Lange Finger - flinke Beine
doppelläufige Schrotflinte klemmte.
Und da tauchten sie auch schon auf.
In leicht gebückter Haltung schoben sie sich durch die Tür _ und erstarrten.
Lambier und Gatouche waren klug genug, um einzusehen, daß sie im Duell zwischen nackter Haut und zwei Läufen Schrot den kürzeren ziehen würden.
Resigniert ergaben sie sich in ihr Schicksal.
Scott McLean litt jedesmal an trockenem Mund und beschleunigtem Herzschlag, wenn er an diesen Vorfall zurückdachte.
Nicht auszudenken, was geschehen wäre, hätte ihn in jener Nacht nicht die Müdigkeit für kurze Zeit übermannt. Seit derselben Nacht übrigens war Jerry Norman, der Chef von Jamessys Leibwächtergarde, spurlos verschwunden. Alle Nachforschungen, die Jamessy veranlaßte, verliefen im Sande.
Manche behaupten, er müsse wohl ertrunken sein, denn er sei ja Nichtschwimmer gewesen...
Die Reise nach White Horse
Eine Geschichte aus Dialogen, frei nach der Erinnerung des 179 Zentimeter großen Geologen Mike Sander.
Es reisten:
Richard Bradley, der Boß
Jack Miller, der Fahrer
Daddy, der Alte
Jim Halsten, der Häßliche
Miß Patter, eine angeblich schlechte Lehrerin
und Mike Sander, der sich erinnert.
Ein Ingenieur namens Förster half mit, daß die vorher Genannten überlebten.
Schauplatz:
der Alaska-Highway
Ich heiße Mike! Mike Sanders.
Eigentlich bin ich Geologe und kein Geschichtenerzähler. Aber immer um die Adventszeit herum kommt mir die Erinnerung an eine kuriose Geschichte, die ich gerade in dieser Zeit erlebte.
Wir waren damals zu fünft, und es ist wohl das beste, wenn ich zu Beginn meine Kameraden vorstelle.
Da wäre zunächst Richard Bradley.
Er war der Boß unseres kleinen Trupps. Ein feiner Kerl, der für alle Verständnis hatte und für den jeder von uns durchs (wie es so schön heißt!) durchs Feuer gegangen wäre.
Dann Jack Miller, der Fahrer.
Jack war erst 24 Jahre, aber ein Wagenlenker, wie man sich ihn besser nicht wünschen konnte.
Der Dritte im Bunde hieß Bob Lou.
Er war der Älteste, und wir nannten ihn nur »Daddy«. Daddy hatte die 60 längst überschritten und sollte eigentlich hinter dem Ofen sitzen und Pfeife rauchen.
Sagen durfte man ihm das allerdings nicht. Denn dann wurde er bitterböse und behauptete mit gereizter Stimme, daß er sich wie dreißig fühle.
Der letzte war Jim Halsten.
Ewig zu Späßen aufgelegt, ein Mann, der ebensogut »Hans Dampf« heißen konnte.
Das Abenteuer, von dem ich erzählen will, begann Ende November in Fairbanks in Alaska.
Wir hatten den Boden in der Nähe von Fairbanks nach Kohle und Erzen untersucht und diesen Auftrag zur allgemeinen Befriedigung hinter uns gebracht.
Am Freitag sollte die Rückreise nach Edmonton beginnen. Dort war der Hauptsitz unserer Firma.
Unser kleiner Omnibus, der außer uns noch alle geologischen Instrumente und Gerätschaften faßte, war reisefertig-
Über den Alaska-Highway wollten wir in drei Stationen und acht Tagen die über zweitausend Kilometer lange Strecke schaffen.
Mister Hilger, unser Auftraggeber in Fairbanks, hatte uns großzügig mit Reiseproviant versorgt.
Jeder von uns war bemüht, sich in der Enge des Wagens für die lange Fahrt ein einigermaßen gemütliches Fleckchen zu machen.
Um 14 Uhr wollten wir starten.
Um 14 Uhr war es auch, als Jack den Anlasser drehte. Doch da dröhnte uns Jims tiefer Baß in die Ohren...
Jim: Hallo, Boß — meint die uns?
Richard: Was... wer...??
Jim: Dort drüben, die alte Miß mit dem komischen Hut. Die winkt doch uns.
Sie hatte tatsächlich uns gemeint. Und auch ihre Stimme ließ sich hören, wie sie da, wild die Arme schwingend, ein ums andere Mal schrie: »Halt!! Halt!!! Halt!!!«
Richard, der neben Jack Miller, dem Fahrer, saß, kurbelte das Fenster herunter.
Richard: Was gibt’s denn, Madam?
Miß: (atemlos) Teufel, Teufel! Ich bin Miß Patter. Sind Sie zufällig Mister Bradley?
Richard: Genau, der bin ich.
Miß: Hier... Mister Hilger schickt Ihnen diesen Brief. Richard: Jack, stell den Motor ab.
Richard nickte Miß Patter freundlich zu, drängte seinen dicken Zeigefinger in den Umschlag und fetzte ihn auf. Ich erinnere mich noch genau, wie seine Lippen den Text murmelten, wie er stutzte, den Kopf kaum wahrnehmbar schüttelte, und wie sich der gesamte Ablauf noch einmal wiederholte. Daddy war der Ungeduldigste von uns.
Daddy: Nun sag schon, was er schreibt, Richard!
Richard: Tja, Daddy, wir sollen eine Lady bis nach White Horse mitnehmen.
Daddy: Eine Lady mitnehmen?
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