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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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mit vielem, was Jamessy tat, nicht einverstanden.
    Tage wie der heutige ärgerten ihn ebenso, wie sie ihn freuten. Er sah Elaine gern, er liebte ihre Ausgelassenheit und ihre Spontaneität, aber er hatte wenig Verständnis für die Art, wie sie Wiedersehen feierten. Er dachte an das Geschenk, das ihm Elaine aus Japan mitgebracht hatte: einen wunderschönen handgeschnitzten Pfeifenschrank zum Aufbewahren von 24 Tabakspfeifen.
    Eigentlich war der Abend wie immer abgelaufen.
    Zuerst hatte Elaine, die berühmte Sopranistin, eine Stunde lang ganz allein für ihren Mann gesungen. Anschließend begannen die Champagnerkorken zu knallen, und Elaines Gesang wurde von der Musik aus dem Radio abgelöst. McLean hob die Hand und las die Zeit an seiner Armbanduhr ab. 0 Uhr 30.
    Seit einigen Minuten hörte er keine Stimme mehr. Nur Radiomusik, es war der Sender Monaco, drang bis in seine Nische auf dem Vordeck. Er steckte die Pfeife in die Rocktasche, faltete die Hände über dem Bauch und beschloß, noch ein Viertelstündchen die Nacht zu genießen.
    Ja, und dann, ganz plötzlich, entgegen aller Gewohnheiten, schlief Scott McLean, Kapitän der »Antoinette«, fast übergangslos ein...

Spuren

    Das Geräusch, das der Elektromotor des Bootes verursachte, erinnerte entfernt an das leise Schnurren einer Nähmaschine.
    Das Meer lag wie ein schwarzer Spiegel vor ihnen, und die illuminierenden Lichter am Ufer erschienen immer unwirklicher.
    Die »Antoinette« ankerte von allen Jachten am weitesten vom Ufer entfernt. Und selbst zwischen ihr und dem nächsten Schiff lagen über dreihundert Meter Wasser. Eine Tatsache, die Powers und Komplizen sehr zu schätzen wußten.
    Während Boris Powers, im dunklen Trainingsanzug steckend, das Ruder bediente, hatten sich Charles Lambier und Louis Gatouche in Bademäntel gehüllt. Darunter trugen sie nur noch Badehosen. Das heißt, Gatouche war noch mit einem wasserdichten Beutel ausgestattet. Er hing ihm am Hals und sollte die Beute aufnehmen. Ihre Hände steckten in hauchdünnen Chirurgenhandschuhen.
    Powers schaltete den Motor ab, und noch eine Weile behielt das Boot den eingeschlagenen Kurs bei.
    Powers’ Uhr zeigte 0 Uhr 58 an.
    Von Bord der »Antoinette« klang Musik zu ihnen herüber. Nur wenige Lichter brannten noch außer den Positionslampen auf der Drei-Millionen-Dollar-Jacht.
    Powers ließ einen kleinen Treibanker über die Bordwand gleiten, um zu starkes Abdriften zu vermeiden. Lambier und Gatouche entledigten sich ihrer Bademäntel. »Am besten wird sein, wenn wir einen großen Bogen achtern herum schwimmen und von der Seeseite her an Bord klettern«, schlug Lambier vor.
    »Ja, dafür bin ich auch!« stimmte Gatouche zu, und auch Powers wußte keine Einwände.
    Fast ohne Geräusch glitten die beiden Männer in das noch immer warme Wasser des Mittelmeeres.
    Scott McLean erwachte.
    Sein erster Blick galt der Uhr: 1 Uhr 20.
    Er schüttelte den Kopf über sich selbst. So unkontrolliert einzuschlafen, war sonst nicht seine Art. Und jetzt erinnerte er sich auch: Ein Geräusch hatte ihn geweckt. Ein Geräusch, das nicht zur Musik paßte, das jedoch Ähnlichkeit hatte mit dem feinen Quietschen, das entstand, wenn man langsam die Tür zum Salon öffnete. Er erhob sich und streckte sich.
    »Zeit zum Schlafengehen!« murmelte er und dachte lächelnd über den Sinn dieser Worte nach.
    Seine Gedanken wanderten zu William Jamessy. Sicher würde der jetzt wieder im Sessel neben dem Kamin lümmeln und ganz fürchterlich schnarchen, während Elaine zusammengekringelt wie eine Katze auf dem Diwan lag. Langsam schlenderte er mittschiffs.
    Doch dann stutzte er. Sein Verstand brauchte ein paar Sekunden, um das umzusetzen, was seine Augen sahen. Und während dieser Sekunden schlug sein Herz, wie es schien, laut und dröhnend gegen seine Brust. Fremde waren an Bord.
    Und sie mußten im Salon sein. Denn genau dorthin führten die nassen Spuren auf den Planken. Ebenso bestand kein Zweifel daran, daß sie das Schiff noch nicht wieder verlassen hatten, denn die Spuren führten nur in eine Richtung. Das Quietschen war also doch nichts Traumhaftes gewesen.
    Scott McLean handelte blitzschnell. Er wußte, daß die ungebetenen Besucher jeden Augenblick zurückkommen konnten.
    Er brauchte nicht einmal eine Minute zu seiner Kabine hin und zurück. Sein Atem ging keuchend, als er wieder gegenüber der Tür zum Salon Aufstellung nahm. In der Linken hielt er einen starken Handscheinwerfer, während unter dem rechten Arm eine

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