Lange Finger - flinke Beine
»Weiter!!«
»Zum Haus gehört ein riesiger Park.«
»Was tut er beruflich?«
»George Garner gilt als Experte auf dem Gebiet der Numismatik 1 . Sein Münzgeschäft in Aberdeen scheint gut zu florieren. Sein Hobby...«
»... sind Orchideen!« vollendete Ascot.
»Ja, stimmt!« nickte Ben. »Ich hatte vergessen, daß du das ja weißt.«
»Hauspersonal?«
»Es gibt einen Gärtner, eine Köchin, das ist die Frau des Gärtners, und ein Dienstmädchen. In dem Geschäft in Aberdeen habe ich fünf Angestellte gezählt.«
»Wie lange hast du dich in Schottland aufgehalten?«
»Die ganzen Semesterferien über. Dann wußte ich alles, was ich wissen mußte und sollte. Alle Einzelheiten.« Ascot sah seinen Bruder aufmerksam an. »Du hattest Informanten?«
Der junge Mann hinter dem Steuer senkte den Kopf. Ein schwaches Nicken. Und leise sagte er: »Eine Informantin. Sie heißt Mabel Norman. Sie ist das Dienstmädchen der Garners. Ich ging öfters mit ihr tanzen...«
Ein Lächeln flog über Ascots Gesicht.
»Wie ein Profi... Ich verspreche es dir, Ben: Wenn die Sache erledigt ist, kannst du dein eigenes Leben führen.« Ben legte die Hand auf den Arm seines Bruders. Beschwörend rief er: »Ich hab es gern getan, Ascot, aber ich halte dein Vorhaben trotzdem für Wahnsinn. Willst du dir die ganze Sache nicht noch einmal überlegen? Wir könnten gemeinsam zur Polizei...«
Ascot sah seinen Stiefbruder kalt an.
»Hast du mir vorhin nicht zugehört, Kleiner? Habe ich dir nicht eine schöne Rede über den Haß gehalten? Warum hörst du mir nicht zu, wenn ich dir solche wichtigen Dinge verrate. Ich habe nur für den Augenblick gelebt...« Er holte keuchend Luft. »Bitte, versuch nie wieder, mich davon abzubringen. Und nun die Einzelheiten, bitte. Wie sehen die aus?«
Ben Murphy fuhr sich mit dem Zeigefinger zwischen Hals und Hemdkragen, dann öffnete er den obersten Knopf und lockerte auch die Krawatte.
»Es ist heiß...«, murmelte er, obwohl es ausgesprochen kühl im Wagen war.
»Also«, begann er, »John Akeridge verunglückte im Juni mit seinem Wagen. Er fuhr in die Themse. Nach Zeugenaussagen soll er stark angetrunken gewesen sein. Der Wagen wurde geborgen, Akeridge nicht. Soweit Teil eins. Der zweite Akt beginnt damit, daß Akeridge als Garner zwei Monate später, angeblich aus Neuseeland, in Aberdeen eintraf und einen Münzhandel begann. Ein Jahr später kaufte er das Landhaus in Blackham und heiratete die nicht unvermögende Tochter, da Alleinerbin eines Brauereidirektors, eben jene Eileen Bredford.«
»Du hast hoffentlich Fotos von ihm gemacht?!«
»Mehrere. Auch von seiner Familie. Die Bilder befinden sich allesamt im anderen Wagen.«
»Okay. Und du hast auch die anderen Sachen besorgt?«
»Ja...« Widerwillig nickte Ben. »Obwohl...«
»Ich weiß. Wir wollten nicht mehr darüber sprechen. Wo findet der Wagenwechsel statt?«
»Glaubst du eigentlich wirklich, daß man dich verfolgt?«
»In diesem Fall hieße das nicht Verfolgung, sondern Überwachung. Nein, ich glaube es nicht. Aber Glaube allein genügt mir nicht. Ich möchte nicht noch einmal einen Fehler machen.«
»Das ganze Unternehmen ist ein Fehler!« Ben Murphy blieb störrisch.
»Ich fragte, wo der Wagenwechsel stattfindet!«
»Der andere Wagen steht in einer Tiefgarage in Birmingham. Sie gehört zu einem Warenhaus. Wir fahren hinunter, du legst dich in den Kofferraum, ich zieh einen weißen Malerkittel an, setz eine Brille und eine farbenverschmierte Mütze auf, und wir verlassen die Garage mit dem anderen Wagen.« «
Wieder hatte Ascots Stimme einen ironischen Unterton, als er sich erkundigte: »Hast du das in einem Film gesehen?«
»Hast du eine bessere Idee?« fragte Ben verärgert. »Weiter! Entschuldige, aber ich muß mich erst wieder an höfliche Umgangsformen gewöhnen.«
»Ich habe den Rücksitz gelockert, so daß du genügend Luft bekommst und wir uns unterhalten können. Eine Viertelstunde mußt du aushalten. Wir fahren über Manchester, Carlisle, Glasgow nach Norden. Wenn alles nach Plan geht, übernachten wir heute abend in Glasgow. Morgen fahren wir dann weiter bis Mountain Hill.«
»Was ist Mountain Hill?«
»Ein Ausflugsort, der hauptsächlich von Anglern aufgesucht wird. Von dort sind es noch acht Meilen bis Blackham. Ich habe für morgen abend telefonisch zwei Zimmer in einem Hotel bestellt.«
»Kein Zweibettzimmer?«
»Ich dachte, daß es dir angenehm sein würde, allein zu schlafen...«
»Danke, ja... Wie sieht sein
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