Langenscheidt Fußball-Deutsch, Deutsch-Fußball
Brauausschankhaus – selbstverständlich zu jeder Zeit gekühlt, damit das Veltins (Vorsicht Schleichwerbung!) dabei nicht allzu sehr ins Schwitzen kommt. Dann geht es durch 126 Zapfhähne kurz an die Luft, zu einem kaum erwähnenswerten Zwischenstopp in Zehntausende von Bechern, und anschließend zügig durch die Kehlen der Fans ans Ziel. Ein echter Volkslauf sozusagen, der selbst bei einem schlechten Spiel für große Stimmung sorgt.
Und damit die in Zukunft schon zu Beginn der Fußballpartie auf ihrem Höhepunkt ist, wird es sicherlich nicht mehr lange dauern bis die „schönste und größte Kneipe der Welt“ – wie der Veltins-Geschäftsführer meinte – schon am frühen Morgen öffnet. Dann werden auch noch mehr Menschen, die mit Fußball gar nichts am Hut haben, ins Stadion kommen. Denn das Spiel hält sie dann nicht mehr vom Feiern ab, sondern gibt ihnen vielmehr die Möglichkeit, für 2-mal 45 Minuten in den bequemen Stadionsitzen die Augen zu schließen und ein kleines Nickerchen zu machen.
Und dann geht nach der Partie die Party wieder richtig los!
FUSSBALLDEUTSCH – R
FUSSBALLDEUTSCH
R
Raute
Raute
die
In der Geometrie ist die Raute ein Parallelogramm mit vier gleichen Seiten, im Fußball – bei statischem Spiel – auch. Sie wird als Mittelfeldformation aus einem Defensivspieler, zwei Außenspielern und einem Offensivspieler gebildet und sieht etwa wie folgt aus:
OS
AS
AS
DS
Bei entsprechendem Offensivdruck des Gegners besteht die Gefahr, dass die Raute platt gemacht und damit zu einer zweiten Viererkette wird.
Religionsersatz
Religionsersatz
der
Psychologen, Philosophen, Soziologen und Theologen sind sich darin einig, dass Fußball für den wahren Fan eine Art Ersatzreligion darstellt. Wie der Gläubige allsonntäglich in die Kirche, so „pilgert“ der Fußballfan allsamstäglich ins Stadion. Dort wird zunächst gemeinsam der Introitus gesungen, z. B. „Keiner wird es wagen, keiner wird es wagen, unsern XYZ zu schlagen.“ Das erste liturgische Zwiegespräch mit dem Stadionsprecher erfolgt dann bei der Mannschaftsaufstellung. Der Stadionsprecher: „Im Tor: Frank …“ – die Gemeinde: „… Rost.“ usw. Ähnliches ist nach einem von der Heimmannschaft erzielten Tor zu beobachten bzw. zu hören. Anders als bei der kirchlichen Liturgie bedankt sich der Geistliche hier ausdrücklich bei den Gläubigen für ihre Mitwirkung. Die Messe wird mit einem gemeinsamen Choral abgerundet, etwa „So ein Tag, so wunderschön wie heute …“ oder alternativ „Sch… Millionäre, ihr seid nur sch… Millionäre …“.
Auf dem Feld wird in der Zwischenzeit Fußball zelebriert – für den Fall, dass ein Team es dabei an der gewünschten Andacht fehlen lässt, gibt es in der Pause eine Kabinenpredigt.
HÄTTEN SIE’S GEWUSST?
Kennen Sie die „Jenaer Regeln“? Sie sind im Gegensatz zu manch anderer Regel durchaus sinnvoll, denn nach ihnen dürfen auf Fußballplätzen weder Bäume noch Sträucher stehen … (erlassen 1896).
Rotz und Wasser
ROTZ UND WASSER
Im normalen Leben heult man im Bedarfsfall Rotz und Wasser, beim Fußball „schwitzt man Rotz und Wasser“! – Eine feine Umschreibung für das Ausscheiden von Körperflüssigkeiten – und natürlich nicht wirklich wahr. Denn, um dieser Ausdrucksweise ihre bewusst verniedlichende Attitüde zu nehmen, muss man in aller Deutlichkeit feststellen: Beim Fußballspielen schwitzt man „wie ein Schwein“! Und wenn man mit großem Einsatz und der richtigen Einstellung zu Werke geht, dann läuft die „Suppe“ wie verrückt.
Und diese trübe Brühe, die man dabei in so großen Mengen ausscheidet, die würden nicht einmal Menschen, die aus Überzeugung ihren Urin wieder in sich zurückschütten, trinken. Das alles kann bei empfindlichen Gemütern doch ein leichtes Unbehagen auslösen.
Dieses beim Fußball zu überwinden, ist aber nicht wirklich eine Herausforderung. Im Gegenteil, dieser Sport macht erst richtig Spaß, wenn man das Gefühl hat, auf rein gar nichts mehr achten zu müssen. Die Haare klebrig und fettig zugleich, am ganzen Körper transpirierend, freut man sich über jede Steigerung. Damit verbreitet sich ein Gefühl von Freiheit und Ursprünglichkeit. Keine Konventionen, keine Ausgeh- oder Arbeitsuniformen, nur eine knappe, zielgerichtete und zum Glück ja auch immer noch als notwendig erachtete Verkleidung.
So gesehen sind manche aktuellen High-Tech-Produkte der Sportartikelindustrie eigentlich eine völlige
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