Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
eine Fotokopie?
    »Nein«, sagte er langsam. »Das nützt nichts, Herb. Es muss ein Original sein. Ein Originalexemplar des Magazins.«
    »Nun, das ist etwas schwieriger. Sie haben die Redaktionsbüros selbstverständlich in Manhattan, aber sie bewahren die Exemplare in ihrem Vertrieb in Pennsylvania auf. Sie behalten nur etwa fünf Exemplare von jeder Ausgabe – mehr können sie sich gar nicht leisten, wenn man bedenkt, dass EQKM seit 1941 oder so monatlich erscheint. Sie sind in einem einzigen Zimmer untergebracht, und man leiht sie gar nicht gern aus.«
    »Komm schon, Herb! Man findet diese Magazine auf Flohmärkten und in der Hälfte aller Kleinstadtbibliotheken in Amerika!«
    »Aber nie einen vollständigen Satz.« Herb machte eine Pause. »Du glaubst nicht, dass sich der Typ mit einer Fotokopie zufrieden geben wird, hm?«
    Aus dem Hintergrund: »Soll ich schon den Wein einschenken, Herb?«
    Herb sprach wieder mit vom Hörer abgewandten Mund. »Wart noch einen Moment, Dee.«
    »Ich halte dich vom Essen ab«, sagte Mort. »Tut mir leid.«
    »Das gehört zum Beruf. Hör zu, Mort, sei ehrlich zu mir – ist dieser Mann wirklich gefährlich?«
    Ich würde nicht mit jemand anderem darüber reden. Das wäre, als würde man sich bei Gewitter in den Regen stellen und den Blitzschlag herausfordern.
    »Ich glaube nicht«, sagte er, »aber ich will ihn loswerden, Herb.« Er zögerte und suchte nach dem richtigen Tonfall. »Ich habe das ganze letzte halbe Jahr in der Scheiße gesteckt. Dies könnte etwas sein, wogegen ich was unternehmen kann. Ich will diesen Doofmann einfach abschütteln.«
    »Okay«, sagte Herb plötzlich nachdrücklich. »Ich rufe Marianne Jaffery bei EQKM an. Ich kenne sie schon lange. Wenn ich sie bitte, den Bibliothekskurator zu fragen – so nennen sie den Mann ernsthaft, Bibliothekskurator –, uns ein Exemplar der Ausgabe Juni 1980 zu schicken, wird sie es machen. Kann ich ihr sagen, dass sie demnächst vielleicht mal eine Story zu erwarten haben?«
    »Klar«, sagte Mort und dachte: Sag ihr, sie wird unter dem Namen John Shooter erscheinen, und lachte fast laut.
    »Gut. Sie wird mir das Magazin geben, und ich schicke es dir per Federal Express. Schick es nur in gutem Zustand zurück, sonst werden die Leute sauer, und du musst einen Ersatz bei einem der Flohmärkte finden, von denen du gesprochen hast.«
    »Es ist wahrscheinlich nicht möglich, dass das alles bis übermorgen über die Bühne geht, oder?« fragte Mort. Er war sich kläglich bewusst, dass Herb ihn allein der Frage wegen für verrückt erklären würde … und er musste sicher der Meinung sein, dass Mort aus einer winzig kleinen Mücke einen schrecklich großen Elefanten machte.
    »Ich glaube, die Möglichkeit besteht«, sagte Herb. »Ich kann es dir nicht garantieren, aber fast. Und ich schicke in der Zwischenzeit doch die Fotokopie los. Damit du wenigstens etwas hast.«
    »Danke, Herb«, sagte Mort aufrichtig dankbar. »Bist ein toller Kerl.«
    »I wo, Madam«, sagte Herb mit seiner schlechten John-Wayne-lmitation, auf die er so absurd stolz war.
    »Jetzt geh essen. Und gib Delores einen Kuss von mir.«
    Herb war immer noch in John-Wayne-Laune. »Drauf gepfiffen. Ich geb ihr ’nen Kuss von mir, Pilger.«
    Große Worte, Pilger. Mort verspürte einen derartigen Anflug von Entsetzen und Angst, dass er fast laut geschrieen hätte. Dasselbe Wort, dasselbe tonlose, unerbittliche Nuscheln. Shooter hatte irgendwie die Telefonleitung angezapft, und welche Nummer Mort auch wählte oder anzurufen versuchte, immer würde John Shooter abnehmen. Herb Creekmore war zu einem weiteren Pseudonym von ihm geworden, und …
    »Mort? Bist du noch dran?«
    Er machte die Augen zu. Nachdem Herb seine miese John-Wayne-Imitation aufgegeben hatte, war es wieder gut. Es war nur Herb, wie immer. Dass Herb dieses Wort gebraucht hatte, war nur …
    Was?
    Ein weiteres Stück Treibgut im Strom der Zufälle? Ja. Klar doch. Kein Problem. Ich stehe einfach am Ufer und sehe sie vorüberziehen. Warum nicht? Ich habe schon ein halbes Dutzend größere vorbeischwimmen gesehen.
    »Noch dran, Herb«, sagte er und schlug die Augen wieder auf. »Ich habe mir gerade Gedanken darüber gemacht, wie gern ich dich habe. Mit Abzählen und so, du weißt schon.«
    »Du bist albern«, sagte Herb eindeutig erfreut. »Und du wirst die Sache doch vorsichtig und anständig durchziehen, ja?«
    »Ja.«
    »Ich denke, dann werde ich jetzt mit meinem Augenstern essen.«
    »Gute Idee. Auf bald,

Weitere Kostenlose Bücher