Lange Finger - flinke Beine
Tante.«
»Aber Sie sind Linkshänder, oder?«
»Ja... jaja, ich bin Linkshänder... Du lieber Gott, was hat das nur alles zu bedeuten...«
Henry trat auf seinen Bruder zu und packte ihn am Arm. »Reiß dich zusammen, Johnny... Laß dich nicht so gehen...«
»Wie soll ich mich zusammenreißen, wenn man mich des Mordes beschuldigt? Chris, sag doch was!« John-Berry hielt seinem Bruder Christopher beschwörend die Hände entgegen.
»Vielleicht... vielleicht sollten wir einen Anwalt rufen, John-Berry!«
»Ja, das ist gut!« stimmte Henry sofort zu. »Einen Anwalt, der auf Affekthandlung spezialisiert ist!«
»Wieso Affekthandlung, Henry?« stieß John-Berry hervor. Diesmal war es Christopher, der sprach: »Niemand würde glauben, daß du so etwas vorsätzlich tun könntest.«
»Aber das ist doch Wahnsinn. Ich habe es nicht getan!« schrie John-Berry Housgard. »Warum auch, warum? Sagt mir, warum ich es getan haben sollte!«
»Weil sie uns enterben wollte!« rief Henry leise. Und er rüttelte John-Berry am Arm. »Da bist du durchgedreht. Johnny, jeder Anwalt verschafft dir da mildernde Umstände!«
In diesem Augenblick kam Christopher eine Idee.
»Es sei denn, du hast ein Alibi, John-Berry!«
»Stimmt«, rief Henry und strahlte seinen Bruder voller Hoffnung an. »Du sagst dem Inspektor, wo du gestern abend um zehn Uhr warst, und du bist aus dem Schneider raus.«
John-Berry Housgard schluckte und sah seine Brüder an, den Inspektor, Bucklet... er schüttelte Henrys Hand von seinem Arm... und plötzlich stürmte er auf die Tür zu. Noch bevor die anderen begriffen, was geschah, riß er sie auf und — prallte zurück. Zwei massige Beamte verstellten ihm grinsend den Weg.
Mit resignierendem Schulterzucken wandte sich Housgard O’Haara zu und streckte ihm seine überkreuzten Arme entgegen.
»Bitte, verhaften Sie mich. Ich bin nicht nur Linkshänder, ich habe für die fragliche Zeit auch kein Alibi. Ich war mit dem Auto unterwegs...«
Mike O’Haara sah ihn an. Ernst, mit einer Spur Vorwurf in den Augen.
»Ich habe etwas gegen Leute, die unbedingt das arme Opfer spielen wollen, Sir!« knurrte er.
Housgard starrte den Inspektor verständnislos an.
»Ich verstehe nicht...«
»Sie sollten sich wehren, wenn man Sie zu Unrecht verdächtigt...«
»Also wissen Sie, daß mein Bruder unschuldig ist?« freute sich Henry.
»Ja, Mister Housgard. Sie waren so freundlich, mir dafür den Beweis zu liefern.«
»Ich??«
»Ja, indem Sie verrieten, daß Sie selbst der Täter waren. Nur der wirkliche Täter konnte über die genaue Tatzeit so gut informiert sein. Sie kam bisher nicht zur Sprache. Das zum einen. Zum anderen: Wäre der Linkshänder ein echter Linkshänder gewesen, hätte er bestimmt nicht zweimal danebengestochen. Zum dritten: Mr. Coxford hier wurde Ihnen nur als Mr. Coxford vorgestellt. Über seine genauen Beziehungen zu Lady Beverly konnte also nur der Täter informiert sein. Sie, Mister Housgard, waren informiert, sonst hätten Sie keine Veranlassung gehabt, Mr. Coxford mit dem Schimpfwort >Schmarotzer< zu belegen. Es steht nunmehr nur noch eine, im Augenblick allerdings nicht so wichtige Frage zur Klärung aus: Wer hat Sie über die bevorstehende Testamentsänderung unterrichtet... Und jetzt dürfen SVesich um einen Anwalt bemühen. Ich glaube nämlich nicht, daß Ihnen Ihre Brüder diese Arbeit abnehmen...«
Die Nacht der Harlekine
Auftrag für Hiller
Es lag ein leichter Jasminduft über dem Raum. Ein Duft, der so gar nicht zu der etwas wilden Einrichtung passen wollte. Jenem wüsten Durcheinander von Papier, Stiften, Heften, Ordnern, leeren Gläsern, traurig hängenden Topfpflanzen, Schreibmaschinen, Pinnwänden, Stühlen, überdimensionalen Almanachen und Telefonapparaten.
Inmitten dieses Tohuwabohus saß Elli Kretzki, eine der Redaktionssekretärinnen.
In ihrer typisch zusammengesunkenen Haltung hockte sie vor ihrer Schreibmaschine und hackte mit der ihr eigenen Hektik und Vehemenz auf die Tasten. Dazu murmelten ihre Lippen unhörbar den Text mit, den sie aufs blaßgelbe Papier schmetterte.
Wer sie so arbeiten sah, mußte vermuten, daß Elli ihre Maschine haßte...
Ihr schräg gegenüber saß Fred Hiller und starrte gedankenverloren auf das Manuskript vor ihm.
Hiller war neunundvierzig, und gewisse Stellen seines Schreibtisches ähnelten der Auslage eines Trödelladens. Zwischen einem getrockneten Frosch und einer ausgestopften Waldeule stand eine antiquarische Colaflasche. In deren
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