Lange Finger - flinke Beine
Notar an. Wo waren hier die Zusammenhänge? Was hatte Tante Beverly mit seinen Hundewetten zu tun?
»Was ist mit ihr?«
Belcroft senkte unwillkürlich die Stimme.
»Am Freitag kommt sie her, um ihr Testament zu ändern.«
»Sie... Sie... verdammt, Belcroft, was ist das für eine finstere Geschichte?« stieß Housgard hervor, aschgrau im Gesicht. In dieser Sekunde wußte er, was Tante Beverly mit seinen Hundewetten zu tun hatte.
»Sie will einen gewissen Mr. Martin Coxford als Universalerben einsetzen.«
»Coxford? Wer ist das?«
»Der Name sagt Ihnen nichts, Sir?«
Housgard mußte nachdenken. »Nein, nicht das geringste.«
»Er ist ihr Friseur und bester Freund!«
Housgard glaubte sich verhört zu haben.
»Sagten Sie eben Friseur?«
»... und bester Freund.«
Housgard sprang auf. »Hören Sie, meine Tante ist zweiundsiebzig Jahre.«
»Und Coxford ist neunundvierzig. Er schleppt Ihre Tante von einem Vergnügen zum anderen. Sie gehen ins Theater, sie gehen gemeinsam schwimmen und segeln...«
»Segeln?« zeterte Housgard. »Tante Beverly hat vor vierzig Jahren das letzte Mal gesegelt. So jedenfalls gab sie es zum besten, als wir im vergangenen Jahr als Zuschauer beim Moorehead-Cup weilten.«
»Das war voriges Jahr, Sir. Inzwischen hat sie Mr. Coxford eine Segeljacht für zwanzigtausend Pfund geschenkt...«
»Zum Teufel...« zischte Housgard und ließ sich wieder in seinen Sessel zurückfallen. »Zum Teufel mit diesem Coxford...«
»Ja, sie unternehmen auch stundenlange Wanderungen. Neulich kletterten sie vier Wochen lang in den schottischen Bergen herum. Und wenn ich ehrlich sein soll, Sir, all diese Unternehmungen scheinen Lady Beverly ausgezeichnet zu bekommen. Sie sprüht vor Unternehmungslust, und am Telefon klingt sie nach zweiundvierzig und nicht nach zweiundsiebzig.«
Housgards Gedanken überschlugen sich. Würde es wirklich zu solch einer Testamentsänderung kommen... Er wagte nicht weiterzudenken. Ausschließlich auf die zu erwartende Erbschaft hatten ihm die Banken immer und immer wieder Kredite eingeräumt. Und manches Schulterklopfen im Club galt weniger ihm, seiner Person, seinem Charakter, als dem Millionenerbe. Tante Beverlys Vermögen sollte nach ihrem Tode zu gleichen Teilen an die drei Housgard-Brüder fallen...
Es war, als könne Belcroft Gedanken lesen.
»Drei Millionen Pfund für einen Friseur. Eine entsetzliche Vorstellung...«
Housgards Finger öffneten den Hemdkragen und lockerten die weißgepunktete Krawatte.
»Haben Sie nicht versucht, ihr diesen Wahnsinn auszureden, Mr. Belcroft?«
»Mein Versuch blieb in den Anfängen stecken. Wenn ich noch ein Wort sagte, meinte sie, wolle sie sich auf der Stelle nach einem anderen Notar umsehen. Außerdem erinnerte sie mich an meine Schweigepflicht.«
»Kann...« Housgards Stimme war so belegt, daß er sich räuspern mußte, »kann man gar nichts dagegen machen?«
Belcroft schüttelte den Kopf.
»Sie ist weder krank noch liegt etwas Ähnliches vor. Außerdem handelt es sich um ihr eigenes Geld, das sie bereits mit in die Ehe mit Ihrem verstorbenen Onkel, Sir Anthony Housgard, gebracht hat.«
»Warum haben wir bis jetzt nichts von diesen Ereignissen erfahren?«
»Ich weiß es selbst erst seit vorgestern.«
»Von wem?«
»Von Lady Beverly persönlich. Sie rief mich an und bestellte mich zu sich. Ich war über drei Stunden bei ihr...« Belcroft schluckte. »Ich mußte mir sogar einige Dutzend Fotos ansehen, Sir.«
»Von... von diesem Friseur?«
»Ja.«
»Und wie sieht dieser Mensch aus?«
»Wie... wie...« Der Notar schien nach den richtigen Worten zu suchen.
»Na, wie was?« drängte Housgard mit bösem Tonfall. »Wie einer, der genau weiß, was er will.«
»Glauben Sie, daß ihm meine Tante von ihrem Vorhaben erzählt hat?«
Belcroft sah Housgard ratlos an.
Schulterzuckend sagte er dann: »Ich weiß es nicht, Sir... Aber... ich könnte mir denken, daß sie es ihm gesagt hat.«
»Und was könnte das für Konsequenzen haben?« Belcroft sah starr an Housgard vorbei. Seine Lippen blieben geschlossen.
»Belcroft, ich habe Sie was gefragt! Was könnte das für Konsequenzen haben?«
»Ich könnte nur mit Fantasie antworten, Sir!« erwiderte der Grauhaarige leise.
»Verdammt, dann antworten Sie gefälligst mit Fantasie!« fauchte Housgard.
»Der Friseur könnte nach der Umschreibung und nach dem Eintreten der Rechtsgültigkeit sich auf besondere Art und Weise bei Lady Beverly bedanken.«
»Was verstehen Sie unter
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