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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Gericht, und der gewissenlose de Boullier konnte sich eines Fröstelns nicht erwehren: »Gab es nicht zu jeder Zeit Fürsten, Könige und Potentaten, die bereit waren, Tausende armer Kreaturen für ein paar Quadratmeter wertlosen Bodens zu opfern? Wird nicht seit Jahrtausenden der kleinsten persönlichen Vorteile wegen geopfert?« Und dann fast höhnisch: »Was zählt ein Clint Sherwood gegen ein paar Eckschränkchen in schwarzem Lack mit goldenen Chinoiserien?«
    Und geschäftsmäßig zu de Boullier gewandt: »Ich könnte sie eventuell für hunderttausend bekommen. Gut, Monsieur, wie soll das Geschäft abgewickelt werden?«
    De Boullier griff in die Innentasche seines Mantels. In der Hand hielt er ein kleines, in helles Papier eingeschlagenes Päckchen. Dazu sagte er:
    »Hier sind die Hälften von einhundert Tausendfrankenscheinen. Sobald ich die für mich wichtige Information erhalte, gebe ich Ihnen Bescheid, unter welchem Codewort die anderen Hälften auf der Pariser Hauptpost lagern...«
    Sonnabend, 21. Juli:
    Pauquet informiert Jean Liselle, den Geschäftsführer seines Hauptgeschäftes in der Rue de la Paix, von einer eventuell bevorstehenden Geschäftsreise in die Schweiz und nach Deutschland.

    Sonntag, 22. Juli:
    Pauquet studiert mit fast wissenschaftlicher Genauigkeit eine Reiseroute.

    Montag, 23. Juli:
    Pauquet erscheint bei Jean Liselle und anschließend bei Mademoiselle Grubier, der Geschäftsführerin der Filiale in der Rue Soufflot und teilt beiden mit, daß er zur Begutachtung einiger Stücke verreise. Voraussichtliche Dauer seiner Abwesenheit acht bis zehn Tage.

    Dienstag, 24. Juli:
    Pauquet fliegt nach Zürich, mietet einen Leihwagen und übernachtet im Hotel »Stadt Luzern«.

    Mittwoch, 25. Juli:
    Pauquet sucht nacheinander sechs Antiquitätengeschäfte auf, handelt und erwirbt auf Abruf zwei Putten, eine Klappsonnenuhr, geschätztes Alter dreihundertsiebzig Jahre, und fährt anschließend nach St. Gallen.

    Donnerstag, 26. Juli:
    Pauquet reist über Bregenz, Sonthofen nach Kempten, kauft in örtlichen Antiquitätengeschäften Kleinigkeiten.

    Freitag, 27. Juli:
    Pauquet passiert in Reutte/Tirol zum zweiten Mal die österreichische Grenze, fährt durch bis Garmisch-Partenkirchen und quartiert sich dort im Hotel » Vier Jahreszeiten« ein. Er ersteht am selben Tag in einem Antiquitätengeschäft in der Bahnhofstraße eine Madonna aus dem 16. Jahrhundert.

    Sonnabend, 28. Juli:
    Spaziergänge, Fahrt nach Oberammergau. Pauquet kauft sich derbe Schuhe, eine Kniebundhose und einen Knotenstock.

    Sonntag, 29. Juli:
    Spaziergänge, Fahrt mit einem Omnibus nach Ettal. Besuch des Klosters.

    Montag, 30. Juli:
    Abreise von Garmisch-Partenkirchen. Pauquet reist zum dritten Mal in Österreich ein und erreicht gegen Mittag Innsbruck. Er stellt seinen Wagen auf einem unbewachten Parkplatz im Südteil der Stadt ab und mietet sich im »Haus Bergblick« im Ostteil der Stadt ein.

    Dienstag, 31. Juli:
    Pauquet unternimmt mit Knotenstock, Fernglas und Kamera Tagesausflüge in die Umgebung.

    Mittwoch, 1. August:
    Aktivitäten wie am Vortag.

    2. August
    Pauquet hockte zwischen zwei Felsbrocken und sah hinunter ins Tal.
    Der Wohnwagen war schon mit bloßem Auge auszumachen. Pauquet schätzte die Entfernung zwischen diesem und dem im Hintergrund erkennbaren Einzelgehöft auf rund vier- bis fünfhundert Meter.
    Vor einer Stunde hatte Sherwood von dort offensichtlich Frischwasser geholt. Auf dem Rückweg wurde er von einem kleinen Jungen begleitet, der jedoch vor wenigen Minuten wieder zum Haus zurückgelaufen war.

    20 Uhr 50
    Es begann zu dämmern.
    Durch das Glas konnte Pauquet erkennen, daß Sherwood inzwischen Licht eingeschaltet hatte. Er erinnerte sich mit Schaudern an die Enge eines Wohnwagens, in dem er vor Jahren einmal das Ende eines wolkenbruchartigen Regens abwarten mußte.

    22 Uhr 20
    Leise Radiomusik drang in die Nacht.
    Die Lichter hinter den Fenstern des Bauernhauses waren erloschen.
    Pauquet befand sich nur noch zwanzig Meter vom Wohnwagen entfernt. Nichts deutete darauf hin, daß sich außer Sherwood und ihm selbst noch Menschen in der Nähe befanden.

    22 Uhr 25
    Pauquet klopfte mit dem Knauf seines Knotenstockes leise gegen die Wohnwagentür.
    »Hallo...!« rief er.
    Die Tür öffnete sich. Sherwood hielt ein Buch in der Hand.
    »Monsieur, Sie schickt der Himmel...« Pauquet bediente sich des Französischen. »Ich sah das Pariser Kennzeichen…«
    Er stöhnte und stützte sich erschöpft auf

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