Schultern.
»Trotzdem gilt es als unumstößliche Tatsache, daß sich einer von Ihnen des versuchten Mordes schuldig gemacht hat. Ich werde...«
O’Haara vollendete den Satz nicht, denn das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab, lauschte mit ständig wachsender Aufmerksamkeit. Auch diesmal kam das Gespräch aus dem Hospital. Und wie schon in der vergangenen Nacht, war es wieder von entscheidender Bedeutung. O’Haara hatte Mühe, seinen Triumph zu verbergen. Er legte auf und sah die drei Housgard-Brüder der Reihe nach an.
»Ihre Tante war soeben in der Lage, eine Aussage zu machen. Eine Aussage, die es uns ermöglicht, den Täter zu identifizieren. Lady Beverly erinnert sich, daß der Mann, der sie niederstach, die Tat mit der linken Hand beging. Wer von Ihnen ist Linkshänder?«
Wie auf Kommando flogen die Köpfe von Henry und Christopher herum.
»Aber...« es war mehr ein Röcheln. John-Berry torkelte mit ausgestreckten Armen auf O’Haara zu. »Ich... Oh, Inspektor, ich könnte keiner Fliege etwas zuleide tun, geschweige denn meiner eigenen
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