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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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versuchte, würde das noch ausreichen. Er ging zum Buick zurück, steckte das Adressbuch weg und zückte die Brieftasche. Er fragte den Tankwart, was er ihm schuldig war.
    »Zweiundzwanzig fünfzig mit Barzahlungsrabatt«, sagte der Tankwart und sah Mort dann schüchtern an. »Ich frage mich, ob ich wohl ein Autogramm von Ihnen bekommen könnte, Mr. Rainey? Ich habe alle Ihre Bücher gelesen.«
    Dabei musste er wieder an Amy denken, und wie sehr Amy die Autogrammjäger gehasst hatte. Mort selbst verstand diese Leute nicht, fand sie aber nicht schlimm. Für Amy hatten sie einen Aspekt ihres Lebens bedeutet, den sie zunehmend unerträglicher fand. Am Ende hatte er sich innerlich jedes Mal gekrümmt, wenn jemand diese Frage in Amys Gegenwart gestellt hatte. Manchmal hatte er fast gespürt, wie sie dachte: Wenn du mich liebst, warum sorgst du dann nicht dafür, dass sie AUFHÖREN? Als könnte er das, dachte er. Sein Job war es, Bücher zu schreiben, die Menschen wie dieser Mann gerne lasen … so sah er es jedenfalls. Da er das erfolgreich machte, wollten sie sein Autogramm. Amy hatte das gehasst, und alles, was damit einherging.
    Er kritzelte seinen Namen für den Tankwart auf die Rückseite einer Kreditkartenquittung (immerhin hatte er ihm tatsächlich die Windschutzscheibe saubergemacht) und dachte, wenn Amy ihm Vorwürfe gemacht hatte für etwas, das ihnen gefiel – und er glaubte, dass sie dies auf einer Ebene, derer sie selbst sich vielleicht gar nicht bewusst war, getan hatte –, musste er wohl Schuldgefühle haben. Aber so war er nun einmal.
    Schließlich – recht war recht und fair war fair.
    Er stieg in sein Auto ein und fuhr weiter Richtung Derry.

 
17
     
    Er bezahlte seine fünfundsiebzig Cent am Gebührenhäuschen von Augusta und fuhr auf der anderen Seite auf den Parkplatz bei den Telefonen. Der Tag war sonnig, frisch und windig -Wind aus Südwesten, von Litchfield, von wo er ununterbrochen und ungehindert über die offenen Ebenen fegen konnte, bis er bei den Parkplätzen an der Mautstelle so stark war, dass er Mort Tränen in die Augen trieb. Er genoss ihn trotzdem. Er konnte beinahe spüren, wie dieser Wind Staub aus Zimmern in seinem Kopf wehte, die zu lange verschlossen und verriegelt gewesen waren.
    Er benützte seine Kreditkarte, um Herb Creekmore in New York anzurufen – im Apartment, nicht im Büro. Herb würde frühestens in einer Stunde bei James and Creekmore sein, Mort Raineys literarischer Agentur, aber Mort kannte Herb schon so lange, dass er sich dachte, der Mann dürfte mittlerweile geduscht haben und bei einer Tasse Kaffee darauf warten, bis der Badezimmerspiegel nicht mehr beschlagen war, damit er sich rasieren konnte.
    Er hatte zum zweiten Mal nacheinander Glück. Herb antwortete mit einer Stimme, aus der das schläfrige Nuscheln schon so gut wie verschwunden war. Habe ich heute morgen eine Strähne, oder was? fragte Mort und grinste dem kalten Oktoberwind ins zahnbewehrte Maul. Auf der anderen Seite der vier Spuren des Highway konnte er Männer sehen, die Schneezäune als Vorbereitung für den kommenden Winter aufstellten, der eben noch hinter dem Horizont des Kalenders lag.
    »Hi, Herb«, sagte er. »Ich rufe Sie von einem Fernsprecher bei der Mautstelle in Augusta an. Meine Scheidung ist rechtskräftig, mein Haus in Derry ist gestern Nacht bis auf die Grundmauern niedergebrannt, ein Verrückter hat meine Katze getötet und hier ist es kälter als in der Antarktis – ist das nichts?«
    Ihm war nicht klar gewesen, wie absurd sich sein Katalog der Leiden anhörte, bis er ihn selbst laut rezitierte, und er hätte fast gelacht. Himmel, es war kalt hier draußen, aber fühlte es sich nicht herrlich an? Fühlte es sich nicht sauber an!
    »Mort?« sagte Herb argwöhnisch wie ein Mann, der einen Streich erwartet.
    »Stets zu Diensten«, sagte Mort.
    »Was soll das mit deinem Haus?«
    »Ich sage es dir, aber nur einmal. Mach Notizen, wenn es sein muss, denn ich möchte wieder im Auto sitzen, bevor ich an diesem Telefon festfriere.« Er fing mit John Shooter und John Shooters Vorwürfen an. Er endete mit der Unterhaltung, die er gestern Nacht mit Amy geführt hatte.
    Herb, der häufig bei Mort und Amy zu Gast gewesen war (und dem ihre Trennung nicht wenig an die Nieren ging, vermutete Mort), drückte seine Überraschung und Trauer angesichts des traurigen Loses des Hauses in Derry aus. Er fragte Mort, ob er eine Ahnung hatte, wer es getan haben könnte. Mort sagte nein.
    »Verdächtigst

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