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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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rückwärts aus der Einfahrt gefahren und hinter dem dichten Schirm der Büsche verschwunden war, ging Mort ein Licht auf, was es war.
    Als der Mann ins Auto eingestiegen war, hatte er das Manuskript nicht mehr in Händen gehalten.

 
2
     
    Es lag auf der hinteren Veranda. Es war mit einem Stein beschwert, damit die einzelnen Seiten nicht in der leichten Brise durch den ganzen Garten geweht wurden. Das Pochen, das er gehört hatte, war der Stein gewesen, den der Mann auf das Manuskript gelegt hatte.
    Mort stand unter der Tür, hatte die Hände in den Taschen seiner Khakihosen und betrachtete es. Er wusste, dass Wahnsinn nicht ansteckend war (außer wahrscheinlich in Fällen längeren Ausgesetztseins), wollte das gottverdammte Ding trotzdem nicht anrühren. Aber er überlegte, dass ihm wohl nichts anderes übrig bleiben würde. Er wusste nicht, wie lange er hier sein würde – ob einen Tag, eine Woche, einen Monat oder ein Jahr, das sah in der momentanen Situation alles gleich wahrscheinlich aus –, aber er konnte das verflixte Ding nicht einfach da liegenlassen. Greg Carstairs, sein Verwalter, würde heute Nachmittag vorbeikommen und ihm den Kostenvoranschlag für das neue Hausdach bringen, und Greg würde sich fragen, was das war. Schlimmer, er würde wahrscheinlich davon ausgehen, dass es Mort gehörte, und das würde mehr Erklärungen nach sich ziehen, als das verdammte Ding wert war.
    Er stand da, bis der Motorenlärm seines Besuchers mit dem leisen, trägen Summen des Nachmittags verschmolzen war, dann ging er auf die Veranda – vorsichtig mit seinen bloßen Füßen (die Veranda sollte schon seit über einem Jahr neu gestrichen werden, in dem trockenen Holz wimmelte es vor potentiellen Spreißeln) – und warf den Stein in den von Wacholderblättern verstopften Gully links von der Veranda. Er nahm den schmalen Stapel Seiten auf und betrachtete ihn. Die oberste war die Titelseite. Dort stand:
     
    DAS HEIMLICHE FENSTER, DER HEIMLICHE GARTEN von John Shooter
     
    Mort konnte nicht anders, als vorübergehend Erleichterung zu empfinden. Er hatte noch nie von John Shooter gehört und in seinem ganzen Leben noch keine Kurzgeschichte mit dem Titel ›Das heimliche Fenster, der heimliche Garten‹ geschrieben.
    Er warf das Manuskript im Vorbeigehen in den Abfalleimer in der Küche, ging wieder zum Sofa im Wohnzimmer, legte sich erneut hin und war fünf Minuten später eingeschlafen.
    Er träumte von Amy. Heutzutage schlief er viel und träumte häufig von Amy, und vom Geräusch seiner eigenen heiseren Schreie geweckt zu werden, überraschte ihn nicht mehr. Er nahm an, dass das vorbeigehen würde.

 
3
     
    Am nächsten Morgen saß er vor dem Textcomputer in der kleinen Nische neben dem Wohnzimmer, die ihm immer als Arbeitszimmer gedient hatte, wenn sie hier unten waren. Der Computer war eingeschaltet, aber Mort sah zum Fenster hinaus zum See. Da draußen kreuzten zwei Motorboote und zogen weiße Furchen durch das blaue Wasser. Anfangs hatte er sie für Fischer gehalten, aber sie bremsten nie ab – sie fuhren einfach weite Schleifen und überkreuzten das Kielwasser des anderen. Jungvolk, dachte er. Jungvolk, das herumtollt.
    Sie machten nichts besonders Interessantes, aber er auch nicht. Er hatte kein brauchbares Wort geschrieben, seit er Amy verlassen hatte. Er saß jeden Morgen von neun bis elf vor dem Textcomputer, wie jeden Tag in den vergangenen sechs Jahren (und in den sieben Jahren vorher hatte er diese zwei Stunden von einer IBM Selectric verbracht), aber wenn er überlegte, was dabei herauskam, hätte er auch ein Motorboot mieten und mit den Bengeln auf dem See herumalbern können.
    Heute hatte er während seiner zweistündigen Sitzung folgende Zeilen unsterblicher Prosa geschrieben:
     
    Vier Tage nachdem sich George zu seiner eigenen Zufriedenheit vergewissert hatte, dass seine Frau ihn betrog, stellte er sie zur Rede. »Ich muss mit dir reden, Abby«, sagte er.
     
    Das taugte nichts.
    Es war zu sehr wie im wirklichen Leben, als dass es etwas taugen konnte.
    Wenn es um das wirkliche Leben ging, war er nie gut gewesen. Vielleicht war das ein Teil des Problems.
    Er schaltete den Textcomputer ab und dachte erst eine Sekunde nach dem Abschalten daran, dass er den Text nicht abgespeichert hatte. Nun, das machte nichts. Vielleicht war sogar der Kritiker in seinem Unterbewusstsein dafür verantwortlich, der ihm sagte, dass der Text es nicht wert war, gespeichert zu werden.
    Mrs. Gavin war offenbar oben

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