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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Er verbrannte, strahlte Hitze in roten Wellen ab, selbst in der
relativen Wärme des Wagens. Aber unter der Hitze-Aura sah Jody etwas anderes,
das sie bei ihrem ersten Zusammentreffen in jener Nacht auf dem Parkplatz nicht
gesehen hatte. Vielleicht, weil sie nicht gewußt hatte, wonach sie Ausschau
halten mußte. Unter der Wärme-Aura wurde Simon von einer dünnen schwarzen Aura
umgeben, so wie Jody sie bei anderen Leuten gesehen hatte - die Todes-Aura,
aber dünner, so als würde sie noch wachsen.
    »Bist du sicher, daß du dich nicht
nur wieder wie ein Arschloch aufführst, Simon? Du entführst die Freundin deines
Freundes?«
    »Komm mir nicht so, Rotschopf. Ich
hab dich schlafen sehen, an dem Tag, als wir bei euch die Party hatten. Ich
habe dich angefaßt. Du bist so kalt wie die Möpse einer Hexe. Und Flood
beschwert sich immer darüber, daß du den ganzen Tag schläfst. Und dann die
Schildkröten, die er unbedingt lebend haben wollte. Ich hab das alles zunächst
nicht zusammengebracht, erst als der Kaiser angefangen hat, von Vampiren zu
brabbeln, und die Polizei Flood verhaftet hat.«
    »Du bist übergeschnappt, Simon.
Nichts von all dem beweist irgendwas. Es gibt keine Vampire.«
    »Ach ja? Nun, weißt du, warum sie
Tommy verhaftet haben?«
    »Nein, ich wußte nicht ...«
    »Weil sie dich tot in der Gefriertruhe
gefunden haben, darum. Sie haben ihn wegen Mord am Arsch. Ich hatte immer noch
Zweifel, bis du vorhin angerufen hast. Du wirst meine erste tote Möse sein,
wenn man das Mal nicht zählt, wo ich mir vor einem Bild von Marilyn einen
heruntergeholt habe.«
    Jody war wie vom Donner gerührt.
Panik übermannte sie, und ihre innere Stimme schrie: Töte ihn, versteck dich ; töte ihn, versteck dich. Sie kämpfte dagegen an. »Du machst das hier, weil
du Sex willst?«
    »Nun, das ist ein Teil davon. Du
mußt wissen, ich hab seit fünf Jahren keinen richtigen Fick mehr gehabt - seit
ich mir diesen Virus eingefangen habe. Es ist ziemlich schwer, dir einen guten
Drei-Tüchler zu besorgen, wenn du den Schwanz des Todes hast. Aber ich bin kein
Arschficker. Ich hab mir von 'ner Nutte in Oakland einen Speedball geben
lassen. Wir haben uns zu sechst die Nadel geteilt.«
    »Du stirbst an Aids?« fragte Jody.
    »Keine falsche Scham, Süße. Sprich
es einfach offen aus.«
    »Tut mir leid, Simon, aber wenn
jemand eine Waffe auf mich richtet und mir sagt, daß er mich vergewaltigen
wird, dann vergesse ich meine Manieren.«
    »Wenn du es willst, wird's keine
Vergewaltigung werden. Die andere Sache ist wichtiger.«
    »Die andere Sache?«
    »Ich will, daß du mich zu einem
Vampir machst.« »Nein, das willst du nicht, Simon. Du hast keine Ahnung, wie
das ist.«
    »Ich muß es nicht wissen, Süße.
Ich weiß, daß ich sterben werde, wenn du es nicht tust. Ich bin nicht mehr
einfach nur HIV-positiv, es ist ausgebrochen. Ich kann kaum noch meine Stiefel
an- und ausziehen von all den offenen Stellen. Der Arzt hat mich auf genug
Pillen gesetzt, daß ein Pferd daran ersticken würde. Also tu es.«
    Jody hatte Mitleid mit ihm. Trotz
seines arroganten Cowboygehabes konnte sie sehen, daß er Angst hatte. »Ich weiß
nicht, wie, Simon. Ich weiß nicht, wie ich dazu gemacht wurde. Es ist einfach
passiert.«
    Er bohrte die Mündung des
Revolvers unter ihre Brust und rutschte auf dem Sitz neben sie. »Beiß mir
einfach in den Hals, verdammt noch mal. Los jetzt!«
    »Das funktioniert nicht. Das würde
dich nur töten. Ich weiß nicht, wie ich dich zu einem Vampir machen kann.«
    Simon zog den Revolver aus ihren
Rippen und drückte ihn gegen Jodys Schenkel. »Ich werde jetzt bis drei zählen
und dann werde ich dir ins Bein schießen, wenn du nicht anfängst. Dann werde
ich wieder bis drei zählen und dir ins andere Bein schießen. Ich will das nicht
tun, aber du mußt es einfach verstehen.«
    Jody konnte sehen, wie Tränen in
Simons Augen traten. Er wollte es nicht tun, aber sie wußte, daß er es tun
würde.
    Sie fragte sich, ob sie ihn zum
Vampir machen würde, wenn sie wüßte, wie man es tat. »Bitte, Simon, ich weiß
wirklich nicht, wie man es macht. Laß mich gehen. Vielleicht finde ich es
heraus.«
    »Die Zeit habe ich nicht, Süße.
Wenn ich das Tageslicht gegen ein Leben der Nacht eintauschen muß, um zu
überleben, dann entscheide ich mich für die Nächte. Ich fange jetzt an zu
zählen. Eins!«
    »Simon, tu's nicht. Warte doch.«
    »Zwei!«
    Jody sah eine Träne über seine
Wange kullern. Sie spürte, wie er sich anspannte, und

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