Lange Finger - flinke Beine
Hotel »Nordland« drei Zimmer bestellt hatte. Ein Doppelzimmer für das Ehepaar sowie zwei Einzelzimmer für Helga und sich selbst.
Drei Tage waren für die norwegische Hauptstadt vorgesehen. Und es sollten drei volle, bunte Tage werden.
Am ersten Abend allerdings reichte es nur noch zu einen* Bummel zum Vigelandpark, wo Willy Funke einen ganzen Film mit Ansichten des Monoliths verknipste.
Ein Gaunerpärchen macht Pläne
Als Bernd Feldhoff gegen 9 Uhr das Frühstückszimmer betrat, war die Familie Funke bereits vollzählig versammelt. Während ihm Mathilde das ausgezeichnete Weißbrot empfahl, Helga mit launigen Worten die Techniken in der Kunst des Schnarchens ihres Zimmernachbarn zum besten gab, erkundigte sich Willy Funke nach dem Tagesvorha-ben.
»Ich wollte den heutigen Tag zum Damentag erheben, Herr Funke!« sagte Feldhoff. »Und zwar mit einem Besuch der >Norwegian Design<.«
»Was ist das?« fragten alle drei Funkes fast gleichzeitig. »Das ist eine ständige Verkaufsausstellung... Übrigens, die größte in Europa und, ich glaube auch, die schönste.« Eine gute halbe Stunde später befanden sie sich bereits alle zusammen auf dem Weg zur »Norwegian Design«.
Die drei Tage in Oslo waren schneller vorbei, als sie es sich wünschten, und schon wieder hieß es Kofferpacken.
Ein Unterfangen, das diesmal ungleich problematischer war als beim letzten Mal. Und das lag nur an der Verkaufsausstellung...
Der Flug nach Helsinki dauerte knapp zwei Stunden, und Feldhoff war froh, daß sich der Himmel wolkenlos darbot und das »Hinuntersehen« zum großen Erlebnis werden ließ.
Die Zimmer im Hotel waren hell, freundlich und ausgesprochen gemütlich. Genauer: Sie hatten so gar nichts Hotelzimmerhaftes an sich. Der Ausblick ging bis hinüber zum Südhafen, wo gerade zwei größere Passagierschiffe festgemacht hatten.
»Wunderbar... hier gefällt es mir!« rief Willy Funke heiter, als er mit seiner Frau allein war. Und er gab ihr einen zärtlichen Klaps.
»Dieser Feldhoff ist doch ein Prachtbursche, was, Hild-chen?...« Funke sah irritiert in das umwölkte Gesicht seiner Frau. »Nun mach doch nicht so ein miesepetriges Gesicht... Oder hast du was?«
Mathilde ließ sich seufzend auf einen Stuhl fallen und blickte ihren Mann mit einer Mischung aus Sorge und schlechtem Gewissen an.
»Du, Willy, ich muß dir ein Geständnis machen...«
Einige hundert Meter Luftlinie von der Reisegesellschaft Feldhoff & Co. entfernt stand das Hotel »Satakuntatalo«. In einem der Zimmer, es war die Nummer 49, ging ein Mann, hastig rauchend, nervös auf und ab.
Er wollte sich gerade eine neue Zigarette anzünden, als die Tür aufgerissen wurde.
»Na endlich!« rief der Mann und schleuderte die Zigarette achtlos beiseite.
»Du warst ja eine Ewigkeit weg... was ist?«
Paula Sarotzky breitete die Arme aus und rief triumphierend: »Sandor, sie sind da!«
»Na, wie wunderbar«, atmete Sarotzky hörbar auf, wobei sich sein Gesicht mit einem hämischen Grinsen überzog.
»Dann können wir ja jetzt an die Ernte der goldenen Eier
gehen.«
Paula setzte sich an das Bettende und musterte ihren Mann nachdenklich.
»Dieser Feldhoff macht mir Sorgen!« sagte sie.
»Ach was, Paula«, versuchte Sandor ihre Bedenken wegzufegen. »Der Bursche sieht unbequemer aus, als er in Wirklichkeit ist. Ich kenne diese Typen. Sie halten nie, was sie versprechen.« Er stieß ein kurzes hektisches Lachen aus. Paula erhob sich und ging vier-, fünfmal im Zimmer auf und ab. Sandor kannte das und störte ihren Denkprozeß nicht. Schließlich trat sie ans Fenster und sah hinaus.
»Ich werde morgen das Dummchen Mathilde anrufen und ihr mitteilen, daß es meinem geliebten Sandor gelungen ist, antiken Schmuck zu bekommen. Und dann mache ich mit ihr einen Treffpunkt aus, um ihr die kostbaren Stücke zu zeigen. Verlaß dich drauf, daß sie ihrem Göttergatten entsprechend einheizt.«
»Und wie willst du verhindern, daß sie es diesem komischen Reisebegleiter weitererzählt?«
Paula Sarotzky winkte ab.
»Da wird mir schon was einfallen... «
Willy Funke war wütend.
Er war immer wütend, wenn ihn Mathilde zu Dingen überredete, die ihm gegen den Strich gingen. Und dazu gehörte, daß er jetzt vor dem »Satakuntatalo« das Taxi verlassen mußte, um sich antiken Schmuck anzusehen.
»Wie konntest du nurzusagen, Mathilde? Ich versteh’ dich nicht!«
»Willy...«
»Wo wir doch gar nichts von antikem Schmuck verstehen. Wenn wir wenigstens Herrn Feldhoff
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