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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mir trotzdem nehmen. Aber das ist etwas anderes. Was ich will, ist in Ihrem Kopf. Sie haben es in sich eingesperrt wie in einem Tresor. Nur kann ich nicht einfach die Tür aufsprengen oder die Rückwand durchschweißen. Ich muss die Kombination finden, richtig?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Mort, »aber der Tag, an dem Sie von mir eine Geschichte bekommen, wird der sein, an dem die Freiheitsstatue eine Windel trägt. Pilger.«
    Shooter sagte nachdenklich: »Ich würde sie aus dem Spiel lassen, wenn ich könnte; aber ich glaube allmählich, Sie lassen mir keine andere Wahl.«
    Plötzlich war aller Speichel aus Morts Mund verschwunden; dieser fühlte sich trocken und glasig und heiß an. »Was … was wollen Sie …«
    »Möchten Sie aus einem Ihrer dummen Nickerchen aufwachen und feststellen, dass Amy auf Ihren Müllkasten genagelt ist?« fragte Shooter. »Oder eines Morgens das Radio einschalten und hören, dass sie das Match mit der Motorsäge verloren hat, die Sie da oben in Ihrer Garage aufbewahren? Oder ist Ihre Garage auch abgebrannt?«
    »Passen Sie auf, was Sie sagen«, flüsterte Mort. In seinen aufgerissenen Augen brannten Tränen der Wut und Angst.
    »Sie haben immer noch zwei Tage, um darüber nachzudenken. Ich würde wirklich genau darüber nachdenken, Mr. Rainey. Ich meine, ich würde echt auf sie aufpassen, wenn ich an Ihrer Stelle wäre. Und ich würde wohl nicht mit jemand anderem darüber reden. Das wäre, als würde man sich bei Gewitter in den Regen stellen und den Blitzschlag herausfordern. Geschieden oder nicht, ich habe das Gefühl, dass Sie immer noch etwas für diese Dame empfinden. Es ist Zeit, dass Sie ein wenig erwachsen werden. Sie kommen nicht davon. Ist Ihnen das nicht klar? Ich weiß, was Sie gemacht haben, und ich gebe erst Ruhe, wenn ich habe, was mir gehört.«
    »Sie sind verrückt!« schrie Mort.
    »Gute Nacht, Mr. Rainey«, sagte Shooter und legte auf.

 
25
     
    Mort stand einen Augenblick da, und der Hörer sank langsam von seinem Ohr weg. Dann hob er auch das Unterteil des Princess-Telefons hoch. Er war kurz davor, das ganze Gerät an die Wand zu werfen, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er stellte das Telefon ab, atmete mehrmals tief durch – so sehr, dass er sich schummerig und schwindlig im Kopf fühlte. Dann wählte er die Privatnummer von Herb Creekmore.
    Herbs Freundin Delores nahm beim zweiten Läuten ab und rief Herb ans Telefon.
    »Hi, Mort«, sagte Herb. »Wie steht es um das Haus?« Seine Stimme entfernte sich ein wenig von der Sprechmuschel. »Delores, würdest du bitte die Pfanne auf die hintere Platte schieben?«
    Mittagessen in New York, dachte Mort, ein Wink mit dem Zaunpfahl Ach, vergiss es. Ein Irrer hat gerade gedroht, meine Frau zu Koteletts zu verarbeiten, aber das Leben muss weitergehen, richtig?
    »Das Haus ist nicht mehr«, sagte Mort. »Aber die Versicherung übernimmt den Schaden.« Er machte eine Pause. »Jedenfalls den finanziellen Schaden.«
    »Tut mir leid«, sagte Herb. »Kann ich etwas tun?«
    »Nun, wegen des Hauses nicht«, sagte Mort, »aber danke für das Angebot. Aber wegen der Geschichte …«
    »Welcher Geschichte denn, Mort?«
    Er spürte, wie sich seine Hand wieder mit Klammergriff um den Hörer legte, und zwang sich, nicht so fest zu drücken. Er weiß nicht, wie die Situation hier aussieht. Das darfst du nicht vergessen.
    »Diejenige, wegen der mein irrer Freund Staub aufwirbelt«, sagte er und versuchte, einen heiteren und weitgehend unbesorgten Tonfall zu wahren. »›Zeit zu säen,‹ Ellery Queens Kriminalmagazin.«
    »Ach, die«, sagte Herb.
    Mort verspürte einen Stich der Angst. »Du hast doch nicht vergessen anzurufen, oder?«
    »Nein – ich habe angerufen«, beruhigte Herb ihn. »Ich hatte es nur einen Augenblick vergessen. Der Verlust deines Hauses und alles …«
    »Und? Was haben sie gesagt?«
    »Mach dir überhaupt keine Sorgen. Sie lassen mir morgen per Boten eine Fotokopie schicken, und ich lasse sie dir mit Federal Express zukommen. Übermorgen um zehn Uhr hast du sie.«
    Einen Augenblick schien es, als wären alle seine Probleme gelöst; er entspannte sich. Dann dachte er daran, wie Shooters Augen geleuchtet hatten. Wie er das Gesicht gesenkt hatte, bis seine Stirn fast die von Mort berührte. Er dachte an den trockenen Zimtgeruch von Shooters Atem, als er gesagt hatte: »Sie lügen.«
    Eine Fotokopie? Er war nicht einmal sicher, ob Shooter ein Originalexemplar akzeptieren würde … aber

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