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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Büroparties sagten. So schön, dich zu sehen, Liebling.
    Ted Milner, dessen geföntes Haar heute morgen makellos lag, keine einzige Alfalfa-Locke in Sicht, saß am Tisch in der Ecke und beobachtete sie. Er hielt seine Pfeife, die Mort in den vergangenen drei Jahren oder so zu den unterschiedlichsten Anlässen fest zwischen seine Zähne geklemmt gesehen hatte. Mort war überzeugt, dass die Pfeife Schau war, ein Utensil, das lediglich dazu dienen sollte, seinen Besitzer ein wenig älter aussehen zu lassen, als er war. Und wie alt war das? Mort war nicht sicher, aber Amy war sechsunddreißig, und Mort dachte, dass Ted in seinen makellosen stone-washed Jeans und dem halb offenen J.-Press-Hemd mindestens vier Jahre jünger sein musste, wenn nicht mehr. Er fragte sich, ob Amy wusste, dass sie in zehn Jahren wahrscheinlich Ärger bekommen würde – vielleicht schon in fünf – aber dann überlegte er, dass ein besserer Mann als er erforderlich wäre, ihr das klarzumachen.
    Er fragte, ob es etwas Neues gab. Amy sagte nein. Dann kam Ted ins Spiel, der mit einem leichten Südstaatenakzent sprach, welcher keineswegs so ausgeprägt war wie John Shooters nasales Nuscheln. Er sagte Mort, der Feuerwehrchef und ein Lieutenant des Polizeireviers von Derry würden sie an der ›Unfallstelle‹, wie Ted sich ausdrückte, treffen. Sie wollten Mort ein paar Fragen stellen. Mort sagte, das wäre prima. Ted fragte, ob er eine Tasse Kaffee haben wollte – sie hatten Zeit. Mort sagte, auch das wäre prima. Ted fragte, wie es ihm ergangen wäre. Mort benützte wieder das Wort prima. Jedes Mal, wenn er es aussprach, kam es ihm fadenscheiniger vor. Amy verfolgte die Unterhaltung zwischen ihnen mit Missfallen, was Mort verstehen konnte. An dem Tag, als er die beiden zusammen im Bett erwischt hatte, hatte er Ted gesagt, er würde ihn umbringen. Er könnte sogar etwas gesagt haben, dass er sie beide umbringen würde. Seine Erinnerung an das Ereignis war umwölkt. Er vermutete, ihre wahrscheinlich auch. Er wusste nicht, wie es den beiden anderen Spitzen dieses Dreiecks erging, aber er selbst fand diese Umwölkung nicht nur verständlich, sondern barmherzig.
    Sie tranken Kaffee. Amy fragte ihn nach ›John Shooten‹. Mort sagte, seiner Meinung nach wäre die Situation ziemlich gut unter Kontrolle. Er sagte nichts von Katzen oder Briefen oder Magazinen. Und nach einer Weile verließen sie Marchman’s und begaben sich in die Kansas Street 92, wo einmal ihr Haus gestanden hatte.
    Der Feuerwehrchef und der Polizist waren da, wie versprochen, und sie stellten ihm Fragen, ebenfalls wie versprochen. Die meisten Fragen galten Menschen, die ihn möglicherweise so sehr hassten, dass sie einen Texaco-Cocktail in seinem Arbeitszimmer zündeten. Ware Mort allein gewesen, hatte er John Shooters Namen völlig aus dem Spiel gelassen, aber wenn er es nicht tat, würde Amy ihn selbstverständlich zur Sprache bringen; daher schilderte er die erste Begegnung so, wie sie sich abgespielt hatte.
    Wickersham, der Feuerwehrchef, sagte: »Der Mann war ziemlich wütend?«
    »Ja.«
    »So wütend, dass er nach Derry gefahren sein und Ihr Haus abgefackelt haben könnte?« fragte Bradley, der Polizist.
    Mort war fast überzeugt, dass Shooter es nicht getan hatte, aber er wollte nicht eingehender auf seine kurzen Begegnungen mit Shooter zu sprechen kommen. Dann müsste er ihnen auch sagen, was Shooter mit Bump gemacht hatte. Was Amy beunruhigen würde, sogar sehr beunruhigen … und es würde eine Dose Würmer aufmachen, die er lieber zulassen würde. Es wurde Zeit, überlegte Mort, wieder ein wenig zu schwindeln.
    »Anfangs vielleicht. Aber als ich herausgefunden hatte, dass die beiden Geschichten tatsächlich fast gleich waren, habe ich das ursprüngliche Publikationsdatum von meiner nachgeschlagen.«
    »Seine ist nie veröffentlicht worden?« fragte Bradley.
    »Nein, sicher nicht. Dann ist er gestern wieder aufgekreuzt. Ich fragte ihn, wann er sie geschrieben hatte und hoffte, er würde mir eine Jahreszahl nach meiner eigenen sagen. Sie verstehen?«
    Detective Bradley nickte. »Sie wollten beweisen, dass sie die Story vor ihm geschrieben haben.«
    »Richtig. ›Zeit zu säen‹ war in einem Buch mit Kurzgeschichten, das ich 1983 veröffentlicht habe, aber es wurde ursprünglich 1980 abgedruckt. Ich hatte gehofft, dem Burschen würde es reichen, ein Jahr oder zwei vor 1983 zu nennen. Ich hatte Glück. Er sagte, er hätte seine 1982 geschrieben. Sie sehen also, ich hatte

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