Lange Finger - flinke Beine
Büromöbel...«
Sie unterhielten sich noch eine halbe Stunde, dann bestand Feldhoff darauf, daß Helga wieder in ihre Kabine zurückkehrte...
Der neue Tag begann mit einem unvergleichlich schönen Sonnenaufgang, der einen schönen Tag erwarten ließ. Als sie dann am späten Vormittag in den Hafen von Stavanger einliefen, war die Stimmung fast ebenso gut wie das prächtige Wetter.
Stunden später, es war genau 17 Uhr, legten sie im Zielhafen Bergen an.
Bevor sie sich endgültig auf dem neuen Schiff, dessen Planken für die nächsten zehn Tage ihre Welt bedeuteten, niederließen, führte Feldhoff die drei Funkes zum Abendessen in ein Restaurant der Innenstadt. Spezialität des Hauses: Lachs. Nicht weniger als 24 Zubereitungsarten bot die Speisekarte.
Mitten hinein in die kulinarischen Genüsse erfreute Mathilde Funke ihre Mitesser mit einer Neuigkeit:
»Ach, ich habe ja noch gar nicht gesagt, daß die Sarotzkys ebenfalls die Fjordreise mitmachen.«
Allgemeines Schweigen. Aber noch merkte Mathilde nichts.
»Ist das nicht nett, Willy?«
»Also, wenn du mich so direkt fragst, Hilde, ich finde das weniger nett.«
»Wie meinst du das, Willy?« fragte Mathilde, und es klang nach echter Verständnislosigkeit.
»Sie hat einen abgenutzten Mund, Hildchen!«
»Ei... ei... einen abgenutzten Mund? Was soll das heißen?«
»Sie redet zuviel.«
Mathildes Blicke irrten von einem zum anderen. Ratlos. »Aber... aber sie ist sehr gebildet. Übrigens« — das klang jetzt spitz — »die Sarotzkys haben eine Fabrik für Büroeinrichtungen.«
»Das wissen wir schon, Mutti. Ich finde auch, daß du viel zuviel mit dieser Fregatte zusammensteckst.«
»He... Helga...« entrang es sich fassungslos Mathildes mütterlicher Brust, während sie entrüstet auf das Töchterchen sah. »Du solltest dich schämen, so über fremde Leute zu sprechen.«
Helga schob trotzig die Unterlippe vor und begründete ihren Unmut: »Wenn man auf die Vierzig zumarschiert, läuft man einfach nicht mehr wie achtzehn herum!«
»Bravo!!« Willy Funke hatte es gerufen, und man sah es ihm an, daß ihm Tochter Helga aus dem Herzen gesprochen hatte.
Mathilde, den letzten Rest des köstlichen Lachses hinunterschluckend, wandte sich hilfesuchend an Feldhoff:
»Und was sagen Sie dazu, Herr Feldhoff?«
Der lächelte. »Ich bin Ihr Reisebegleiter, Frau Funke. Als solcher muß ich mich in Zurückhaltung üben. Soll ich mich jedoch als Privatmann äußern, dann muß ich mich wohl oder übel meinen Vorrednern anschließen. Frau Sarotzky mag zwar eine gutgehende Büromöbelfabrik haben, Geschmack dagegen hat sie nicht.«
Willy Funke lachte. »Du bist überstimmt, Hilde!«
Doch Frau Funke gab sich nicht so schnell geschlagen. Trotzig verkündete sie:
»Ich unterhalte mich trotzdem gut mit ihr. Außerdem weiß sie tolle Rezepte. Und von Antiquitäten versteht sie auch eine ganze Menge. Sie unternehmen diese Reise nämlich nur, um sich nach solchen umzusehen.«
Funke winkte ab. »Mag sein, Hildchen, ich jedenfalls möchte diese Reise genießen. Bitte, sei so lieb und halte mir diese Person vom Halse!«
»Sag mal, Mutti, warum kümmert sich eigentlich ihr Mann so wenig um sie?«
Mathilde versuchte ihre Ratlosigkeit zu verbergen. Sie zuckte nur mit den Schultern. Dann fiel ihr ein, was Frau Sarotzky ihr auf dieselbe Frage geantwortet hatte:
»Frau Sarotzky behauptet, er sei ein Naturinhalierer, der sich keine Aussicht entgehen lassen wolle. Vielleicht ist das auch eine Krankheit.«
Willy Funke hob sein Glas und verkündete fröhlich:
»Auf Sarotzkys Krankheit!«
Herrliche Tage schlossen sich an.
Da auch der Wettergott eine friedliche Periode hatte, vermittelte jede neue Seemeile, die sie auf dem Weg zum Nordkap zurücklegten, immer neue, unvergeßliche Eindrücke.
Willy Funke hockte fast den ganzen Tag stumm und überwältigt an der Reling und ließ keinen Blick von den vorbeigleitenden landschaftlichen Kostbarkeiten. Feldhoff, der diese Reiseroute schon zweimal befahren hatte, konnte ihm so manchen Hinweis geben.
Zu den Landausflügen sonderte er sich zusammen mit Willy Funke und Tochter Helga meistens von den übrigen Reisenden ab, während Mathilde nach wie vor die Nähe Paula Sarotzkys suchte.
Als sie jedoch den Hafen von Trondheim anliefen, gingen auch diese Plauderstündchen dem Ende zu. Denn hier in Trondheim trennten sich die Wege der Funkes von denen der Sarotzkys.
Noch am selben Tag flog Feldhoff mit seinen Schützlingen nach Oslo, wo er im
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