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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fertig; das Dröhnen des Electrolux hatte endlich aufgehört. Sie kam jeden Samstag zum Saubermachen, und sie war – was ihr überhaupt nicht ähnlich sah – so schockiert gewesen, dass sie kein Wort herausbrachte, als Mort ihr vor zwei Samstagen eröffnet hatte, mit ihm und Amy wäre es aus. Er vermutete, dass sie Amy viel lieber gemocht hatte als ihn. Aber sie kam immer noch, und Mort dachte, das wäre doch immerhin schon etwas.
    Er stand auf und ging ins Wohnzimmer, als Mrs. Gavin gerade die Haupttreppe herunterkam. Sie hielt den Staubsaugerschlauch in einer Hand und zog die kleine runde Maschine hinter sich her. Sie kam mit einer Reihe leiser Polterlaute herunter und sah wie ein kleiner mechanischer Hund aus. Wenn ich versuchen würde, den Staubsauger so nach unten zu ziehen, würde ich ihn mir in die Hacken schlagen und herunterfallen, dachte Mort. Ich frage mich, wie sie ihn dazu bringt, das zu machen? Ist das auch ein Geheimnis der Haushaltsführung? Muss wohl so sein.
    »Hallo, Mrs. G.«, sagte er und ging durchs Wohnzimmer Richtung Küchentür. Er wollte eine Cola. Er bekam immer Durst, wenn er Scheiße schrieb.
    »Hallo, Mr. Rainey.« Er hatte sie zu überreden versucht, ihn Mort zu nennen, aber sie weigerte sich. Sie wollte ihn nicht einmal Morton nennen. Mrs. Gavin war eine Frau mit Prinzipien, aber ihre Prinzipien hatten sie nie daran gehindert, seine Frau Amy zu nennen.
    Vielleicht sollte ich ihr sagen, dass ich Amy in einem der besseren Motels in Derry mit einem anderen Mann im Bett erwischt habe, dachte Mort, während er durch die Schwingtür ging. Vielleicht nennt sie sie dann wieder Mrs. Rainey.
    Das war ein hässlicher und gemeiner Gedanke, die Art Gedanken, vermutete er, welche die Ursache seines Schreibproblems waren, aber er konnte nicht anders. Vielleicht würde auch das vorübergehen … wie die Träume. Aus irgendeinem Grund musste er dabei an einen Stoß Stangenaufkleber denken, den er einmal an einem uralten VW Käfer gesehen hatte.
    STAU – KANN NICHT WEITER, hatte auf dem Aufkleber gestanden.
    Als die Küchentür zurückschwang, rief Mrs. Gavin: »Ich habe eine Ihrer Geschichten im Müll gefunden, Mr. Rainey. Ich dachte mir, vielleicht wollen Sie sie wiederhaben, daher habe ich sie auf den Tisch gelegt.«
    »Okay«, sagte er, hatte aber keine Ahnung, wovon sie sprach. Es entsprach nicht seiner Gewohnheit, schlechte Manuskripte oder Fragmente in den Küchenabfall zu werfen. Wenn er Mist produzierte – und in letzter Zeit hatte er wohl eine Menge produziert –, wanderte dieser entweder direkt in den Datenhimmel oder in die kreisrunde Ablage neben dem Textsystem.
    Der Mann mit dem runzligen Gesicht und dem runden schwarzen Quäkerhut kam ihm nicht einmal in den Sinn.
    Er machte die Kühlschranktür auf, verschob zwei kleine Schüsseln mit namenlosen Resten, fand eine Flasche Pepsi und machte sie auf, während er die Kühlschranktür mit der Hüfte zustieß. Als er den Verschluss in den Müll werfen wollte, sah er das Manuskript – auf der Titelseite einen Fleck Orangensaft, wie es aussah, aber sonst schien es unversehrt zu sein; es lag auf dem Tisch neben der Silex. Dann fiel es ihm wieder ein. John Shooter, richtig. Eingetragenes Mitglied des Irrenverbands, Zweigstelle Mississippi.
    Er trank einen Schluck Pepsi, dann hob er das Manuskript auf. Er legte die Titelseite weg und sah folgendes auf der ersten Seite:
     
    John Shooter
    Postlagernd
    Delacourt, Mississippi
     
    30 Seiten
    Ungefähr 7500 Worte
    Verkauf: Erstabdrucksrechte für Nordamerika
     
    DAS HEIMLICHE FENSTER, DER HEIMLICHE GARTEN
    von John Shooter
     
    Das Manuskript war auf gutem Schreibmaschinenpapier geschrieben, aber die Maschine musste ein trauriger Fall gewesen sein – ein altes Büromodell, wie es aussah, und nicht besonders gepflegt. Die meisten Buchstaben waren so schief wie die Zähne eines alten Mannes.
    Er las den ersten Satz, dann den zweiten, dann den dritten, und einen Augenblick setzte sein klares Denken aus.
     
    Todd Downey war der Meinung, dass eine Frau, die einem die Liebe stahl, wenn man außer Liebe nichts hatte, eigentlich nichts taugte. Daher beschloss er, sie umzubringen. Er würde es in der hintersten Ecke machen, wo das Haus und die Scheune in einem spitzen Winkel zusammenliefen; er würde es dort machen, wo seine Frau ihren Garten angelegt hatte.
     
    »O Scheiße«, sagte Mort und legte das Manuskript wieder weg. Sein Arm stieß gegen die Pepsi-Hasche. Diese kippte um und ergoss sich

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