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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Ladenbeleuchtung flackerte und
erlosch. Die riesigen Kompressoren, die die Kühlsysteme des Supermarkts
speisten, erstarben wie Flugzeugturbinen. Der Gestank von Ozon und verbrannter
Isolierung trieb durch die Luft. Ein Moment stockfinsterer Stille folgte - die
Tiere standen reglos und schwitzend da, so, als warteten sie auf das tödliche
Geräusch eines herankommenden U-Boots. Ersatzgeneratoren schalteten die
Notbeleuchtung am Ende jeden Ganges ein. Die Mannschaft blickte von Simon, der
mit heruntergeklappter Kinnlade an der Linie stand, zur Flugente, die schwarz
und verbrannt seitlich aus dem Fleischtresen ragte wie eine nicht explodierte
Artilleriegranate.
    Sie warfen einen prüfenden Blick
auf ihre Uhren: Genau sechs Stunden und achtundvierzig Minuten, um den Schaden
zu reparieren und die Regale aufzufüllen, bis der Filialleiter kam, um das
Geschäft zu öffnen.
    »Pause!« verkündete Tommy.
    Sie hockten auf einer Reihe
Einkaufswagen vor dem Supermarkt, ihre Rücken gegen die Wand gelehnt, rauchten,
aßen und erzählten sich  wie im Fall von Simon - Lügengeschichten.
    »Das war noch gar nichts«, sagte
Simon. »Als ich in einem Laden in Idaho gearbeitet habe, sind wir mit einem
Gabelstapler ins Kühlregal gekracht. Achthundert Liter Milch auf dem Fußboden.
Haben es mit dem Staubsauger aufgesaugt, und zehn Minuten vor Öffnung hatten
wir es wieder in die Kartons gefüllt. Keiner hat was gemerkt.«
    Tommy, der neben Troy Lee saß,
versuchte den Mut aufzubringen, ihn um einen Gefallen zu bitten. Zum ersten Mal
seit seiner Ankunft in San Francisco hatte er das Gefühl, irgendwo
dazuzugehören, und er hatte Angst, sein Glück überzustrapazieren. Trotzdem,
dies war jetzt seine Mannschaft, selbst wenn er seine Bewerbung ein bißchen
ausgeschmückt hatte, um den Job zu bekommen.
    Tommy entschied, den Sprung ins
kalte Wasser zu wagen. »Troy, nichts gegen dich, aber sprichst du Chinesisch?«
    »Zwei Dialekte«, erwiderte Troy.
»Warum?«
    »Nun, ich wohne in Chinatown. Ich
teile mir das Zimmer mit fünf Chinesen. Nichts gegen dich. «
    Troy schlug sich die Hand vor den
Mund, als wäre er empört über Tommys Dreistigkeit. Dann sprang er in einer
Kung-Fu-Pose auf die Füße, stieß einen Bruce-Lee-Hühnerlaut aus und sagte:
»Fünf Chinesen leben mit dir zusammen? Mit einem käsegesichtigen, kuhäugigen,
barbarischen Schwein?« Grinsend griff sich Troy eine weitere Handvoll Chips aus
der Tüte. »Nichts gegen dich.« Tommy lief vor Verlegenheit krebsrot an. »Tut
mir leid. Ich habe mich nur gefragt - ich meine, ich brauche einen Dolmetscher.
Da laufen einige merkwürdige Sachen in meinem Zimmer.«
    Troy sprang wieder auf seinen
Einkaufswagen. »Kein Problem, Mann. Wir können gleich hingehen, wenn wir hier
Schluß haben - wenn wir nicht vorher gefeuert werden.«
    »Wir werden nicht gefeuert«,
erklärte Tommy mit einer Überzeugtheit, die er nicht empfand. »Die Gewerkschaft
...«
    »Mein Gott!“ Troy packte Tommy an
der Schulter. »Sieh dir das an!‘‘ Er deutete mit einem Nicken auf die Fort
Mason am Rand des Parkplatzes. Eine Frau kam auf sie zu. »Die ist aber noch
spät unterwegs«, bemerkte Troy. Dann brüllte er Simon zu: »Sime, Torten-Alarm!«
    »Red keinen Quatsch«, gab Simon
zurück und sah auf seine Uhr. Dann schaute er in die Richtung, in die Troy
zeigte. Tatsächlich kam eine Frau über den Parkplatz auf sie zu. Soweit er das
auf die Entfernung beurteilen konnte, hatte sie eine recht gute Figur.
    Simon kletterte von den
Einkaufswagen und rückte seinen Stetson zurecht. »Zurücktreten, Jungs, der
Rotschopf dort ist aus einem bestimmten Grund hergekommen, und diesen Grund
habe ich hier.« Er tätschelte sich den Schritt, dann marschierte er mit
übertrieben O-beinigem Gang auf die Frau zu.
    »Hallo, Süße, hast du dich
verlaufen, oder bist du nur auf der Suche nach deinem Traummann?
    Jeff, der wie Troy neben Tommy
saß, beugte sich vor und sagte: »Simon ist der Größte. Der Kerl kriegt mehr Muschis
zu sehen als alle Forty-Niners zusammen.
    »Sieht nicht so aus, als würde es
heute abend klappen«, bemerkte Tommy.
    Sie konnten nicht hören, was Simon
zu der Frau sagte, aber es war offensichtlich, daß sie es nicht hören wollte.
    Sie versuchte von ihm wegzukommen,
aber Simon verstellte ihr den Weg. Sie machte einen Schritt in eine andere
Richtung, und er schnitt ihr abermals den Weg ab, während er die ganze Zeit
über grinsend auf sie einredete.
    »Lassen Sie mich in Ruhe!“ rief
die Frau.
    Tommy

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