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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er etwas gelassener an John Shooter und John Shooters Geschichte denken konnte.
    Der Mann war einer vom Stamm der Irren, das war jetzt felsenfest bewiesen, falls überhaupt noch ein Beweis notwendig gewesen wäre. Und was seine Empfindungen anbetraf, als er festgestellt hatte, dass tatsächlich Ähnlichkeiten existierten …
    Nun, eine Geschichte war ein Ding, ein reales Ding – man konnte sie jedenfalls als solches betrachten, besonders wenn man dafür bezahlt worden war –, aber auf eine andere, wichtigere Weise war sie ganz und gar kein Ding. Sie war nicht wie eine Vase oder ein Stuhl oder ein Automobil. Sie war Tinte auf Papier, aber entscheidend waren weder die Tinte noch das Papier. Manchmal fragten ihn die Leute, woher er seine Einfälle hatte, und obwohl er diese Frage mit Verachtung strafte, erfüllte sie ihn manchmal mit vager Scham, vagem Unbehagen. Sie schienen der Meinung zu sein, als gäbe es irgendwo ein Einfälle-Zentrallager (so wie es angeblich irgendwo einen Elefantenfriedhof gab und anderswo eine sagenhafte Stadt aus Gold), und er hätte eine geheime Karte, die es ihm ermöglichte, zu diesem Ort und wieder zurück zu reisen, aber Mort wusste es besser. Er konnte sich erinnern, wo er gewesen war, als ihm bestimmte Einfälle gekommen waren, und er wusste, ein Einfall war häufig das Resultat, eine seltsame Beziehung zwischen Gegenständen und Menschen zu sehen oder zu spüren, zwischen denen vorher überhaupt keinerlei Beziehung bestanden zu haben schien, aber besser konnte er es nicht erklären. Warum er diese Beziehungen sah, oder warum er danach Geschichten darüber schreiben wollte … da hatte er keine Ahnung.
    Wäre John Shooter vor seiner Tür erschienen und hätte gesagt: »Sie haben mein Auto gestohlen«, anstatt: »Sie haben meine Geschichte gestohlen«, hätte Mort diese Vorstellung schnellstens und nachdrücklich aus der Welt schaffen können. Er hätte es können, selbst wenn die beiden fraglichen Autos in Baujahr, Marke, Modell und Farbe übereingestimmt hätten. Er hätte dem Mann mit dem runden schwarzen Hut einfach den Fahrzeugschein gezeigt, ihn gebeten, die Nummer auf dem rosa Streifen mit der auf der Stoßstange zu vergleichen, und ihn seines Weges geschickt.
    Aber wenn man einen Einfall für eine Geschichte hatte, gab einem niemand eine Quittung. Man konnte keine Herkunft nachweisen. Warum auch? Niemand gab einem eine Quittung, wenn man etwas umsonst bekam. Man stellte eine Rechnung, wenn jemand das fragliche Ding von einem selbst kaufen wollte – o ja, was der Markt hergab, und noch ein bisschen mehr, wenn man konnte, um alle Gelegenheiten wettzumachen, wenn einen die Dreckskerle übers Ohr gehauen hatten, Magazine, Zeitungen, Verleger, Filmgesellschaften. Aber man selbst bekam den Gegenstand gratis, frei Haus und unverlangt. Das war es, entschied er. Darum empfand er Schuldgefühle, obwohl er genau wusste, er hatte die Geschichte von Farmer John Shooter nicht plagiiert. Er empfand Schuldgefühle, weil ihm das Geschichtenschreiben immer ein klein wenig wie Diebstahl vorgekommen war, und das würde wahrscheinlich auch immer so sein. John Shooter war nur zufällig der erste, der vor seiner Tür stand und es ihm lautstark vorwarf. Er glaubte, dass er unbewußt schon jahrelang mit so etwas gerechnet hatte.
    Mort drückte die Zigarette aus und beschloss, ein Nickerchen zu machen. Dann entschied er, dass das ein schlechter Einfall war. Es wäre besser, geistig und körperlich gesünder, etwas zu Mittag zu essen, eine halbe Stunde oder so zu lesen und dann einen hübschen langen Spaziergang am See zu machen. Er schlief zuviel, und zuviel Schlaf war ein Anzeichen von Depressionen. Auf halbem Weg zur Küche bog er zu dem langen Sofa bei der Fensterwand im Wohnzimmer ab. Scheiß doch drauf, dachte er und schob sich ein Kissen unter den Hals und ein zweites hinter den Kopf. Ich HABE Depressionen.
    Ein letzter Gedanken, ehe er einschlief, war eine Wiederholung: Er ist noch nicht mit mir fertig. O nein, der Bursche nicht. Er wird wiederkommen.

 
5
     
    Er träumte, dass er sich in einem riesigen Maisfeld verirrt hatte. Er taumelte von einer Reihe zur nächsten, und die Sonne funkelte in den Uhren, die er trug – ein halbes Dutzend an jedem Unterarm, und jede war auf eine andere Zeit eingestellt.
    Bitte helft mir! schrie er. So hilf mir doch jemand! Ich habe mich verirrt und habe Angst!
    Vor ihm wankte und raschelte der Mais auf beiden Seiten der Reihe. Amy kam von einer Seite. John

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