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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Sängerin heiratete und sich damit den Unwillen der reichen Erbtante zuzog? Oder bin ich der Nichtsnutz Henry, der jüngste mit den meisten Schulden?«
    »Ich weiß es nicht...« erwiderte Lady Beverly leise, und langsam begann ihr Verstand wieder zu arbeiten. Das für sie Unbegreifliche war, daß sie keine Antworten auf die Frage fand: Warum verschaffte sich einer ihrer Neffen uneingeladen Zutritt zu ihrer Wohnung, und was hatte die Maskierung zu bedeuten? Wollte er sich deshalb nicht zu erkennen geben, weil... An dieser Stelle stockten ihre Gedanken, und sie spürte angstvolle Beklemmung. »Ich muß ihn hinhalten, bis Martin kommt, ganz gleich, was er im Schilde führt!« redete sie sich ein und wußte zugleich, daß sie schon jetzt nahe daran war, an dieser Aufgabe zu scheitern.
    Die Ungewißheit, das Unfaßbare der Situation ließ ihren Atem schwer gehen. Wüßte sie doch wenigstens, wessen Gesicht sich unter der Strumpfmaske verbarg: John-Berrys, Christophers oder Henrys. Noch vor Minuten hätte sie keinem der drei ein solches Vorgehen zugetraut.
    Die Einweghandschuhe... Warum nur trug er Einweghandschuhe? Immer wieder kehrten ihre Blicke zu den Händen zurück.
    Das heißt, jetzt war es nur noch eine. Die linke Hand steckte im Overall...
    »Ich habe ganz zufällig erfahren, daß du uns enterben willst...« Die Feststellung klang sachlich, ja direkt geschäftsmäßig-kühl. Und gerade dieser Tonfall hätte Lady Beverly warnen müssen. Doch statt an ihr Vorhaben »Ruhe bewahren — hinhalten — Zeit gewinnen« zu denken, schlug das ganze Temperament der McIntyers (sie war eine geborene Mclntyer) durch: »Genau das habe ich vor. Und wie du siehst, handelt es sich um einen Entschluß, der gerechtfertigt ist.«
    »Man erzählt sich, daß du dein ganzes Geld einem Figaro hinterlassen willst.«
    Zorn war der vorherrschende Ton in Lady Beverlys Stimme, als sie, hoch aufgereckt, zurückgab:
    »Nicht nur das, Neffe, welcher du auch sein magst, ich werde den Figaro sogar heiraten.«
    Sekundenlang erfüllte nur das Ticken der Rokokouhr den Raum.
    »Wie dumm von dir, das alles, Tante Beverly...«
    »Wie kannst du es wagen, mir in diesem Aufzug...« Housgard ließ sie nicht zu Ende sprechen. Heiser vor Haß zischte er ihr entgegen:
    »Du wirst niemanden enterben und auch niemanden mehr heiraten!«
    Lady Beverly erkannte die Gefahr viel zu spät. Housgard trat einen Schritt nach vorn.
    Blitzschnell schoß die bis dahin im Overall steckende Hand hervor. Sie hielt eine Art überlangen Dorn von der Dicke einer Stricknadel umklammert. Noch bevor die gepflegte alte Dame im Spitzennachthemd eine Abwehrbewegung machen konnte, hatte ihr Housgard das Mordinstrument in die Brust gestoßen. Mit einem geflüsterten »mein Gott« fing er die langsam zusammensinkende und nach vorn abkippende Gestalt auf. Noch sahen ihn ihre aufgerissenen Augen an, als könne sie nicht glauben, was eben geschehen war. »Martin...« hauchten ihre Lippen...
    Wenige Minuten später fand Housgard in ihrer Handtasche den Entwurf für das neue Testament...

    Die Rokokouhr zeigte 1 Uhr 20.
    Im Zimmer waren sämtliche Beleuchtungskörper eingeschaltet. Detektivinspektor Mike O’Haara und Lennie Bucklet, sein Mitarbeiter, sahen ungläubig auf Martin Coxford, und O’Haara wiederholte, was ihm unverständlich erschien:
    »Sie behaupten, daß Lady Beverly ihren maskierten Mörder erkannt hat, und zwar an der Stimme? Es handelt sich Ihrer Meinung nach um einen ihrer Neffen, habe ich recht?« Martin Coxford nickte.
    »Es hat sie Mühe gekostet, zu sprechen...«
    O’Haara schüttelte den Kopf. »Das ist widersinnig. Warum sollte sich der Neffe maskieren, wenn er wußte, daß seine Tante ihn jederzeit an der Stimme erkennen konnte?«
    »Es gibt drei Neffen. Und Lady Beverly hat mir mehrmals erzählt, daß sie ihre Neffen am Telefon nicht auseinanderhalten könne.«
    O’Haara blieb skeptisch:
    »Warum sollte ein Neffe sie umbringen, Mr. Coxford? Haben Sie darauf auch eine Antwort?«
    Coxford nickte, Röte stieg ihm in die Wangen.
    »Ja, ich habe eine Antwort: Lady Beverly wollte bei ihrem Notar ihr Testament ändern.«
    O’Haara sah interessiert auf. »Zuungunsten des oder der Neffen?«
    »Ja...« Und beteuernd versicherte der untersetzte Mann: »Ich schwöre Ihnen, daß ich mehr als einmal versucht habe, ihr das auszureden.«
    Der Inspektor musterte Coxford mit unbewegter Miene. »Ist das so zu verstehen, daß Lady Beverly ihre Neffen enterben

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