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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Revolver zwischen den Füßen liegen hatte?
    Bewegungslos saß der unheimliche Fremde vor ihm. Dreißig Minuten vergingen.
    Dreißig Minuten, in denen Richard Liner unaufhörlich der Angstschweiß über den Rücken lief.
    Das Ticken der Uhr war das einzige Geräusch.
    Eine weitere Stunde verging, draußen begann es bereits zu dunkeln.
    Sollte er aufspringen und versuchen, aus seiner Wohnung zu flüchten? Nein, sein Bewacher würde ihm zweifellos in den Rücken schießen.
    Er versuchte vergeblich, klare, vernünftige und vor allen Dingen logische Gedanken zu fassen.
    Noch einmal verrannen die Minuten einer halben Stunde. Wie unbequem ein so bequemer Sessel sein konnte!
    Er wagte es kaum, durch Hin- und Herrutschen Geräusche zu erzeugen. Und dann... dann zuckte er zusammen, als sei ein Schuß losgegangen. Dabei hatte nur das Telefon geklingelt! Der Riese bückte sich nach seiner Waffe und wandte sich, nach einem drohenden Seitenblick auf Liner, dem Telefon zu...

    Randy: Ja???
    (lange Pause/ dann verzweifelt) Aber das ist ja furchtbar, Bruder!
    (Auflegen)
    Sir, es tut mir unendlich leid... Ich bin untröstlich, verzweifelt, beschämt... Die Peinlichkeit läßt meine Stimme stocken... Soeben erfahre ich... ich wage es kaum äuszusprechen... Soeben erfahre ich, daß Sie der falsche Mann sind. Man hat mir eine falsche Hausnummer genannt. Bitte, Sir, tragen Sie es einem von elf Brüdern nicht nach, daß er irrte!

    Es knallte zweimal heftig, als nacheinander die beiden Türen zufielen. Viele Sekunden vergingen, bis Richard Liner begriff, daß der Spuk vorüber war.
    Und es bedurfte noch einmal des Ablaufs weiterer zwei Minuten, bis es ihn glühendheiß durchfuhr und er urplötzlich, von einem Atemzug zum anderen, erkannte, was und warum sich das alles so und nicht anders abgespielt hatte!

    Liner: (stöhnt) Oh, mein Gott, und ich habe es nicht gemerkt !

    Das waren seine letzten Worte, ehe er zum Telefon stürzte.

    Die kriminalistische Schlußfrage:
    Warum wurde Richard Liner diese makabre Komödie vorgespielt?

Vom Polizisten, der durch ein Nadelöhr ging

    Eine von trauriger Heiterkeit durchzogene Geschichte in fünf Akten

    In jeder Verkleidung war Gary Hopkins perfekt. Ob als Straßenreiniger,
    Arzt,
    Heilsarmeeoffizier,
    Omnibusschaffner,
    Nonne,
    Schornsteinfeger,
    Speiseeisverkäufer oder Ordensbruder.
    Niemand hatte bisher je Zweifel an dem gespürt oder geäußert, was er gerade darstellte.
    Da er auch seine Stimme nach Belieben verändern konnte, gingen bisher alle Gegenüberstellungen aus wie das Hornberger Schießen. Nach Ansicht der Polizei, die schon mit den Zähnen knirschte, wenn sie nur seinen Namen hörte, hatte Hopkins irgendwo in Dublin ein Versteck, wo er alle seine Verkleidungen aufbewahrte.
    Der 19. September, ein Mittwoch, war ein Tag, der der Dubliner Polizei noch lange im Gedächtnis haftenbleiben sollte. Für diesen Tag nämlich hatte sich Hopkins wieder mal etwas ganz Besonderes vorgenommen.
    Und da er nicht nur ein Künstler im Verändern von Aussehen und Stimme war, sondern auch ein Könner, was die Planung und Vorbereitung anbetraf, schien alles wieder erfolgreich zu verlaufen...

Der 1. Akt

    Wie an jedem Tag, wollte Arnie Stamford auch heute um 13 Uhr seinen Laden für eine Stunde schließen.
    Es handelte sich dabei um eine Lotterieannahme mit Tabakwarenverkauf. Ein Einmannbetrieb.
    Bereits auf der Straße, sah er plötzlich in das schnauzbärtige Gesicht eines Cops.
    »Hallo«, krächzte der heiser, »ich brauch’ noch eine Stange Zigaretten!«
    Arnie Stamford verzog sein Gesicht zu einem säuerlichen Lächeln.
    »Na, Policeman, bei einer Stange will ich mal eine Ausnahme machen. Aber nur, weil Sie so jämmerlich erkältet sind.
    »Danke!« keuchte der Polizist.
    »Sie sollten statt zu rauchen lieber einen ordentlichen Grog aus zwei Dritteln Whisky und einem Drittel Rum trinken. Ich habe erstklassige Sachen auf Lager!«
    »Die Zigaretten sind nicht für mich, die sind für den Inspektor.«
    Stamford schloß die Ladentür wieder auf und ließ dem Polizisten den Vortritt. Auf dem Weg zum Tresen erkundigte er sich:
    »Welche Sorte soll’s denn sein?«
    Als er keine Antwort erhielt, wandte er sich zurück. »Ich frage, weil...« Der Rest blieb ihm angesichts des riesigen, auf ihn gerichteten Colts im Halse stecken. Der Polizist stand hochaufgerichtet mit der Waffe in der Hand keinen Meter von ihm entfernt und starrte ihn mit hypnotischen Blicken an.
    »In genau drei Minuten, Fettsack,

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