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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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als Gast eingeladen. Oder glauben Sie, daß ich um diese Zeit 24 Rosen spazierenführe?«
    »Bitte, erschweren Sie mir meinen Dienst nicht, mein Herr. Hier im Haus ist ein Überfall verübt worden.«
    Otto trat einen Schritt zurück. Seine Stimme klang plötzlich belegt.
    »Sie machen Witze, Herr Wachtmeister. So was gibt’s doch nicht... Ausgerechnet heute? Ein richtiger Überfall?«
    »Leider...«
    »Ja, was mache ich jetzt mit den Rosen... Hören Sie, es könnte ja auch sein, daß man meine moralische Unterstützung benötigt.«
    Der Polizist überwand sich schulterzuckend: »Also meinetwegen, klingeln wir mal. Vielleicht kommt jemand, der Ihnen die Rosen abnimmt.«
    Sie schritten nebeneinander über den Kiesweg dem Hauseingang zu. Otto, leise vor sich hin murmelnd, der Beamte sichtlich bemüht, dienstliche Zuständigkeit zu demonstrieren.
    Der Vierton-Gong kam Otto heute nacht noch melodischer vor als sonst.
    Ein Schatten tauchte hinter dem Glas auf. Ein weiblicher Schatten.
    »Frau de la Monte höchstpersönlich!« sagte der Polizist, und etwas wie Stolz über seine erkennungsdienstlichen Fähigkeiten klang in seiner Stimme mit.
    »Ja, was gibt’s...« Jetzt erkannte Christine de la Monte den späten Gast.
    »Der Herr wollte unbedingt die Rosen... die Rosen abgeben!« meinte der Beamte ein wenig verlegen. Und bevor er sich versah, hatte Christine Otto am Arm gepackt und ins Haus gezogen.
    »Schon gut, danke!« nickte sie der Obrigkeit zu. Ihre verweinten Augen sahen Otto an. »Gott, haben Sie ein Glück gehabt!«
    »Ich hörte schon, daß hier Schreckliches passiert ist. Ärmste Christine. Man erzählte mir von einem Überfall...«
    Im Hintergrund vernahm Otto Stimmen.
    »Gauner in Harlekinkostümen, stellen Sie sich das vor.«
    »Furchtbar. Wie hat es Monti denn überstanden?«
    »Der ist fix und fertig.« Sie winkte das eben vorbeigehende Mädchen heran und übergab ihr die Rosen.
    »Stell sie bitte ins Wasser, Editha.« Das Mädchen knickste und entfernte sich mit dem Strauß.
    »Der Inspektor sagt, daß das Notieren der Augenzeugenberichte mindestens bis Mitternacht dauert...« Und ganz übergangslos stieß sie hervor: »Die verdammten Schufte haben meine Perlen mitgenommen.«
    Otto nahm ihre Hand. »Entsetzlich«, flüsterte er. »Die kostbaren schwarzen Perlen?« Sie nickte, und ein rauhes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. »Mir graust noch immer. Sie haben uns regelrecht ausgeplündert.«
    »Was denn, alle sind beraubt worden?«
    »Alle!«
    »Seit wann ist die Polizei da?«
    »Sie kam genau 21 Uhr 40!«
    »21 Uhr 40? Warum, zum Kuckuck, so spät, Christine? Wieso brauchten die so lange?«
    »Die Gangster hatten doch die Telefonleitung unterbrochen. Wir mußten, um die Polizei rufen zu können, bis zur Ecke Waldstraße laufen. Monti hat vor Aufregung seine Tabletten verwechselt. Statt Beruhigungs- hat er drei Schlaftabletten geschluckt.«
    »Ich kann mir vorstellen, wie ihn das getroffen hat.«
    »Die Polizei hat eine Großfahndung eingeleitet.«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zum Salon, und ein Polizeibeamter steckte seinen Kopf heraus. »Verzeihung, Frau de la Monte, der Herr Inspektor bittet Sie, noch einmal die Beschreibung von dem kleinen dicken Harlekin zu wiederholen. Es gibt da gewisse Ungereimtheiten...«
    »Ich komme gleich!« erwiderte Christine laut — und flüsternd zu Otto: »Eine Herde Stümper!«
    »Es wird wohl besser sein, wenn ich mich entferne.«
    »Ja, aber lassen Sie sich bald wieder sehen.«
    »Wir telefonieren, Christine. Und grüßen Sie Monti, wenn er wieder munter ist.«

Sieg mit Schönheitsflecken

    Kurz nach zwei Uhr morgens kehrte Otto gut gelaunt aus dem Landhaus zurück. So viel stand bereits jetzt fest: Es war der einträglichste Coup, der ihnen bisher gelungen war.
    Trotz der späten oder, besser, der frühen Stunde nahm er noch ein rasches heißes Bad, bevor er, zufrieden mit sich und der Welt, in die Daunen kroch.
    Doch es sollte ein sehr kurzer Aufenthalt darin werden, denn bereits nach vier Minuten klingelte es an der Haustür.
    Otto schaltete das Licht ein.
    3 Uhr 10 zeigte der kleine silberne Wecker auf seinem Nachttisch an.
    Er nahm den Hörer der Haussprechanlage von der Gabel.
    »Ja, bitte?«
    »Hier spricht Kriminalinspektor Billinger. Bitte öffnen Sie, wir haben dringend mit Ihnen zu sprechen!«

    Fünf Minuten später.
    Sie standen sich noch immer gegenüber. Auf der einen ^ Seite der überraschte Otto im dunkelbraunen seidenen Hausmantel,

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