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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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besonderer Art?«
    »Ich meine, er könnte sie so lange mit Begeisterung durch die Gegend schleifen, auf Berge, durch Täler und über Wasser, bis das zweiundsiebzigjährige Herz streikt.«
    »Sie meinen, er könnte sie zu Tode joggen!«
    »Bitte, Sir, wenn Sie es so volkstümlich wollen, ja, so etwas Ähnliches meine ich. Er wäre auf einen Schlag die alte Dame los und verfügte über drei Millionen Pfund minus Erbschaftssteuer.«
    Wieder stemmte sich Housgard aus dem Sessel hoch. Mit schweren Schritten begann er in der Kanzlei hin- und herzulaufen. Zwei Minuten, drei Minuten, fünf Minuten. Belcroft störte die Wanderung weder mit Worten noch mit Gesten. Um so erschrockener war er, als Housgard plötzlich vor ihm stehenblieb und die Faust auf den Schreibtisch donnerte. Zwischen den Zähnen stieß er hervor: »Warum haben Sie es mir gesagt, Mr. Belcroft?«
    »Habe ich es nicht schon erwähnt?« gab Belcroft im Flüsterton zurück.
    »Warum, Belcroft?«
    »Die Hunde... die Hunde, Sir. Ich bin ein bißchen arm bei all dem Pech geworden. Sollten Sie nun doch noch erben, könnte das auch für mich einen Lichtblick bedeuten...«
    Housgard hatte verstanden. Für ihn war Belcroft ein ekelhafter Schuft. Ein Schuft, der bezahlt werden wollte. Der genau wußte, daß Housgard über keine Reichtümer verfügte. Teuflisch geplant mit dem Wissen um Housgards finanzielle Situation.
    Es war eine todbringende Einbahnstraße, in die Belcroft ihn schicken wollte.
    Es fröstelte ihn. Und er haßte den Notar dafür, daß er wußte, daß ihm, Housgard, nicht viele Auswege blieben. In dem Augenblick, wo Tante Beverly ihr Testament zu seinen Ungunsten änderte, konnte er sich eine Kugel durch den Kopf schießen...
    Eigenartig, wie schnell es gehen konnte, daß es einen Menschen zuviel auf der Welt gab...
    Housgard musterte finster den Notar, der plötzlich krank aussah, wie er so gebeugt über seinem Schreibtisch hing und seinen Besucher mit fast furchtsamen Blicken beobachtete.
    »Ich danke Ihnen für Ihre Information, Belcroft!«
    Der Notar nickte schwerfällig. Und sein verbindlich sein sollendes Lächeln artete zu einer schmerzerfüllten Grimasse aus.
    »Wo wir doch das gleiche Hobby haben...« Es war nur ein Flüstern.
    Housgard, Neffe eines Mannes, der von der Königin für seine Verdienste um England geadelt worden war, und Sohn eines Vaters, der als General mit der Nachkriegszeit nicht fertig geworden war, verließ die Kanzlei des Notars. Und mit ihm ging auch Belcrofts Hoffnung, daß die Sorgen seines Besuchers noch viel, viel größer seien als er vermutete...

    Lady Beverly saß auf dem Drehsessel vor ihrer Frisiertoilette und sah in den Spiegel, ohne sich jedoch wahrzunehmen.
    Ihre Gedanken konzentrierten sich voll und ganz auf ihren Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung.
    Sie trug ein langes Spitzennachthemd, darüber einen Frisierumhang, auf dem sich das noch volle, brünett gefärbte Haar ausbreitete. Ihre Augen leuchteten, und das Timbre ihrer Stimme hatte den warmen Klang der Vertrautheit. »Aber nein, Martin, da denkst du falsch. Wir haben doch schon oft genug darüber gesprochen. Nur ganz allein ich bestimme darüber, ob aus einer Lady Beverly Housgard eine Mrs. Coxford wird.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du dir damit nicht unnötige Schwierigkeiten auflädst, liebste Beverly«, klang eine dunkle, besorgt klingende Männerstimme durch den Draht.
    »Ich habe mich ein Leben lang mit Schwierigkeiten herumgeschlagen, Martin. Ich bin darin geübt.«
    »Trotzdem, deine Familie wird dir die Hölle bereiten.«
    »Es ist eine angeheiratete Familie. Im übrigen habe ich mit meinem Notar gesprochen. Er hat mir klipp und klar gesagt, daß gegen eine Testamentsänderung nichts einzuwenden sei.«
    Lady Beverlys Stimme hatte einen bitteren, anklagenden Unterton, als sie jetzt sagte: »Sie sitzen wie die Hyänen in den Startlöchern und warten auf mein Ableben.«
    »Sicher übertreibst du«, vermutete Martin Coxford. »Vielleicht... vielleicht aber auch nicht.«
    »Was du jetzt deinen Neffen vorwirfst, wird man später mir vorwerfen.«
    »Du wirst dir hoffentlich nichts daraus machen, mein Liebling.«
    »Ich wollte, ich könnte dich von deinem Vorhaben abbringen, Beverly. Hast du deinem Notar auch von unseren Heiratsabsichten erzählt?«
    »Das erfährt er erst morgen, wenn ich ihm den neuen Testamentsentwurf bringe.«
    »Es wäre gut, wenn er es nicht an die große Glocke hängen würde.«
    »Er ist zur Verschwiegenheit

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