Lange Zähne
Streit gehabt hatten.
Er schlurfte zutiefst deprimiert die Treppe hinauf.
Jody hatte ihm eine Nachricht auf
dem Küchentresen hinterlassen:
Tommy,
sei unbedingt da, wenn ich
aufwache. Wenn du das Haus verläßt, bist du in lebensbedrohender Gefahr. Ich
meine es ernst. Ich muß dir einige wichtige Dinge erzählen. jetzt ist keine
Zeit, ich werde jeden Moment in Schlaf fallen. Sei also bitte hier, wenn ich
aufwache.
Jody
»Klasse«, sagte Tommy zu Peary.
»Was soll ich denn jetzt mit Mara machen? Was denkt Jody sich denn, mir so zu
drohen? Was will sie denn tun, wenn ich nicht hier bin? Ich kann nicht hier
sein. Warum hältst du sie nicht beschäftigt, bis ich nach Hause komme?« Tommy
tätschelte die Gefriertruhe, und plötzlich kam ihm eine Idee.
»Weißt du, Peary, Wissenschaftler
haben ein Dutzend Vampirfledermäuse eingefroren und völlig unbeschadet wieder
aufgetaut. Ich meine, wie sollte sie es merken? Wie oft hat sie gedacht, es
wäre Dienstag, wenn es tatsächlich Mittwoch ist?«
Tommy ging zum Schlafzimmer und
warf einen Blick auf Jody, die es ins Bett, aber nicht mehr aus ihrem schwarzen
Kleid heraus geschafft hatte.
Mann, dachte Tommy, so zieht sie
sich für mich nie an. Sie sah so friedlich aus. Sexy, aber friedlich.
Sie wird wütend sein, wenn sie es
herausfindet, aber jetzt ist sie auch wütend. Es wird ihr ja nicht weh tun. Ich
hole sie einfach morgen früh raus und lege sie unter die Heizdecke. Bei
Sonnenuntergang ist sie dann aufgetaut, und bis dahin habe ich die Sache mit
Mara erledigt. Ich kann Mara sagen, daß ich in einer festen Beziehung bin. Ich
kann nichts Neues anfangen, bis diese Sache zu Ende ist. Vielleicht beruhigt
sich Jody bis dahin auch etwas, wenn sie ein bißchen mehr Zeit hat.
Er lächelte. Er klappte den Deckel
der Gefriertruhe auf, dann ging er ins Schlafzimmer, um Jody zu holen. Er trug
sie in die Küche und legte sie auf Peary in die Gefriertruhe. Als er Jody in
eine Fötalhaltung faltete, regte sich Eifersucht in ihm. »Ihr beide seid artig,
verstanden?« Er steckte noch fürsorglich ein paar Tiefkühlmenüs unter ihre Arme,
dann küßte er sie auf die Stirn und schloß leise den Deckel.
Als er sich ins Bett legte, dachte
er: Wenn sie das je herausfindet, wird sie mächtig sauer sein.
Tommy hatte drei Stunden
geschlafen, als das Hämmern begann. Er rollte sich aus dem Bett, taumelte durch
das dunkle Schlafzimmer und wurde geblendet, als er die Tür zum Loft öffnete.
Er gewann gerade sein Sehvermögen zurück, als er die Feuertür im Erdgeschoß
aufmachte und Rivera sagte: »Sind Sie Thomas Flood Junior?«
»Ja«, erwiderte Tommy und stützte
sich an den Türrahmen.
»Ich
bin Inspector Alphonse Rivera vom San Francisco Police Department.« Er hielt eine Polizeimarke hoch.
»Sie sind verhaftet« - Rivera zog einen Haftbefehl aus seiner Jackentasche -
»wegen des widerrechtlichen Abstellens eines Fahrzeugs auf einem öffentlichen
Durchgangsweg.«
»Sie machen Witze«, sagte Tommy.
Cavuto trat durch die Tür, packte
Tommy bei der Schulter und wirbelte ihn herum, während er Handschellen von seinem
Gürtel nahm. »Sie haben das Recht zu schweigen erklärte Cavuto.
Zwei Stunden später war Tommy
abgetastet, abgelichtet, und man hatte seine Fingerabdrücke genommen. Wie
Cavuto vermutet hatte, stimmten Tommys Fingerabdrücke mit denen auf der Ausgabe
von Unterwegs überein, die sie unter dem toten Penner gefunden hatten.
Das reichte, damit sie einen Durchsuchungsbefehl für das Loft bekamen. Fünf
Minuten, nachdem sie das Loft betraten wurden ein mobiles Labor sowie ein
Spurensicherungsteam und zwei Leichenwagen losgeschickt. Soweit es Tatorte
betraf, war das Loft in SOMA die Mutter aller Schatzkammern.
Cavuto und Rivera überließen den
Tatort den Jungs von der Spurensicherung und kehrten auf das Revier zurück, wo
sie Tommy aus der Zelle holten und ihn in ein rosafarbenes Verhörzimmer mit
einem Metalltisch und zwei Stühlen steckten. Über eine ganze Wandseite
erstreckte sich ein Spiegel, und auf dem Tisch stand ein Cassettenrecorder.
Tommy saß da und starrte auf die rosafarbene Wand, während er sich daran erinnerte,
einmal irgendwo gehört zu haben, daß Rosa eine beruhigende Wirkung haben
sollte. Es schien nicht zu funktionieren. Seine Gedärme verknoteten sich.
Rivera hatte Dutzende von Verhören
mit Cavuto zusammen geführt, und sie übernahmen immer dieselben Rollen: Cavuto
war der böse Cop, und Rivera war der gute Cop. Um ehrlich zu sein, kam Rivera
sich
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