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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Helga fanden es betrüblich, daß sie nicht länger in den Regalen des »Mi-Sa-Ko«-Ladens kramen durften. Dieses Touristengeschäft, das eine eigene Anziehung auf die Reisenden ausübte, bot so wunderschöne handgemachte Gegenstände aus Rentierhorn und — feilen an, daß selbst Feldhoff nicht widerstehen konnte. Für heute nun hatte Bernd Feldhoff eine ausgiebige Schiffsrundfahrt vorgesehen und war baß erstaunt, als Herr und Frau Funke etwas verlegen den Wunsch äußerten, den Tag in Ruhe verbringen zu dürfen. Nun, er war ja nur ihr vorübergehender Angestellter. Ihm war es recht. So unternahm er gemeinsam mit Helga einen ausgedehnten Stadtbummel.

    Es war kurz vor 14 Uhr.
    Feldhoff wollte gerade mit Handtuch und Bademantel zu einem Besuch der Hotelsauna aufbrechen, als es leise an der Tür klopfte.
    »Bitte!«
    Helga trat ein. Rasch und leise. Feldhoff konnte ihrem Gesicht ansehen, daß etwas geschehen sein mußte.
    »Ist was passiert, Helga?« fragte er ahnungsvoll.
    »Ich muß Ihnen was sagen. Es wird meinen Eltern zwar nicht recht sein, aber...« Sie zuckte mit den Schultern, während sich Feldhoffs Unruhe verstärkte. »Ich glaube, meine Eltern sind dabei, eine Dummheit zu machen.« Feldhoff nahm das kleine Mädchen bei den Schultern und dirigierte es zu einem Stuhl. Er zog sich einen zweiten heran und setzte sich ihr gegenüber.
    »Raus mit der Sprache. Was beunruhigt dich?«
    »Mein Vater hat sich aus Deutschland telegrafisch fünfzigtausend Mark überweisen lassen.«
    Feldhoff glaubte sich verhört zu haben.
    »Wieviel?«
    »Ja«, nickte Helga, »fünfzigtausend Mark. Sicher hat ihm Mutti so lange zugesetzt, bis er eingewilligt hat.«
    »Eingewilligt? Wozu?«
    »Ich habe es nur zufällig gehört... Herr und Frau Sarotzky sind auch in Helsinki. Und sie haben meine Eltern überredet, für fünfzigtausend Mark antiken Schmuck zu kaufen.«
    Feldhoff war aufgesprungen. Seine Stimme klang ungläubig, und in seinen Augen stand Fassungslosigkeit.
    »Das gibt es doch nicht!«
    Helga nickte. »Doch. Bedingung war, daß Sie nichts davon erfahren. Glauben Sie nicht auch, daß die Sarotzkys Mutti und Papa betrügen wollen? Und was fangen die mit antikem Schmuck an? Sie haben sich nie für so was interessiert.«
    Feldhoff packte das Mädchen am Arm.
    »Hast du zufällig mitgekriegt, wann das Geschäft abgewickelt werden soll?«
    »Sie sind vor einer Viertelstunde gegangen... Hier, auf dem Zettel steht der Treffpunkt.« Helga reichte Feldhoff ein Stück Zeitungsrand.
    »Hotel Satakuntatalo«, entzifferte Bernd Feldhoff laut, dann nickte er grimmig. »Geh schon hinunter und organisier ein Taxi. Der Bademantel dürfte kaum das richtige Kleidungsstück für einen handfesten Überfall sein.« Nachdem Helga verschwunden war, ließ sich Feldhoff von der Hotelzentrale mit der Polizei verbinden. Als er den Hörer wieder auflegte, wurde es auch für ihn allerhöchste Zeit.

    »Nummer 49... da ist es...« flüsterte Helga und tastete furchtsam nach Feldhoffs Arm.
    Der beugte sich hinunter und preßte sein Ohr gegen die Türfüllung. »Sie sind da...« nickte er. Das Anklopfen ersparte er sich.
    Zunächst beherrschten vier stumme, erstarrte Personen die Szene.
    Sandor Sarotzky, mitten im Geldzählen begriffen, taute als erster wieder auf.
    Während er behend zwei Pakete Banknoten in den Innentaschen seiner Jacke verschwinden ließ, zischte er dem neben ihm sitzenden Willy Funke wütend zu:
    »Wir hatten doch ausgemacht, daß dieses Reisegenie aus dem Geschäft bleibt!«
    »Ja, wo kommst du her?« ereiferte sich jetzt auch Mathilde und sah ihre Tochter vorwurfsvoll an.
    »Aus unserem Hotel, Mutti!« Und voller Trotz rief sie weiter: »Ich wollte gern dabeisein, wenn ihr euer Geld zum Fenster hinauswerft.«
    IVlathilde schnappte schockiert nach Luft. w »Helga!« zeterte sie...
    »Feine Manieren hat das Töchterchen!« bemerkte Sandor hämisch und erhob sich. Daß er dabei seiner Frau mit den Augen einen Wink gab, war Feldhoff nicht entgangen. Mit zwei Schritten war er neben Mathilde Funke und drehte ihr ein Kästchen aus der Hand.
    »Was soll das sein?« fragte er und betrachtete Ringe, Ketten und Armreifen.
    »Antiker Schmuck...« hauchte Frau Funke kaum hörbar.
    »Für fünfzigtausend Mark??«
    Wieder nickte sie Zustimmung. Zum ersten Mal mischte sich auch Willy ein.
    »Sie wissen eine ganze Menge, Herr Feldhoff.« Er sagte es freundlich, und man hörte seiner Stimme die Erleichterung über Feldhoffs Auftauchen an.
    »Stimmt,

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