Lange Zähne
hat.«
»Leck mich, Sime.«
»Spar dir deine Spucke, Barry.« Simon
ging weiter. »Dieser dunkelhäutige Bursche ist Lash, Molkereiprodukte und
Non-Food-Artikel. Er behauptet, er würde an der Frisco State BWL studieren,
aber in Wirklichkeit ist er Waffenschieber für die Bloods.«
»Und Simon möchte zum Großmeister
des Klans aufsteigen«, bemerkte Lash.
»Sei artig, sonst helfe ich dir
nicht bei deiner Abschußarbeit.«
»Abschlußarbeit«, korrigierte ihn
Lash.
»Egal.«
»Und was machst du, Sime?« fragte
Tommy.
»Ich bin auf der Suche nach der
perfekten Blondine. Sie muß Friseuse sein und Arlene, Karlene oder Darlene
heißen. Ihre BH-Größe muß mindestens doppelt so groß wie ihr IQ sein, und sie
muß irgendwann Elvis begegnet sein, nach seinem Tod. Hast du sie gesehen?“
»Nein, das sind ja ganz schön hohe
Ansprüche.«
Simon baute sich vor Tommy auf,
Nasenspitze an Nasenspitze. »Spuck's aus, ich biete dir als Belohnung bares
Geld und ein Video, wie sie versucht, mich in Massageöl zu ertränken.«
»Nein, ich kann dir wirklich nicht
helfen.«
»In diesem Fall bin ich für die
Dosen und Konserven zuständig.«
»Wann kommt die Lieferung?«
»In einer halben Stunde: null Uhr
dreißig.«
»Dann bleibt uns noch Zeit für ein
paar Runden.«
Es gibt keine offiziellen Regeln
für den Sport des Geflügel-Bowlings. Geflügel-Bowling wird weder von der NCAA
noch vom Olympischen Komitee anerkannt. Es gibt keine Profiturniere, die vom
amerikanischen Geflügelzüchter-Verband gesponsort wären, die
Fußbekleidungs-Produzenten stellen keine Geflügel-Bowling-Schuhe her. Selbst
das Gesicht des weltbesten Geflügelbowlers prangte noch nie auf einer
Wheaties-Packung oder war Gast bei der Tonight Show. In der Tat, bevor ESPN
verzweifelt nach einem Lückenfüller für das Nachtprogramm zwischen
Profi-Rasen-Darts und den Wiederholungen australischem Football gesucht hatte
war das Geflügel-Bowling ein reiner Insidersport gewesen, abgeschoben in den
dunklen Keller der Athletik, zusammen mit Briefkasten-Baseball und
Kühe-Kloppen. Trotz dieser mangelnden offiziellen Anerkennung wird die
ehrenwerte und noble Tradition des »Geier-Bosselns« jede Nacht von
Supermarkt-Nachtschicht-Mannschaften in ganz Amerika praktiziert.
Clint war der offizielle
Kegelaufsteller der Tiere. Sein Glaube verbot ihm das Mitspielen, da immer
Wetten abgeschlossen wurden, aber seine Teilnahme war notwendig, damit er die
Mannschaft nicht bei der Geschäftsleitung verpetzte. Er stellte zehn Flaschen
Geschirrspülmittel in einer Dreiecksformation am Ende der Gemüseabteilung auf.
Der Fleischtresen fungierte als Prellbock.
Der Rest der Mannschaft hatte sich
mittlerweile die Vögel aus der Tiefkühltruhe ausgewählt und am anderen Ende des
Gangs Aufstellung genommen.
»Du bist als erster dran, Tom«,
erklärte Simon. »Mal sehen, was du so drauf hast.«
Tommy trat vor und wog den
Truthahn in seiner rechten Hand - spürte, wie dessen eisige Kraft seine Haut
versengte.
Aus dem Nichts erscholl in seinem
Kopf die Titelmelodie aus Die Stunde des Siegers.
Tommy kniff die Augen zusammen und
wählte sein Ziel, dann nahm er Anlauf und ließ den Vogel den Gang
hinuntersausen. Der Mannschaft stockte kollektiv der Atem, als das sieben Kilo
schwere, schlachtfrisch tiefgefrorene Geschoß butterzarter gesunder Ernährung
in die Spülmittelflaschen pflügte wie ein Güterzug in ein Ballett betrunkener
Großmütter.
»Abräumer!“ rief Clint aus.
Simon zuckte zusammen.
»So gut ist keiner«, erklärte Troy
Lee. »Keiner!« »Das war Glück«, sagte Simon.
Tommy verkniff sich ein Schmunzeln
und trat von der Linie zurück. »Wer ist der nächste?«
Simon trat vor und starrte den
Gang hinunter, wo Clint mittlerweile die Kegel wieder aufstellte. Ein nervöses
Zucken regte sich unter seinem linken Auge.
Aus dem Nichts erscholl in seinem
Kopf die Titelmelodie aus Zwei glorreiche Halunken.
Die Flugente lag schwer in seiner
Hand. Simon konnte beinahe fühlen, wie die Innereien vor Anspannung pulsierten
- die Geflügel-Version des verräterischen Herzens. Er trat an die Linie, holte
mit der Flugente in einem weiten Bogen aus und ließ sie dann mit einem
explosiven Schrei nach vorn schießen. Die Flugente segelte dreiviertel der Bahn
durch die Luft, bevor sie aufsetzte und durch die Spülmittelflaschen und
schließlich in den Fleischtresen krachte, wo sie in einem Regen aus Funken und
Rauch das Metall zermalmte und die Kabel zerriß.
Die
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