Lange Zähne
verschiedenen Gelegenheiten über die letzten
anderthalb Monate.« Rivera nahm eine Kopie von Tommys Verhaftungsfoto aus
seinem Notizbuch und hielt es dem Kaiser hin. »Ist das der Mann, den Sie
gesehen haben?«
»Himmel, nein. Das ist mein Freund
C. Thomas Flood, ein aufstrebender Schriftsteller. Ein guter, wenn auch
verwirrter Junge. Ich habe mich dafür eingesetzt, daß er eine Stelle im Marina
Safeway bekommt.«
»Aber er ist nicht der Mann, den
Sie als Vampir gemeldet haben?«
»Nein. Der Unhold ist älter und
hat ein scharfgeschnittenes Gesicht, arabischer Abstammung, würde ich vermuten,
wenn er nicht so bleich wäre.«
Cavuto trat heran und nahm Rivera
das Bild aus der Hand. »Sie haben uns damals die Leiche gemeldet, die man am
fünfzehnten in SOMA gefunden hat, aber Sie haben ausgesagt, Sie hätten nichts
gesehen. Haben Sie diesen Mann demzufolge also irgendwo in der Nähe des Tatorts
gesehen?«
»Das Opfer war ein Freund von mir,
Charlie. Ich fürchte, er hat seinen Verstand in Vietnam gelassen, aber er war
trotzdem eine herzensgute Seele. Er war schon einige Zeit tot, als ich ihn
gefunden habe. Der Unhold hat ihn einfach liegengelassen, damit er dort
verrotten konnte.«
Cavuto kochte. »Aber diesen Vampir
haben Sie also auch nicht am Tatort gesehen.«
»Ich habe ihn im Bankenviertel
gesehen, einmal in Chinatown und letzte Nacht am Jachthafen. Jener junge Mann
hat mir Zuflucht im Safeway gewährt.«
Cavutos Pieper meldete sich. Er
ignorierte ihn. »Sie haben Flood und diesen Vampir zusammen gesehen?«
»Nein, ich bin vom Hafen
weggelaufen, als der Unhold sich aus dem Nebel materialisierte.«
»Mir langt's«, erklärte Cavuto und
warf die Hände hoch. Er sah auf seinen Pieper und ging zurück zum Wagen.
Rivera ließ sich nicht beirren.
»Es tut mir leid, Euer Majestät, mein Partner vergißt manchmal seine Manieren.
Wenn Sie mir sagen könnten ...«
Cavuto reckte seinen Kopf aus dem
Fenster. »Rivera, komm jetzt. Sie haben wieder einen gefunden. Auf geht's.«
»Einen Moment noch.« Rivera nahm
eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und gab sie dem Kaiser. »Hoheit,
könnten Sie mich wohl morgen gegen Mittag anrufen? Ich hole Sie ab, wo immer
Sie sind - ich spendiere Ihnen und den Mannen ein Mittagessen.«
»Natürlich, mein Sohn.«
Cavuto brüllte aus dem
Wagenfenster: »Los jetzt, der hier ist noch frisch.«
»Seien Sie vorsichtig«, sagte
Rivera zum Kaiser. »Immer schön die Augen offenhalten, in Ordnung?«
Der Kaiser grinste. »Sicherheit
geht vor.«
Rivera drehte sich um und ging zum
Wagen. Er hatte die Tür noch nicht geschlossen, als Cavuto schon vom Bordstein
wegzog. »Wieder ein gebrochenes Genick«, erklärte Cavuto. »Leiche in einem
Pickup an der Market. Die Uniformierten haben sie vor fünf Minuten gefunden.«
»Blutverlust?«
»Sie hatten genug Verstand, das
nicht über Funk zu sagen. Aber es gibt einen Zeugen.«
»Einen Zeugen?«
»Ein Obdachloser, der in der Gasse
geschlafen hat, hat eine Frau vom Tatort weglaufen sehen. Fahndung nach einer
Rothaarigen in einem schwarzen Cocktailkleid ist schon raus.«
»Du nimmst mich auf den Arm.«
Cavuto drehte sich um und sah ihn
direkt an. »Die Rückkehr des Waschcenter-Ninjas.«
»Santa Maria«, hauchte Rivera.
»Ich liebe es, wenn du Spanisch
sprichst.«
Wieder erwachte das Funkgerät
knisternd zum Leben, und die Zentrale rief ihre Einsatznummer. Rivera griff
sich das Mikrofon und drückte den Sprechknopf.
»Was gibt's jetzt schon wieder?«
fragte er.
30. KAPITEL
Leiche
und Gendarm
»Dieser Kerl bringt mich auf die
Palme«, sagte Cavuto und blies eine graue Wolke Zigarrenrauchs gegen die
Schubladen mit den Toten. »Ich hasse diesen Mistkerl.« Er stand neben der
Leiche von Gilben Bendetti, aus dessen Unterleib ein Thermometer ragte.
»Inspector, hier drinnen ist
Rauchen nicht erlaubt«, bemerkte einer der uniformierten Cops, die zum Tatort
gerufen worden waren.
Cavuto zeigte auf die Schubladen.
»Glauben Sie, denen macht es was aus?«
Der Officer schüttelte den Kopf.
»Nein, Sir.«
Cavuto blies eine Rauchwolke auf
Gilbert. »Und der da, glauben Sie, dem macht es was aus?«
»Nein, Sir.«
»Und Sie, Patrolman Jeeter, Ihnen
macht es doch auch nichts aus, oder?«
Jeeter räusperte sich. »Äh ...
nein, Sir.«
»Na schön«, sagte Cavuto. »Lesen
Sie mal, was auf der Seite der Streifenwagen steht. Da steht ‚Schützen und
Dienen, nicht Winseln und Jammern..«
»Ja, Sir.«
Rivera kam durch die Tür,
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