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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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von damals bis auf zwei Ausnahmen auch heute noch zu. Die eine Ausnahme ist, daß es jetzt im Hauptgeschäft nicht mehr zwei, sondern drei Angestellte gibt. Und zwar zwei Männer und eine Frau. Das etwas späte Mädchen heißt Gloria Fletcher und arbeitete früher in dem anderen Laden.
    Boß: Du meinst das Antiquariat.
    Pepe:i&. Ist ziemlich viel Betrieb dort, (lacht) Nur ein altes deutsches Kochbuch war nicht aufzutreiben.
    Boß: (erstaunt) Sammelst du neuerdings deutsche Kochbücher?
    Pepe: Der Kaufwunsch gehörte zu meiner Sondierung. Nur wer ausgefallene Dinge sammelt, hat das Recht auf neugierige Fragen.
    Boß: (lächelt) Und wenn sie nun wirklich eines parat gehabt hätten, was dann?
    Pepe: Wäre ich über den Preis erschrocken und zerknirscht von dannen gezogen.
    Boß: Mir unbegreiflich, wie einer auf der einen Seite einen Münzhandel betreiben kann und auf der anderen Seite ein Geschäft mit Büchern.
    Pepe: (schulterzuckend) Vielleicht sind die Bücher seine Liebhaberei.
    Boß: Schließt er seine Goldmine noch immer um 18 Uhr ab?
    Pepe: Pünktlich! Man kann, ohne nachzusehen, beim Herunterrasseln der eisernen Rolläden seine Uhr auf sechs stellen. Er selbst verschließt auch die hintere Tür höchstpersönlich.
    Boß: Und die Alarmanlage?
    Pepe: Auch da stimmen die Informationen vom Riesen: Sie wird per Telefon eingeschaltet.
    Boß: Du sprachst von zwei Ausnahmen. Was hat sich noch geändert?
    Pepe: Unser Freund ist zur Zeit Strohwitwer, seine Frau liegt im Krankenhaus.
    Boß: Die Ärmste. Schlimm?
    Pepe: Ihr Fall erinnert mich an den Riesen: Sie soll einen äußerst komplizierten Beinbruch haben.
    Boß: Hm...
    Pepe: Er selbst fährt noch denselben Wagen wie in Randys Bericht.
    Boß: Den Rover 2000 also.
    Pepe: Ja, dunkelgrün, Baujahr 77.
    Boß: Was ist mit dem Schlüssel? Glück gehabt?
    Pepe: Wie kannst du daran zweifeln! Mit Trick 22 war es eine Kleinigkeit.
    Boß: Und wie geht der?
    Pepe: Man nehme einen unbekannten Professor, der angeblich gestreifte Gänse züchtet und spaziefenführt, einen Herzanfall, der keiner ist, eine nichtvorhandene Pille und eine hilfsbereite Putzfrau. Und wenn man es dann noch schafft, in acht Sekunden den Schlüssel aus dem Schloß zu ziehen, einen Abdruck zu machen und ihn wieder zurückzustecken, dann hat man die Partie gewonnen. Hier ist das kostbare Stück!
    (Schlüssel klappert auf Tischplatte)
    Boß: (zufrieden) Ausgezeichnet. Du bist dein Geld wirklich wert, Pepe.
    Pepe: (lachend) Das hört der Pepe gern. Wann soll’s denn losgehen?
    Boß: Ich muß noch mit dem Riesen sprechen. Sobald er wieder richtig gehen kann. Ich hoffe jedenfalls, daß es nicht mehr länger dauert als vierzehn Tage.
    Pepe: Das wäre gut. Ich brauche nämlich dringend eine größere Summe Kleingeld.
    Boß: Und wozu?
    Pepe: (flüstert) Um es in große Scheine umzutauschen, Boß!

    Die Liner-Münzgesellschaft in Oxford gab es seit 1880. Und in diesen siebenundneunzig vergangenen Jahren hießen die jeweiligen Inhaber immer Liner.
    Im Augenblick war Richard Liner an der Reihe. Ein feingliedriger Gentleman von 59 Jahren, der fast ebenso weltfremd war wie geschäftstüchtig. Eine Mischung, wie sie nur äußerst selten zustande kam.
    Und dieser Richard Liner blickte recht gestört von seinem Schreibtisch auf, als es jetzt an die Tür seines Büros mit den vielen Tresoren klopfte.

    Liner: (ungeduldig) Herein!
    (Tür)
    Gloria: Sir, ich wollte Sie fragen, ob ich heute eine Stunde früher gehen könnte. Ich würde gern meine Mutter vom Bahnhof abholen.
    Liner (freundlich) Aber selbstverständlich. Wie geht es der alten Dame denn?
    Gloria: Oh, am Telefon hört sie sich immer äußerst fidel und unternehmungslustig an. Sie war ja auch bis auf den heutigen Tag nicht eine Stunde lang krank.
    Liner: (seufzt) Die Beneidenswerte.
    Gloria: Es tut mir leid, daß Ihre Frau noch immer im Krankenhaus bleiben muß, Sir.
    Liner: Ja, wer hätte das gedacht, daß sich ein Beinbruch so auswirken kann...
    Ich habe vorhin mit Doktor Beils telefoniert. Es besteht leider kaum Aussicht, daß sie vor Ablauf der nächsten vier Wochen entlassen werden kann. Wie er mir sagte, bildet sich unter dem Gips immer wieder Feuchtigkeit.
    Gloria: Sicher ist sie sehr unglücklich?
    Liner: Sie trägt’s mit Geduld, Gloria. Es hätte alles ja noch viel schlimmer kommen können... Tja, wie lange will Ihre Mutter denn in Oxford bleiben?
    Gloria: Sie sprach von vier Wochen.
    Liner: Vier Wochen, soso...
    Gloria: Aber das hat sie im vergangenen

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