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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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breitesten Strand, ich betone Sandstrand, kennenzulernen, den es gibt. Der Kniep ist einen Kilometer breit.«
    »Wen sollte ich dort mit meiner Gitarre erfreuen? Meine schönsten Melodien würden verweht.« Der junge Mann lachte: »Da würde mich doch kein Aas hören. Und ich brauche Anerkennung wie andere das Mittagessen.«
    Es wurden noch kurzweilige Kilometer. Und Theo Klinger war richtig enttäuscht, als der Seemann in spe kurz nach Frankfurt sagte: »Ich hab’ mir’s überlegt, ich werde doch lieber schon in Gießen aussteigen.«
    »Ist Ihnen mein Wagen nicht bequem genug?«
    »Der Wagen und der Fahrer sind Klasse, ehrlich. Aber in Gießen ist es noch hell, und ich habe eher die Chance, einen Wagen zu finden, der mich nach Hamburg oder wenigstens in die Richtung mitnimmt als im schon dunklen Kassel. Bei Dunkelheit ist es immer schwer, mitgenommen zu werden.«
    »Wie Sie wollen!« hatte Theo geantwortet. Natürlich stimmte dieser Einwand. Er wußte von sich selbst, daß er aus einem Gefühl der Unsicherheit heraus nach Einbruch der Dunkelheit keine Anhalter mehr mitnahm. Warum sollten andere anders denken als er?

Die dritten

    Als er dann in Höhe Bad Hersfeld, wo er tankte, von der Toilette zurückkam, glaubte er zuerst zu träumen, doch es war kein Traum, es war Realität.
    Unverschämte, sprachlos machende Realität.
    Im Fond seines Wagens saß ein junges Pärchen in Leder und Fransen und nickte zum plärrenden Rhythmus einer Rocknummer, die aus einem Transistor kam.
    »Reg dich nicht auf, Theo«, sagte Theo zu sich, »denk daran, daß du dich auf der Reise in ein Urlaubsparadies befindest.« Gemessenen Schrittes ging der Schneidermeister auf seinen Wagen zu. Trotz allen guten Willens konnte er nicht verhindern, daß seine Miene einen gewissen starren Ausdruck annahm.
    Einen halben Meter vor seinem Gefährt blieb er stehen. »Hallo!« sagte das blondgesträhnte Mädchen und winkte ihm mit der Hälfte ihrer linken Hand einen freundlichen Gruß zu.
    »Hallo!« sagte auch der Jüngling, ohne jedoch das rhythmische Kopfnicken zu unterbrechen. Da sich jedoch in Theos Gesicht kein Muskel zwecks Kommunikation bewegte, stellte er das Radio ab. Sein linker Daumen deutete auf das Mädchen. Und mit einem Grinsen im flaumbewachsenen Gesicht sagte er:
    »Mein Zahn hier hat gehört, wie Sie an der Zapfsäule sagten, daß Sie an die Nordsee fahren. Na ja, zu dritt geht’s leichter als allein, dachten wir. Man kann eine Menge quatschen und auch so, na Sie wissen schon, was. Mein Zahn kennt eine Menge prima Witze. Und singen kann sie auch... Und weil das Fenster offen war, sind wir Ihrer Einladung nachgekommen! War’s nicht so, Puppi?«
    Puppi nickte.
    Theo schwieg noch immer.
    »Nur nicht provozieren lassen, die Ruhe bewahren.« Und er brachte dabei doch wirklich so was Ähnliches wie ein Lächeln zustande.
    »Is was?« fragte das Mädchen irritiert.
    »Dich kenn’ ich doch«, sagte Theo zu ihr und schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Mich???«
    »Ja, du bist doch das arme Radieschen, dem die Zigeunerin prophezeit hat, daß es mit zwanzig an Staublunge stirbt.« Das Ledermädchen schluckte, sah seinen Begleiter aus einer Mischung von Unbehagen und Ratlosigkeit an.
    »Was soll’n das? Da müssen Sie mich aber verwechseln.«
    »Laß, Puppi, der Vater will dich doch bloß aufn Ärgertrip bringen. Stimmt’s, Vater?«
    Theo schloß die Tür auf, zog den Knopf der hinteren Tür hoch und öffnete sie. Dabei sagte er:
    »Meine Hilfsbereitschaft ist weit über die Grenzen Deutschlands bekannt, doch dort, wo ich nicht mal >bitte einsteigen!< sagen darf, hört sie auf. Und jetzt: Raus!« Das Mädchen zog einen Schmollmund und quetschte durch die Zähne:
    »Sie sind ’n oller Spielverderber, Opa! Ein richtiger oller Querkopp!« Und zu ihrem Begleiter gewandt maulte sie: »Hab’ dir gleich gesagt, daß die piekfeine Pflaume faul ist!«
    Erst beim Aussteigen konnte Theo sehen, daß der männliche Teil der uneingeladenen Gäste eine Bohnenstange von mindestens zwei Meter Länge war. Und die Bohnenstange wagte es, ihm gegen die Brust zu tippen und zu nuscheln: »Is besser so, Opa. Sie haben recht. Auf die Dauer hätt’ ich Ihren Hinterkopf kaum ertragen. Komm, Puppi!«
    Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, wandten sich die beiden ab.
    Theo Klinger, Schneider und Menschenfreund, schwankte zwischen Wut und zähneknirschendem Kopfschütteln. Nach kurzer Überlegung entschloß er sich für das Kopfschütteln ohne

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