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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Jahr auch gemeint, und dann packte sie nach vierzehn Tagen schon wieder ihren Koffer.
    Liner: Sie ist eben ein unruhiger Geist.
    Gloria: Sie behauptete, es sei ihr langweilig... Ach ja, bevor ich es vergesse, Sir, Missis Glovenich hat vorhin angerufen. Sie möchte ein paar Neuerwerbungen für die Versicherung schätzen lassen und wollte wissen, wann sie vorbeikommen kann. Ich habe ihr versprochen, daß Sie sie zurückrufen.
    Liner: Okay, vielen Dank, Gloria. Das werde ich gleich erledigen. Und grüßen Sie bitte Ihre Mutter von mir.
    Gloria: Vielen Dank, Sir...

    Glovenich: Ja, bitte?
    Liner: Hier spricht Richard Liner. Gloria hat mir erzählt, daß Sie wieder neue Stücke erworben haben.
    Glovenich: Hallo, Mister Liner, schön, daß Sie anrufen. Ja, ich war mal wieder leichtsinnig.
    Liner: In Italien?
    Glovenich: (seufzt) Ja. Dieser römische Münzhändler...
    Liner: Sie meinen Orcelli.
    Glovenich: Stimmt, ich vergaß, daß Sie ihn ja kennen. Also dieser Orcelli redet einen förmlich in Ohnmacht. Aber ich bin sicher, daß es ein paar äußerst kostbare Stücke sind. Das heißt, wenn man mich nicht übers Ohr gehauen hat.
    Liner: Orcelli ist im Gegensatz zu einigen seiner Konkurrenten ein sehr seriöser Geschäftsmann. Ich bin sicher, daß er Sie nicht betrogen hat. Und ich bin gespannt.
    Glovenich. Und ich bin gespannt darauf, was Sie zu meinen Neuerwerbungen sagen werden. Wann darf ich bei Ihnen vorbeikommen, Mister Liner? Wie wäre es mit morgen vormittag?
    Liner: Morgen vormittag bin ich auf einer Auktion, Mylady. Aber ab 15 Uhr könnte ich Ihnen gern zur Verfügung stehen.
    Glovenich: Ausgezeichnet. Ich werde pünktlich auf die Minute sein.
    Liner: Ich freue mich auf Ihren Besuch!

    Nichts deutete darauf hin, daß der Abend für den Münzhändler Richard Liner in Oxford wesentlich anders verlaufen sollte als die Abende zuvor, seit er Strohwitwer war. Vielleicht würde er ein bißchen fernsehen, vielleicht auch ein oder zwei Telefongespräche führen und in den einen oder anderen Antiquariatskatalog hineinsehen und dann, gegen 23 Uhr, schlafen gehen. Müde und unbefriedigt. Erst seit dem Tag, an dem er Sheyla nach ihrem Sturz in der Tiefgarage hatte ins Hospital bringen müssen, wußte er, wie ihm die abendlichen Zwiegespräche vor dem Kaminfeuer fehlten. Eine Zeitlang hatte er mit dem Gedanken gespielt, zu seinem Bruder zu ziehen. Sich bei ihm für die Dauer von Sheylas Abwesenheit einzuquartieren.
    Ben Liner besaß ein Haus draußen am Rande der Stadt, gleich hinter dem King George Square.
    Daß er es dann doch nicht tat, lag an der Stimmlage seiner Schwägerin. Debbie besaß ein so schrill-nervendes Organ, daß es ihm jedesmal durch den ganzen Körper fuhr, wenn sie von einem Ende des Hauses zum anderen nach Suzie, der Siamkatze, rief. Und da Suzie ständig auf Wanderschaft war, war Debbie ebenso ständig am Schreien. Richard Liner sah zur Uhr: Gleich fünf. Ihm fiel ein, daß er Benson hätte bitten können, Gloria zum Bahnhof zu fahren.
    Ja, daß er daran nicht eher gedacht hatte!
    Er hörte die altmodische Ladenglocke läuten.
    Er liebte den melodiösen Klang der vier Glocken. Benson ging es ebenso... Demselben Benson, der sich eben um den neuen Kunden bemühte...

    Benson: Bitte, Sir, was kann ich für Sie tun?
    Pepe: Man hat mir gesagt: Willst du dir eine Münzsammlung anlegen, dann geh zu Mister Liner und laß dich beraten.
    Benson: (geschmeichelt) Das war sicher der klügste Rat, den man Ihnen geben konnte.
    Sie wollen also neu beginnen?
    Pepe: Ja. Raten Sie ab oder zu?
    Benson: (lächelnd) Ich wäre wohl ein schlechter Kaufmann, würde ich abraten, Sir. Zum anderen gehört das Münzsammeln wohl zu den schönsten Hobbys, die ich mir denken kann. Schließlich bezeichnet man es nicht von ungefähr als königliches Hobby.
    Pepe: Das mag ja sein, nur — finanziell bin ich alles andere als ein König.
    Benson: Das ist kein Grund, seien Sie unbesorgt, Sir. Wenn Sie sich nicht darauf versteifen wollen, ausschließlich Goldmünzen zu kaufen, ist dieses Hobby weit davon entfernt, unerschwinglich zu sein. Haben Sie sich schon darüber Gedanken gemacht, in welche Richtung Sie sammeln wollen?
    Pepe: Was meinen Sie mit Richtung?
    Benson: Nun, es gibt eine Generalsammlung, bei der schlichtweg alles gesammelt wird. Man beginnt bei den alten Griechen, überholt die Römer und sammelt sich langsam in die jüngste Zeit hinein.
    Pepe. Ihrer Miene nach zu schließen, ein mühseliges Unterfangen, was?
    Benson: Nun ja, Sir,

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