Langoliers
bestand, welche 1970 dichtgemacht hatte, fünftausend Seelen und einem gelben Blinklicht an der Kreuzung der Routen 23 und 7, als ihm auffiel, dass sein alter Buick auf Reserve fuhr. Er fuhr in Sonny’s Chevron-Tankstelle und verfluchte sich, weil er die Tankanzeige nicht überprüft hatte, bevor er aufgebrochen war. Wäre er durch Mechanic Falls gefahren, ohne darauf zu achten, wie leer der Tank war, hätte er höchstwahrscheinlich ein gutes Stück zu Fuß gehen müssen und wäre mit reichlicher Verspätung zu seiner Verabredung mit Amy gekommen.
Er hätte schwören können, dass das verdammte Ding fast voll gewesen war; es schien, als würde er auf seine alten Tage zerstreut werden. Lange Strecken zu fahren, ohne auch nur einmal auf die Tankanzeige zu sehen, das hatte Amy immer gemacht, und er dachte, dass er vielleicht auf eine interessante Theorie gestoßen war: Geschiedene Männer nehmen unbewußt die Gewohnheiten ihrer Exfrauen an. Er fragte sich, ob sich vielleicht eines der Wissenschaftsmagazine dafür interessieren würde. Wahrscheinlich nicht.
Er ging zum Münzfernsprecher an der Wand, während der Tankwart versuchte, den bodenlosen Brunnen des Buick zu füllen. Er zog das zerfledderte Adressbuch aus der linken Gesäßtasche und wählte Greg Carstairs Nummer. Er dachte, dass er Greg so früh noch erwischen würde, und damit hatte er recht.
»Hallo?«
»Hi, Greg – Mort Rainey.«
»Hi, Mort. Ich schätze, Sie haben einigen Ärger oben in Derry, hm?«
»Ja«, sagte Mort. »Ist es in den Nachrichten gekommen?«
»Kanal 6.«
»Wie hat es ausgesehen?«
»Wie hat was ausgesehen?« antwortete Greg. Mort zuckte zusammen … aber da er das nun mal schon von jemand hören musste, war er froh, dass er es von Greg Carstairs hörte. Der war ein liebenswürdiger, langhaariger Ex-Hippie, der einer vergleichsweise obskuren religiösen Sekte beigetreten war – möglicherweise den Swedenborgianern –, als Woodstock gerade vorbei gewesen war. Er hatte eine Frau und zwei Kinder, eins sieben und eins fünf Jahre alt, und soweit Mort dies sagen konnte, war die ganze Familie so entspannt wie Greg selbst. Man gewöhnte sich so sehr an das leichte, aber konstante Lächeln des Mannes, dass er einem wie unbekleidet erschien, wenn es, was selten vorkam, einmal nicht da war.
»So schlimm, hm?«
»Ja«, sagte Greg nur. »Muss hochgegangen sein wie eine Rakete. Tut mir echt leid, Mann.«
»Danke. Ich bin gerade auf dem Weg dorthin, Greg. Ich rufe aus Mechanic Falls an. Können Sie mir einen Gefallen tun, während ich weg bin?«
»Falls Sie die Schindeln meinen, die müssten so um den …«
»Kein, nicht die Schindeln. Etwas anderes. Seit zwei oder drei Tagen belästigt mich ein Mann. Ein Spinner. Er behauptet, ich hätte ihm eine Geschichte gestohlen, die er vor sechs oder sieben Jahren geschrieben hat. Er hat ein Manuskript mitgebracht, um es zu beweisen. Als ich ihm sagte, ich hätte meine Version der Geschichte zwei oder drei Jahre vor ihm geschrieben, und das könnte ich beweisen, wurde er grob. Das war gestern Nachmittag. Ich hatte irgendwie gehofft, ich würde ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen, aber kein Glück. Als ich gestern Abend auf dem Sofa geschlafen habe, hat er meine Katze umgebracht.«
»Bump?« Greg hörte sich lediglich leicht verblüfft an. »Er hat Bump getötet?«
»Richtig.«
»Haben Sie mit Dave Newsome darüber gesprochen?«
»Nein, und das will ich auch nicht. Ich will selbst mit ihm fertig werden, wenn ich kann.«
»Der Mann hört sich nicht gerade nach einem Pazifisten an, Mort.«
»Es ist ein großer Unterschied, ob man eine Katze tötet oder einen Menschen«, sagte Mort, »und ich glaube irgendwie, dass ich besser mit ihm fertig werde als Dave.«
»Nun, da könnten Sie gar nicht so unrecht haben«, stimmte Greg zu. »Seit Dave siebzig geworden ist, kocht er irgendwie auf Sparflamme. Was kann ich für Sie tun, Mort?«
»Ich wüsste zunächst einmal gerne, wo der Bursche steckt.«
»Wie heißt er?«
»Das weiß ich nicht. Der Name auf der Geschichte, die er mir gezeigt hat, war John Shooter, aber später hat er komische Bemerkungen darüber gemacht und mir gesagt, es könnte ein Pseudonym sein. Wie auch immer, ich bezweifle, ob er sich unter diesem Namen eingetragen hat, wenn er in einem Motel in der Gegend abgestiegen ist.«
»Wie sieht er aus?«
»Er ist etwa eins achtzig groß und sieht aus wie fünfundvierzig oder so, aber er hat ein ziemlich wettergegerbtes Gesicht
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