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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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lösen - und das alles unter dem Einfluß von Dr. Drews
Heilpflanzenmischung, die ausgerechnet jenen Teil des Gehirns zu stimulieren
schien, das einen dazu motivierte, sabbernd in einer Ecke zu hocken und auf die
eigenen Hände zu starren. Als die Schicht zu Ende war, lehnte er die Einladung
der Tiere auf ein Bierchen und eine Runde Frisbee auf dem Parkplatz ab. Er
klaute ein Baguette aus dem Lieferwagen des Bäckers und nahm den Bus nach Hause
in der Absicht, stehenden Fußes zu Bett zu gehen. Er wußte, daß aus diesem Plan
nichts werden würde, als Frank, der Rocker/Bildhauer, ihn vor dem Haus abfing,
in den Händen eine vertraut aussehende Bronze-Schildkröte.
    »Flood, guck dir das an.« Er hielt
die Schildkröte hoch. »Es hat geklappt!«
    »Was hat geklappt?« fragte Tommy.
    »Das Galvanisieren. Komm rein, ich
zeig's dir.« Frank drehte sich um und führte Tommy unter dem Rolltor hindurch
in die Gießerei.
    Die Gießerei nahm das gesamte
Erdgeschoß des Hauses ein. Ein riesiger Schmelzofen rumpelte gedämpft. Es gab
mehrere große, mit Sand gefüllte Bottiche, in denen Gipsformen in verschiedenen
Stadien der Fertigstellung lagen. Hinten, bei dem einzigen Fenster des Raums,
standen Wachsfiguren von nackten Frauen, Indianern, Buddhas und Vögeln, die
darauf warteten, zerschnitten und eingegipst zu werden.
    »Wir haben 'ne Menge Statuen für
die Gärten von Leuten gemacht. Buddhas sind der große Hit bei den Esoterikern.
Dafür haben wir auch die Schildkröten gebraucht. Monk hat schon eine für
fünfhundert Mücken an eine Frau aus Pacific Heights verkauft. So was hat man noch
nicht gesehen!«
    »Meine Schildkröten?« entfuhr es
Tommy. Er musterte die Bronzeschildkröte in Franks Händen eingehender. »Zelda!«
    »Ist das nicht irre?« sagte Frank.
»Wir hatten sie beide in nicht mal acht Stunden fertig. Das traditionelle
Verfahren mit Wachsformen hätte Tage gedauert. Ich zeig's dir.«
    Er führte Tommy zur anderen Seite
der Werkstatt, wo ein kleiner, untersetzter Mann in Leder und Jeans neben einer
hohen, mit grüner Flüssigkeit gefüllten Plexiglaswanne stand.
    »Monk, das ist unser Nachbar, Tom
Flood. Flood, das ist mein Partner, Monk«, sagte Frank.
    Monk grunzte, ohne von einem
Kompressor aufzublicken, der ihm Ärger zu machen schien. Tommy konnte sehen,
wie er an seinen Spitznamen gekommen war. Er hatte eine große Platte mit einem
Haarkranz darum: eine Benediktiner-Version von Easy Rider, Bruder Tuck auf
Rädern.
    »Dies hier«, erklärte Frank und
deutet auf die Drei-Meter-Wanne, »ist, soweit wir wissen, die größte
Galvanisierwanne an der Westküste.«
    Tommy wußte nicht ganz, wie er
reagieren sollte. Er war noch immer wie vom Donner gerührt vom Anblick des
bronzenen Abbilds von Zelda. »Wirklich beeindruckend«, sagte er schließlich.
    »Ja, Mann. Wir können alles
reinstecken, was uns unter die Finger kommt. Keine Formen mehr, keine
Wachsschnitzereien. Einfach nur eintauchen und fertig. So haben wir auch die
Schildkröten gemacht.«
    Langsam begann Tommy zu verstehen.
»Willst du damit sagen, daß das keine Skulptur ist? Ihr habt meine Schildkröten
mit Bronze überzogen?«
    »Genau, Mann. Die Flüssigkeit da ist
übersättigt mit aufgelöstem Metall. Wir haben die Schildkröten mit einer dünnen
Schicht Farbe auf Metallbasis besprüht, die Strom leitet. Dann haben wir sie
unter Strom gesetzt und sie in die Wanne getaucht. Der Strom zieht das Metall
aus dem Wasser an, und es verbindet sich mit der Farbe auf der Schildkröte.
Wenn man sie lange genug drin läßt, wird die Schicht dick genug, um eigene
Festigkeit zu besitzen. Voilà, eine bronzene Gartenschildkröte. Ich
glaube nicht, daß das vor uns schon mal jemand gemacht hat. Wir sind dir echt
was schuldig, Mann.«
    Monk grunzte dankbar. Tommy wußte
nicht, ob er wütend oder deprimiert sein sollte. »Ihr hättet mir sagen sollen,
daß ihr sie umbringen würdet.«
    »Ich dachte, das wüßtest du, Mann.
Tut mir leid. Du kannst die hier haben, wenn du willst.« Frank hielt ihm die
bronzierte Zelda hin.
    Tommy schüttelte den Kopf und
wandte den Blick ab. »Ich denke nicht, daß ich ihren Anblick ertragen könnte.«
Er drehte sich zum Gehen um.
    »Komm schon, Mann, nimm sie«,
drängte Frank. »Wir schulden dir was. Wenn wir dir mal einen Gefallen tun
können oder so was.«
    Tommy nahm Zelda. Wie sollte er
das bloß Jody erklären? »Ach übrigens, ich habe aus deinen kleinen Freunden
Statuen gemacht«? Und das direkt nachdem sie einen heftigen

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