Lange Zähne
nie wie der gute Cop vor. Meistens war er der
Ich-bin-müde-und-überarbeitet-und-ich-bin-nett-zu-dir-weil-ich-nicht-die-Energie-habe-wütend-zu-sein-Cop.
«Möchten Sie eine Zigarette?«
fragte Rivera.
»Klar«, sagte Tommy.
Cavuto sprang ihm beinahe ins
Gesicht. »Pech gehabt, du Dreckskerl. Hier drinnen wird nicht geraucht.« Cavuto
genoß es von ganzem Herzen, der böse Cop zu sein. Er übte es zu Hause vor dem
Spiegel.
Rivera zuckte mit den Achseln.»Er
hat recht. Sie dürfen hier nicht rauchen.«
»Ist nicht so schlimm, ich bin
Nichtraucher«, erwiderte Tommy.
»Wie wär's denn statt dessen mit
einem Anwalt?« fragte Rivera. »Oder mit einem Telefonanruf?«
»Ich muß um Mitternacht auf der
Arbeit sein«, sagte Tommy. »Wenn es so aussieht, daß ich zu spät kommen werde,
werde ich meinen Anruf machen.«
Cavuto tigerte im Zimmer herum,
wobei er seinen Weg so abzirkelte, daß er sich jederzeit auf Tommy stürzen
konnte. Und jetzt stürzte er sich auf Tommy. »Ja, Junge, du wirst zu spät
kommen, etwa dreißig Jahre zu spät, wenn sie dich nicht auf dem elektrischen
Stuhl grillen.«
Tommy rutschte verängstigt auf
seinem Stuhl zurück. »Der war gut, Nick«, lobte Rivera.
»Danke.« Cavuto lächelte, eine
unangezündete Zigarre zwischen seinen Lippen, und wich von dem Tisch zurück, an
dem Tommy saß.
Rivera kam zu Tommy heran. »In
Ordnung, Junge, du willst also keinen Anwalt. Womit möchtest du anfangen? Wir
haben dich schon sicher für zwei Morde, vermutlich sogar drei. Wenn du uns die
Geschichte erzählst, wenn du uns alles erzählst, auch über all die anderen
Morde, können wir dich vielleicht vor der Todesstrafe retten.«
»Ich habe niemanden umgebracht.«
»Komm uns nicht so«, sagte Cavuto.
»Wir haben zwei Leichen in deiner Gefriertruhe gefunden. Deine Fingerabdrücke
sind auf dem Buch, das wir unter einer dritten Leiche vor deiner Wohnung
gefunden haben. Du hast in dem Motel gewohnt, in dem wir eine vierte Leiche
gefunden haben. Und wir haben bei dir einen Kleiderschrank voller
Frauenklamotten entdeckt, und Augenzeugen haben eine Frau in der Nähe der
Stelle gesehen, wo wir eine fünfte Leiche gefunden haben...«
Tommy unterbrach ihn:»Eigentlich
ist da nur eine Leiche in der Gefriertruhe. Das andere ist meine Freundin.«
»Du krankes Schwein.« Cavuto holte
aus, als wolle er Tommy schlagen. Rivera hielt ihn zurück. Tommy kauerte sich
ängstlich auf seinem Stuhl zusammen.
Rivera zog Cavuto auf die andere
Seite des Raums. »Laß mich das mal einen Moment allein machen.« Er ließ den
knurrenden Cavuto stehen und ging zu dem Stuhl, der gegenüber von Tommy stand.
»Hör zu, Junge, wir haben dich mit
zwei Morden kalt erwischt, wie man sagen könnte. Wir haben Indizienbeweise für
einen dritten. Du wirst für eine lange Zeit in den Knast wandern, und im Moment
stehen die Chancen für die Todesstrafe gut. Wenn du uns jedoch alles sagst und
nichts ausläßt, können wir dir vielleicht helfen, aber du mußt uns genug in die
Hand geben, um alle Fälle abzuschließen. Hast du das verstanden?«
Tommy nickte. »Aber ich habe
niemanden umgebracht. Ich habe Jody in die Gefriertruhe gelegt, was
zugegebenermaßen äußerst rücksichtslos war, aber ich habe sie nicht
umgebracht.«
Cavuto knurrte. Rivera nickte, als
würde er Tommy die Geschichte abkaufen. »Gut, aber wenn du sie nicht umgebracht
hast, wer war es dann? Hat jemand, den du kennst, dich dazu gezwungen?«
Cavuto explodierte: »Herrgott noch
mal, Rivera! Was brauchst du denn noch, ein Video? Dieser kleine Drecksack hat
es getan.«
»Nick, bitte. Laß uns mal eine Minute
in Ruhe.«
Cavuto trat an den Tisch und
beugte sich vor, bis sein Gesicht dicht an Tommys war. »Flood, glaub ja nicht,
du könntest mich mit deinen großen Hundeaugen angucken und mit deinem kleinen
Hintern wackeln, und schon wärst du vom Haken«, flüsterte er heiser. »Das mag
bei Castro funktionieren, aber ich bin immun dagegen, verstanden? Ich werde
jetzt mal kurz rausgehen, aber wenn ich zurückkomme und du hast meinem Partner
nicht die ganze Geschichte erzählt, dann werde ich dir wehtun. Richtig weh tun,
und ich werde keine Spuren an dir hinterlassen.« Er stand auf, lächelte, dann
drehte er sich um und verließ das Verhörzimmer.
Tommy sah Rivera an. »Ich soll Sie
mit meinen großen Hundeaugen angucken und mit meinem kleinen Hintern wackeln?«
»Nick findet dich süß«, erwiderte
Rivera.
»Er ist schwul?«
»Mit Haut und Haar.«
Tommy schüttelte den
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