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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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mitgenommen hätten.«
    Sie lächelte und hakte sich, Friedfertigkeit dokumentierend, bei ihrem Gemahl ein.
    »Sei nicht so ein Brummbär, Willychen, wir sind doch jetzt keine armen Leute mehr...« Und entschiedener: »Und was den Herrn Feldhoff anbetrifft, so habe ich Frau Sa-rotzky versprochen, äußerste Diskretion zu wahren.«
    Vor Zimmer 49 holte Mathilde noch einmal tief Luft, bevor sie zaghaft klopfte.
    »Wie schön, Sie wiederzusehen, liebste Frau Funke!« flötete Paula Sarotzky und zog die leicht Widerstrebende an sich.
    Auch Sandor streckte Funke seine Hand mit einer Miene entgegen, als habe ihm dieser wiederholt das Leben gerettet.
    »Lieber Herr Funke, lassen Sie sich begrüßen! Ich weiß, ich bin schon ein bißchen ein Eigenbrötler. Verzeihen Sie einem älteren Mann, daß er sich auf dem Schiff so wenig um Sie gekümmert hat.«
    Willy Funke suchte krampfhaft nach einer bissigen, boshaften, aber trotzdem höflichen Erwiderung, doch ihm fiel nichts anderes ein als ein zurückhaltendes: »Ich bitte Sie...«
    Nach wenigen Minuten belangloser Konversation richtete sich Sandor Sarotzky hoch auf, wies auf ein kleines schwarzes Köfferchen und sprach mit Feiertagsakzent:
    »Ja, liebe Freunde, Sie wissen, daß meine Leidenschaft Antiquitäten gilt. Und da wiederum dem antiken Schmuck...« Er schnaufte zweimal laut und erregt, bevor er fortfuhr:
    »Ich muß gestehen, daß ich hier in Helsinki das Geschäft meines Lebens gemacht habe.«
    Paula hatte inzwischen mit Tränen in den Augen das Köfferchen auf den Tisch gestellt und den Deckel aufgeschlagen.
    Gespannt und neugierig beugten sich Willy und Mathilde Funke über den Schatz, der aus silbernen Schnallen, zwei Bechern aus Gold, mehreren großgliedrigen Ketten und dazu einigen Münzen bestand.
    »Und wo haben Sie das alles her?« fragte Mathilde gleichermaßen naiv wie ehrfurchtsvoll.
    Es schien Sandor Sarotzky einige Überwindung zu kosten, das Geheimnis zu lüften. Mit leiser, erregter Stimme gab er es schließlich frei:
    »Sie stammen aus dem Besitz des russischen Fürsten Panjukin. Ich habe sie der alten Fürstin abgekauft... für neunzigtausend Mark.«
    »Neunzigtausend Mark?« stotterte Mathilde, und auch Willy schrumpfte vor Überraschung um einen Zentimeter zusammen.
    Jetzt holte Sandor zum entscheidenden Schlag aus:
    »Das habe ich bezahlt. In Wirklichkeit jedoch sind die Stücke mindestens das Vierfache dieses Preises wert!«
    »Das wären ja dann mindestens dreihundertsechzigtausend Mark«, hatte Mathilde blitzschnell überschlagen. Sandor nickte.
    Paula senkte stumm und ergriffen das Haupt.
    »Ja, ein Vermögen...« sagte Sandor. »Und wenn Sie wissen wollen, warum die Fürstin die Stücke so billig abgibt, so liegt das einfach daran, daß sie bereits 92 Jahre alt ist und selbst keine Lust mehr verspürt, Verhandlungen zu führen. Sie lebt völlig zurückgezogen in Kerava.«
    Weder Mathilde noch Willy Funke nahmen an der paradoxen Erklärung Anstoß. Sie waren, wie man unter Gaunern zu sagen pflegt, weichgekocht.
    Und Sandor setzte der Aktion ein Krönchen auf:
    »Sie können sich vorstellen, wie betroffen und unglücklich ich war, als mir die Fürstin auch noch den Rest verkaufen wollte und ich passen mußte.« Er seufzte, ließ resignierend die Schultern fallen und flüsterte bewegt:
    »Es waren wunderschöne Schmuckstücke darunter.«
    »Und warum mußten Sie passen?« erkundigte sich Mathilde leise, und in ihrer Stimme schwang etwas Napoleoni-sches mit.
    »Ganz einfach, weil ich kein Kapital mehr habe. So schnell kann ich einfach keine fünfzigtausend Mark flüssig machen.«
    »Wären die dann auch das Vier- bis Fünffache wert?«
    »Natürlich!« bestätigte Sandor tieftraurig. »Sie entstammen doch derselben Epoche.«
    Paula Sarotzky hätte den Deckel des Köfferchens zugeklappt und trug ihn wie eine kostbare Reliquie zum Schrank.
    Daß sie Sekunden später demselben Möbel ein Tablett mit Flasche und vier Gläsern entnahm, erschien Mathilde fast wie eine Entweihung.

Ein hübscher kleiner Überfall

    Fünf Tage Finnland lagen bereits hinter ihnen. Es waren fünf vollgepackte Tage gewesen.
    Der ereignisreichste dürfte der dritte mit dem Flug nach Rovaniemi gewesen sein.
    Der Aufenthalt in der lappländischen Hauptstadt war faszinierend. Nichts mehr ließ davon ahnen, daß die Stadt am Ende des letzten Krieges fast total zerstört worden war. Als sie am Abend nach Helsinki zurückflogen, taten sie es mit Bedauern.
    Besonders Frau Funke und

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