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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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größer ist die Chance, daß
er ... der andere Sie sieht. Also dann morgen abend. Sieben Uhr.«
    »Werden Sie das Kleid da tragen?«
    Jody lächelte. »Gefällt es Ihnen?
Es ist neu.«
    »Es ist toll. Ich hätte nicht
gedacht, daß Sie eine Frau wären.«
    »Vielen Dank. Gehen Sie jetzt.«
    Sie beobachtete, wie er in den
Toyota stieg, das Handy noch immer in der Hand. »Versprechen Sie, daß Sie nicht
versuchen werden, mich aufzuspüren?« fragte er. »Ich weiß ja, wo Sie morgen
abend sein werden.« »O ja. Übrigens, ich heiße Steve.«
    »Hallo, Steve. Ich bin Jody.«
    »Tschüß«, sagte er. Er schaltete das
Handy ab. Jody legte den Hörer auf und schaute Steve hinterher, als er wegfuhr.
    Toll, noch einer mehr, um den ich
mir Sorgen machen muß, dachte sie bei sich.
    Es war ihr noch nicht in den Sinn
gekommen, daß ihr Zustand möglicherweise umkehrbar war. Aber andererseits hatte
der Medizinstudent ja auch nicht gesehen, wie die Leiche zu Staub zerfallen
war. Hoch lebe die Wissenschaft.
    Kopf oder Füße voran, überlegte
er. Der Seidenanzug flatterte im eisigen Wind um seine Beine. Die Signalleuchte
des Turms blinkte ihm rot ins Gesicht. Er konnte Wärmeschwaden davon aufsteigen
und sich über der Bucht auflösen sehen.
    Sein Name war Elijah Ben Sapir. Er
war einen Meter achtzig groß, und er war nun seit achthundert Jahren Vampir. In
seinem Menschenleben war er Alchimist gewesen und hatte seine Zeit damit
zugebracht, stinkende Chemikalien zu mischen und Beschwörungsformeln zu singen,
um Blei in Gold zu verwandeln und das Geheimnis ewigen Lebens zu ergründen. Er
war kein sonderlich guter Alchimist gewesen. Der Trick mit der Goldverwandlung
war ihm nie gelungen, auch wenn es ihm durch eine bizarre Fehlkalkulation einer
chemischen Formel gelang, rund achthundert Jahre bevor DuPont eine Verwendung
dafür hatte, Teflon zu erfinden. (Es sollte an dieser Stelle allerdings angemerkt
werden, daß Archäologen kürzlich in Grönland einen Runenstein der Wikinger
entdeckt haben, auf dem ein Jude erwähnt wird, der zum Schloß von Konstantin
dem Prächtigen kam, um eine Kollektion nicht haftenden Brenneisens für die
Folterkammer des Kaisers zu verkaufen, worauf er prompt aus der Stadt gejagt
wurde. Die historische Echtheit der Geschichte wurde jedoch angezweifelt, da
sie mit den Worten beginnt: »Ich habe nie an die Wahrheit deiner Briefe
geglaubt, bis Gunner und ich ...« und fortfährt, die sexuellen Abenteuer zweier
Wikinger in einem Harem voller braunhäutiger byzantinischer Babes zu erzählen.)
    Ben Sapirs Suche nach dem ewigen
Leben war da schon erfolgreicher gewesen. Sicher, es gab Nebeneffekte, das
Trinken von Menschenblut und die Überempfindlichkeit gegen Sonnenlicht, aber
daran hatte er sich gewöhnt. Es war die Einsamkeit, die er nicht ertragen
konnte. Doch vielleicht würde sie nach all diesen Jahren endlich ein Ende
finden. Er wagte kaum zu hoffen.
    Es war hundert Jahre her, seit ein
Küken so lange durchgehalten hatte. Damals war es eine Yanomami-Frau am
Amazonas-Becken gewesen. Sie hatte drei Monate im Dschungel gejagt, bevor sie
in ihr Dorf zurückgekehrt war und ihre Schwester zu einem Vampir gemacht hatte.
Die Schwestern hatten sich zu Göttinnen erklärt und Opfer vom Dorf verlangt. Er
hatte beide am Fluß gefunden, wo sie gerade das Blut einer alten Frau tranken ; es hatte ihm keine Freude bereitet, sie zu töten. Vielleicht wäre ja die
Rothaarige anders.
    Kopf voran, entschied er. Er stieß
sich mit Schwung vom Turm ab, streckte sich in eine stromlinienförmige
Körperhaltung und schoß fünfzig Stockwerke hinab auf das Schwarze Wasser zu.
Die Herausforderung bestand darin, sich nicht in Nebel zu verwandeln, bevor man
auf das Wasser stieß. Das wäre zu einfach gewesen.
    Die Wucht des Aufpralls riß ihm
die Kleider vom Leib. Die Nähte seiner Schuhe platzten vom Druck. Er tauchte
auf, nackt bis auf eine Socke, die mysteriöserweise den Aufprall überlebt
hatte, und machte sich daran, den langen Weg zurück zu seiner Jacht zu
schwimmen. Währenddessen dachte er bei sich: Ich hätte sie nicht vor dem
Sonnenlicht retten sollen. Ich muß wirklich ausgehungert nach Unterhaltung
sein.

 
28. KAPITEL
    Kalt
erwischt
     
    Als der Morgen anbrach, warf Tommy
den Kaiser aus dem Supermarkt. Es war eine lange Nacht gewesen. Er hatte den
verrückten Herrscher von den Tieren fernhalten müssen, während er die Regale
auffüllte und gleichzeitig versuchte, die logistischen Fragen seines Treffens
mit Mara zu

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