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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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du diesen Shooter?« fragte Herb. »Mir ist klar, was es heißt, dass die Katze, so kurz bevor du aufgewacht bist, getötet wurde, aber …«
    »Ich schätze, es ist möglich, und ich schließe es nicht völlig aus«, sagte Mort, »aber ich bezweifle es doch sehr. Vielleicht kann ich mich nur nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ein Mann ein Haus mit vierundzwanzig Zimmern niederbrennt, nur um eine Ausgabe eines Magazins zu vernichten. Aber ich glaube, es ist hauptsächlich, dass ich ihn überhaupt getroffen habe. Er glaubt wirklich, dass ich seine Geschichte gestohlen habe, Herb. Ich meine, er hat nicht die geringsten Zweifel. Als ich ihm gesagt habe, ich könnte einen Beweis erbringen, war sein Verhalten in etwa: ›Los doch, Wichser, das will ich sehen.‹«
    »Aber … du hast doch die Polizei verständigt, oder nicht?«
    »Ja, ich habe heute morgen einen Anruf erledigt«, sagte Mort, was zwar ein wenig unehrlich, aber keine regelrechte Lüge war. Er hatte heute morgen einen Anruf erledigt. Mit Greg Carstairs. Aber wenn er Herb Creekmore, den er sich gut vorstellen konnte, wie er in einem Paar schicker Tweedhosen und mit einem T-Shirt im Wohnzimmer seines New Yorker Apartments saß, nun sagte, dass er vorhatte, die Sache selbst zu erledigen, lediglich mit Greg als Unterstützung, würde Herb das wahrscheinlich nicht verstehen. Herb war ein netter Mann und guter Freund, aber er war eine Art Archetyp: zivilisierter Mensch, spätes zwanzigstes Jahrhundert, großstädtisches und häusliches Modell. Er war ein Mann, der an Bedächtigkeit glaubte. Ein Mann, der an Meditation und introspektive Betrachtung glaubte. Ein Mann, der an Diskussionen glaubte, wenn Vernunft vorhanden war, und daran, das Problem unverzüglich in die Hände zuständiger Behörden zu geben, wenn keine vorhanden war. Für Herb hatte die Vorstellung, dass ein Mann eben manchmal tun musste, was zu tun war, auch seine Berechtigung … aber diese Berechtigung war ausschließlich auf Filme mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle beschränkt.
    »Nun, das ist gut.« Herb hörte sich erleichtert an. »Du hast genug am Hals, auch ohne dir Sorgen wegen eines Psychopathen aus Mississippi zu machen. Wenn sie ihn finden, was hast du vor? Ihn wegen Belästigung anzuzeigen?«
    »Ich würde ihn lieber davon überzeugen, seine Verfolgungsnummer zu lassen und in den Wind zu schießen«, sagte Mort. Sein Gefühl des fröhlichen Optimismus, so ungewollt und doch so unzweifelhaft real, hielt an. Er vermutete, dass er ziemlich bald wieder ernüchtert abstürzen würde, aber vorerst konnte er nicht anders als grinsen. Daher wischte er sich die tropfende Nase mit dem Ärmel des Mantels ab und grinste einfach weiter. Er hatte ganz vergessen, wie gut es tat, den Mund zu einem Grinsen zu formen.
    »Wie willst du das machen?«
    »Mit deiner Hilfe, hoffe ich. Du hast ein Archiv mit meinen Sachen, richtig?«
    »Richtig, aber …«
    »Nun, du musst die Juni-Ausgabe des Ellery-Queens Kriminalmagazins von 1980 heraussuchen. Darin ist ›Zeit zu säen abgedruckt. Ich kann meins wegen des Feuers nicht nehmen, daher …«
    »Ich habe es nicht«, sagte Herb nachsichtig.
    »Warum nicht?« Mort blinzelte. Das war das einzige, womit er nicht gerechnet hatte. »Warum nicht?«
    »Weil ich erst 1982 als dein Agent an Bord gekommen bin. Ich habe mindestens ein Exemplar von allem, was ich für dich verkauft habe, aber das ist eine Geschichte, die du selbst verkauft haben musst.«
    »Oh, Scheiße!« Mort sah vor seinem geistigen Auge den Copyright-Vermerk für ›Zeit zu säen‹ in Jeder gibt den Löffel ab. Die meisten anderen Geschichten waren mit dem Vermerk ›Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors und seiner Agentur James and Creekmore‹ versehen. Der für ›Zeit zu säen‹ (und zwei oder drei andere Geschichten in dem Band) lautete nur: »Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors«
    »Tut mir leid«, sagte Herb.
    »Natürlich habe ich sie selbst angeboten – ich kann mich erinnern, wie ich den Begleitbrief geschrieben habe. Es sieht nur immer so aus, als wärst du seit Ewigkeiten mein Agent.«
    Er lachte leise, dann fügte er hinzu: »Nichts für ungut.«
    »Nein«, sagte Herb. »Soll ich bei EQKM anrufen? Die müssten noch eine alte Ausgabe haben.«
    »Würdest du das machen?« fragte Mort. »Das wäre toll.«
    »Ich mache es gleich als erstes. Nur …« Herb machte eine Pause.
    »Nur was?«
    »Versprich mir, dass du diesen Burschen nicht allein triffst, wenn

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