Langenscheidt Fußball-Deutsch, Deutsch-Fußball
Leidtragende, der Ball!
DAS SPIELGERÄT: DER LEIDTRAGENDE, DER BALL!
Er ist bei jedem Spiel dabei. Er kann fliegen, hüpfen, springen und rollen. Manche Fußballer behaupten, sie stünden mit ihm „auf Du und Du“. Die meisten müssen ihm nachlaufen, viel zu wenige gehen ihm entgegen. Ohne ihn würde das Spiel nicht stattfinden: Der Ball!
Er verkörpert das Spiel, er ist Weg und Ziel zugleich. Er soll Leben in die Partie bringen! Dabei müsste er eigentlich unentwegt auf Rache aus sein und viele Dellen davontragen! Denn er wird getreten, weggeschlagen und immer wieder ausgetauscht.
Trotzdem: Der Ball ist rund! Und zwar in jeder Lage. Und das liegt nicht nur daran, dass er immer total aufgeblasen daherkommt. Damit der Ball zur runden Sache wird, muss er eine schier endlose Tortur überstehen. Unzählige Male wird er genäht – über 1000 Stiche zwischen den 12 Pentagons und insgesamt 20 Hexagons (den Innereien) muss er über sich ergehen lassen.
Bis zur WM 1982 lebte der Ball homöopathisch: reine Natur – nur Leder. Aber nicht nur zu dieser Zeit, sondern auch danach, als die High-Tech-Phase begann, erlitt er immer wieder unschöne klaffende Wunden. Und spätestens dann war es mit der Rundheit vorbei, und er war raus aus dem Spiel. Heute hat der Ball dagegen tausend Leben. Erst wird er verklebt und dann gequält. Als wolle man ihn verspeisen, so wird er zubereitet: Zweimal gekocht! Zuerst die Blase, dann werden Blase und Hülle zusammengeschweißt. Wenn er das überstanden hat, bekommt er eine dickere und festere Schicht synthetischen Schaums mit kleinen gasgefüllten Mikroblasen. Und das alles nur, weil die Fußball„hand“werker dann besser mit ihm arbeiten können.
Die vom Spieler investierte Energie wird so optimal zurückgegeben, leider ohne dass der Ball entscheiden darf, ob das in der einzelnen Situation überhaupt sinnvoll ist.
Auch die Elastiziät wird verbessert, was in erster Linie gut für den Fuß des Spielers ist – vielleicht hält es aber auch den Ball optisch länger jung. Vor allem aber entsteht der Eindruck einer stark verbesserten Schusskraft des Schützen. Dabei hat sich nur die Konstitution des Balls verbessert. Ihm ist es mittlerweile egal, ob es heiß oder kalt ist. Ob Winter, ob Sommer, er besticht durch extreme Flugstabilität und Formkonstanz. Dafür hat er hart arbeiten müssen: Mehr als 2000 Mal ist er mit über 50 km/h gegen eine Stahlplatte geknallt, mindestens 250 Mal hat er sein Leben riskiert, als man ihn wieder und wieder unter Wasser drückte.In einer heißen Ballformmaschine ist er ins Schwitzen gekommen, und hat er dabei nur einige Gramm zu viel abgespeckt – oder ist er ein wenig zu korpulent geworden, dann war die Luft für ihn raus. Zwischen 410 und 450 Gramm darf er wiegen und muss im Umfang immer Idealmaße zwischen 68 cm und 70 cm aufweisen. Kein Wunder, dass der Ball, der im Fußballgeschäft mit dabei sein will, permanent unter Druck steht – bei 0,8 bar! Und wenn diese Vorgabe nach 72 Stunden nicht mehr erfüllt ist, dann verliert er seinen Job. Dann gibt es niemanden mehr, der ihm wenigstens eine trockene Kammer bietet, regelmäßig eine reinigende Dusche parat hat und ihm ein bisschen Luft verschafft. Dann gibt es aber auch keine Tritte und Fausthiebe mehr von Oliver Kahn und Co; und dann muss er nicht mehr befürchten, dass ihm die Luft wegbleibt, bloß weil sich aus reiner Bequemlichkeit wieder irgendein Spieler auf ihn setzt.
Wie es auch kommt, der Ball ist der Leidtragende, und er weiß, wem er das zu verdanken hat. Und wir Fußballer wissen nun ganz genau, warum der Ball nie unser Freund sein kann!
FUSSBALLWITZE
Während eines Fußballspiels im hohen Norden Deutschlands lässt ein Stürmer von der Strafraumgrenze aus einen gewaltigen Schuss los, wobei er den Fußballschuh verliert. Der Ball landet an der Eckfahne, der Schuh im Netz. Als der Schiedsrichter spontan auf Tor entscheidet, kommt es zu Protesten der einen Mannschaft. Der ungerührte Kommentar des Unparteiischen: „Ledder is Ledder.“
Standardsituation
Standardsituation
die
Es muss wohl so sein, dass ein Jazzfan den Begriff prägte. Denn ein „Standard“ ist ein einer bestimmten Stilrichtung zuzurechnendes, immer wieder gerne gespieltes Stück – wie die Standardsituation. Wer mit ihr Erfolg hat, liebt sie – und das umso mehr, je öfter er mit ihr zu tun hat. Wer danach dumm dasteht, hasst sie. Wie auch immer: Deshalb üben alle gemeinsam Standardsituationen im Training, immer
Weitere Kostenlose Bücher