Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
einziges Mal um, als er die Wohnung verließ...

Diese Geschichte erzählt, was gewesen

Wenn Scott McLean nicht geschlafen hätte

    nämlich: alles ganz anders, als es schließlich geworden ist.

    Beteiligt sind:
    fünf Männer und eine Frau

    Schauplätze:
    in, am und auf dem Wasser der Riviera

    Nacht...

    Es war eine Nacht für
    späte Spaziergänger,
    Träumer,
    Verliebte,
    Nichtstuer,
    Romantiker,
    Mondanbeter,
    Sternengucker,
    Nachtschwimmer
    und Mitternachtsangler.

    Es war weniger eine Nacht für Einbrecher,
    Fassadenkletterer,
    Schmuggler,
    Autodiebe und böse
    Ränkeschmiede.

    Es war eine helle Nacht, die lau und seidenweich über der Côte d’Azur lag. Die lärmende, vielsprachige und hektische Betriebsamkeit, die tagsüber die Straßen und Gassen des berühmten Mittelmeerortes erfüllt hatte, war verstummt; sie schien sich verlagert zu haben in die unzähligen Bistros, Restaurants und Diskotheken.
    Seit über einer Stunde schon wartete der Mann, verschmolzen mit dem Schatten einer Palme, auf ein nur ihm bekanntes Ereignis, und man mußte lange und genau hinsehen, um zu erkennen, daß da ein Mensch stand.
    Kurz vor 1 Uhr kam Bewegung in den Wartenden. Zwei Männer hatten das gegenüberliegende Bistro verlassen und strebten, sich laut unterhaltend und scheinbar bester Laune, der Rue Michel zu. Der Beobachter, der in einem maßgeschneiderten weißen Anzug steckte, machte sich an die Verfolgung der beiden französisch sprechenden Männer.
    Seine federnde Gangart hatte etwas Katzenhaftes. Bei jedem Schritt holte er auf, kam den Ahnungslosen näher. Noch waren es fünfzehn Meter, die sie voneinander trennten.
    Noch zwölf, noch zehn, acht,
    schließlich ging er nur noch fünf Meter hinter den Verfolgten, die ihren geräuschlosen Schatten noch immer nicht wahrgenommen hatten. »Hallo, Messieurs!«
    Die beiden stoppten und wandten sich um. Sie schienen nicht sicher, ob das leise Rufen ihnen gegolten hatte.
    »Meinen Sie uns, Monsieur?«
    Der Weißgekleidete stand nun vor ihnen. Er nickte höflich.
    »Ja, ich hätte mich gern ein wenig mit Ihnen unterhalten!« sagte er mit dunkler Stimme, der deutlich der englische Akzent anzuhören war.
    Fast unmerklich war bei den beiden Männern eine Verwandlung vorgegangen. Das eben noch Zwanglose, Gelöste, war gespannter Aufmerksamkeit, ja, mehr noch, Mißtrauen gewichen. Alles an ihnen dokumentierte deutlich erkennbare Bereitschaft zur Abwehr, ganz gleich, was passieren sollte.
    »Worüber unterhalten?« fragte der größere der beiden reserviert zurück.
    »Ich möchte mit Ihnen gern über gewisse Geschäfte plaudern.«
    »Ich schätze, daß es sich hier um eine Verwechslung handelt!« meinte der andere, noch kühler als sein Begleiter eben.
    Der Mann im weißen Anzug lächelte. »Das gesunde Mißtrauen gegenüber jedermann zeichnet den Profi aus. Damit Sie sehen, daß ich weiß, mit wem ich spreche: Sie, Monsieur, sind Charles Lambier, und Sie, Monsieur, sind Louis Gatouche!«
    Waren die beiden Erkannten erstaunt, so ließen sie es sich nicht anmerken.
    »Und wer sind Sie?« fragte Gatouche, und es klang nicht sonderlich neugierig.
    »Ich bin Boris Powers!«
    »Was natürlich ein falscher Name ist«, warf Lambier ein, und Powers nickte:
    »Natürlich! Was halten Sie davon, wenn wir uns ein wenig in den Sand setzen? Dort kann uns niemand belauschen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob wir an dem interessiert sind, was Sie uns erzählen wollen«, meinte Lambier. Er sah seinen Begleiter an, und so, wie sie sich ansahen, wußten sie, wie sie sich entscheiden würden. Schließlich waren sie zu zweit, und da sie schon einzeln für jeden anderen eine Gefahr darstellten, bedeutete das »Zusammen« ein Bollwerk. »Okay!« sagte Gatouche.
    »Okay!« sagte auch Lambier, und beide lächelten ein tiefgefrorenes Lächeln.
    Einträchtig überquerten sie die Rue Michel und ließen sich zehn Minuten später im Sand des Strandes nieder, absolut sicher, von niemandem belauscht werden zu können. Hatten sie bisher Belanglosigkeiten ausgetauscht, änderte sich das jetzt abrupt.
    »Man hat mir erzählt«, begann Powers, »daß Sie in Paris die raffiniertesten und gewagtesten Coups durchgeführt haben, ohne daß Ihnen die Polizei je mit entscheidenden Beweisen den Boden unter den Füßen wegziehen konnte.«
    »So ist es!« stimmte Gatouche zu, und er ließ dabei seiner Genugtuung über diesen Tatbestand freien Lauf, indem er seine Arme schwingen ließ wie ein Vogel seine Flügel. Und Lambier

Weitere Kostenlose Bücher