Langoliers
und Skooters Drohungen erzählt, worauf Greg den alten Mann mit in sein Haus genommen hatte. Um ihn zu beschützen. Das alles war logisch; Mort verstand überhaupt nicht, wieso er nicht schon früher draufgekommen war.
Aber es war nicht Greg. Es war Herb Creekmore.
»Es ist alles arrangiert«, sagte Herb fröhlich. »Marianne hat mir den Gefallen getan. Sie ist ein Schatz.«
»Marianne?« fragte Mort dümmlich.
»Marianne Jaffery von EQKM!« sagte Herb. »EQKM? ›Zeit zu säen?‹ Juni 1980? Verstehen das alles, Bwana?«
»Oh«, sagte Mort. »Oh, gut! Danke, Herb! Ist es sicher?«
»Jawoll. Morgen hast du es – das richtige Magazin, nicht nur eine Fotokopie der Geschichte. Ich schicke es Express. Hast du noch etwas von Mr. Shooter gehört?«
»Noch nicht«, sagte Mort und betrachtete den schwarzen Hut in seiner Hand. Er konnte immer noch das seltsame, schwer greifbare Aroma riechen, das er verströmte.
»Nun, keine Nachrichten sind gute Nachrichten, sagt man. Hast du mit dem dortigen Gesetzeshüter gesprochen?«
Hatte er Herb versprochen, dass er das machen würde? Mort konnte sich nicht mit Bestimmtheit erinnern, aber möglich war es. Am besten war es, auf Nummer Sicher zu gehen. »Ja. Aber der alte Dave Newsome hat nicht gerade die Beine in die Hand genommen. Er ist der Meinung, der Bursche treibt nur ein Spielchen.« Es war regelrecht gemein, Herb anzulügen, zumal Herb ihm gerade einen Gefallen getan hatte, aber was hätte es für einen Sinn, ihm die Wahrheit zu sagen? Die war zu verrückt, zu kompliziert. Und die Lügen, die er bereits erzählt hatte, hatten sich verselbständigt. Er fürchtete, wenn er sich ihnen nun in den Weg stellte, würden sie ihn überrollen.
»Nun, du hast es weitergeleitet, ich glaube, das ist wichtig, Mort - wirklich.«
»Ja.«
»Noch etwas?«
»Nein – aber tausend Dank dafür. Du hast mir das Leben gerettet.« Und er dachte, das war vielleicht nicht nur so eine Redensart.
»War mir ein Vergnügen. Vergiss nicht, dass Federal Express in Kleinstädten normalerweise ins lokale Postamt zustellt. Okay?«
»Ja.«
»Wie geht es mit dem neuen Buch voran? Wollte ich dich schon lange fragen.«
»Großartig!« rief Mort aus vollstem Herzen.
»Schön. Schaff dir diesen Burschen vom Hals und mach dich an die Arbeit. Arbeit hat schon bessere Menschen als dich und mich gerettet, Mort.«
»Ich weiß. Schöne Grüße an die Dame des Hauses.«
»Danke. Schöne Grüße …« Herb verstummte unvermittelt, und Mort konnte förmlich sehen, wie er sich auf die Lippen biss. An Scheidungen gewöhnte man sich nur schwer. Amputierte spürten auch noch den Fuß, der nicht mehr da war, sagte man. »… auch an dich«, endete er.
»Danke«, sagte Mort. »Pass auf dich auf, Herbert.«
Er ging langsam auf die Veranda und sah zum See. Heute waren keine Boote zu sehen. Was auch passiert, ich bin einen Schritt weiter. Ich kann dem Mann das gottverdammte Magazin zeigen. Das besänftigt ihn vielleicht nicht … aber vielleicht doch. Schließlich ist er verrückt, und man kann nie wissen, was Angehörige des legendären Stammes der Irren tun oder lassen. Das macht ihren zweifelhaften Charme aus. Alles ist möglich.
Es war sogar möglich, dass Greg doch daheim war, dachte er – vielleicht hatte er ihr Treffen beim Gemeindezentrum vergessen, oder ihm war etwas dazwischengekommen, was überhaupt nichts mit dieser Sache zu tun hatte. Mort ging plötzlich von neuer Hoffnung erfüllt ans Telefon und wählte Gregs Nummer. Das Telefon läutete gerade zum dritten Mal, als ihm einfiel, Greg hatte ihm in der Vorwoche gesagt, dass seine Frau und die Kinder ein paar Tage bei ihrer Familie verbringen würden. Megan kommt nächstes Jahr in die Schule, dann können sie nicht mehr so einfach weg, hatte er gesagt.
Also war Greg allein gewesen.
(der Hut)
Wie Tom Greenleaf.
(das Auto]
Der junge Ehemann und der alte Witwer
(die Schlüssel)
Und wie läuft es ab? Nun, so einfach, wie man eine Kassette von Roger Whittaker übers Fernsehen bestellt. Shooter geht zum Haus von Tom Greenleaf, aber nicht mit seinem Kombi – o nein, damit würde er ja auf sich aufmerksam machen. Er parkt sein Auto in Mort Raineys Einfahrt oder möglicherweise um die Ecke. Er fährt mit dem Buick zu Tom. Zwingt Tom, Greg anzurufen. Holt Greg wahrscheinlich aus dem Bett, aber Greg macht sich ohnehin Sorgen um Tom und kommt eiligst. Dann zwingt Shooter Tom, Sonny Trotts anzurufen und Sonny zu sagen, dass es ihm nicht besonders geht und
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