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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Wohnung?
    Randy: (etwas nachdrücklicher) Ich bat Sie einzutreten, Sir. Ich erinnere mich an keinen Fall, wo ich eine solche Aufforderung dreimal gesagt habe. Das sollten Sie bedenken!

    Richard Liner kämpft einen doppelten Kampf. Einen gegen seine weichen Knie, den anderen gegen den Kloß in seinem Hals.
    Der herkulisch gebaute Fremde mochte um die Vierzig sein und zog das linke Bein eine Spur nach.
    Elegant gekleidet überragte er Liner um fast zwei Köpfe.
    In diesem Augenblick packte er den Münzhändler am Arm und dirigierte ihn mit eisenhartem Griff zu einem Sessel, der direkt neben der Bücherwand stand.
    Für sich selbst rolle er einen zweiten Sessel heran und ließ sich, keine anderthalb Meter von Liner entfernt, ebenfalls nieder.
    Seine Augen fixierten sein Gegenüber mit solcher Intensität, als habe er vor, Richard Liner zu hypnotisieren.
    Der Buch- und Münzhändler hingegen fühlte sich angesichts der ungeheuren Körpermasse des Eindringlings hilflos wie noch nie in seinem Leben.
    Und das, was er gleich hören und sehen sollte, war nicht dazu angetan, seine Ängste und Befürchtungen zu zerstreuen!

    Randy: (monoton) Ich werde Ihnen jetzt begreiflich machen, Sir, warum Sie nun den unangenehmsten Abend seit langem über sich ergehen lassen müssen. Meine... Liner: (wirft bebend ein) Ich... ich wollte eigentlich ins Hospital. Meine Frau wartet, (tonlos) Bitte, nehmen Sie die Pistole weg.
    Randy: (leise und böse) Erstens ist das keine Pistole, sondern ein Revolver, und zweitens, Sir, unterbrechen Sie mich nie wieder! Nie wieder! Ich müßte Sie sonst zerquetschen, und das entspräche nicht dem Urteil des Gerichts! (holt tief Luft) Nun, kommen wir zur Sache: Meine Leute haben lange nach Ihnen gesucht, Sir. Und für den Fall, daß Sie an Gedächtnisstörungen leiden, Sir, will ich Ihre verwerfliche Tat noch einmal rekonstruieren...
    Liner (räuspert sich)
    Randy: (warnend) Sir — Sie sollen mich nicht unterbrechen! Vor sieben Jahren... Ja, Sir, Sie staunen, daß es schon so lange her ist... also vor sieben Jahren befand sich unser Bruder John in einer verzweifelten Lage. Sein Haus war abgebrannt, sein Schiff gesunken, seine Kinder krank, und seine Frau Gypsie litt unter gefährlichen Alpträumen. Das einzige, was John geblieben war, war seine Fantasie. Und damit, Sir, kam er zu Ihnen! Sir, sagte er, ich bin am Ende, helfen Sie mir! Kaufen Sie mir meine Fantasie ab!
    Oder aber leihen Sie mir tausend Pfund.
    Sie, Sir, lachten ihn aus und warfen ihn hinaus! Sie wollten weder etwas in seine Fantasie investieren noch ihm tausend Pfund leihen.
    Dann aber bekamen Sie es mit der Angst zu tun. Ihr Unterbewußtsein sagte Ihnen, daß es ein großer Fehler gewesen war, John nicht zu helfen. Bei Nacht und Nebel verließen Sie London und gingen nach Oxford.
    Aber — wir fanden Sie! Wir sind elf Brüder, Sir!
    Ich schwöre Ihnen, Sir, daß Ihnen mein Bruder Patrick ein guter Verteidiger war, als wir über Sie zu Gericht saßen.
    Aber auch er mußte sich schließlich dem Spruch der Geschworenen und der Mehrheit beugen.
    (steht auf) Erheben Sie sich, Sir, ich möchte das Urteil verlesen.
    (Geräusch/Papierrascheln)
    (feierlich) Gefaßt, zu Papier gebracht und unterschrieben zu London.
    Das Urteil lautet: Der Verurteilte ist nach London zu überführen und bei mondloser Nacht im sitzenden Zustand von der Towerbridge in die Themse zu werfen. Verlesen und verstanden!
    Sir, haben Sie alles verstanden?
    Liner: (krächzend) Jaja...
    Randy: Dann nehmen Sie wieder Platz. Es ist Ihnen natürlich gestattet, Einspruch gegen das Sitzen zu erheben. Wohlwollend wird man dann prüfen, ob man bereit ist, Sie im Stehen in die Themse zu werfen... (räuspert sich) Obwohl das Urteil gesprochen ist, steht es Ihnen zu, noch etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen. Sprechen Sie!
    Liner: Ich... ich... ich kenne Ihren Bruder John gar nicht, und ich war auch noch nie längere Zeit in... in London...
    Randy: (freundlich) Das klingt gut... O ja, das hätte ich sicher auch zu meiner Verteidigung gesagt. Und nun wollen wir schweigen, bis meine Brüder kommen. Und reden Sie nicht und machen Sie keinen Fluchtversuch, denn, Sir, das Urteil sagt nichts darüber aus, ob wir Sie tot oder lebendig in die Themse werfen!

    Richard Liner schloß die Augen.
    Er fürchtete, sein Gegenüber könne lesen, was darin stand: ein Irrer!
    Ja, dieser riesenhafte Mensch konnte nur ein Irrer sein. Was aber tat man gegen einen Irren, der dazu noch eine Pistole!... nein, einen

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