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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Stimme.
    »Oh.«
    Sonny drückte auf PLAY. Roger Whittaker erzählte ihnen, dass es Zeiten gab (was sie sicher wussten, wie er meinte), zu denen er mehr abgebissen hatte, als er kauen konnte. Auch das hatte Mort schon ohne Bläserbegleitung gemacht. Er schlenderte zum Rand der Einfahrt und tippte geistesabwesend gegen die Hemdentasche. Es überraschte ihn kaum, als er feststellte, dass das alte Päckchen L & M, das jetzt auf einen einzigen hartgesottenen Überlebenden reduziert war, sich darin befand. Er zündete diese letzte Zigarette an und wappnete sich bereits gegen den harschen Geschmack. Aber sie war überhaupt nicht schlecht. Sie hatte fast gar keinen Geschmack mehr … als hätten die Jahre ihn gestohlen.
    Das ist nicht das einzige, das die Jahre gestohlen haben.
    Wie wahr. Irrelevant, aber wahr. Er rauchte und sah die Straße hinunter. Jetzt erzählte Roger Whittaker ihm und Sonny, dass ein Schiff im Hafen lag und bald nach England segeln würde. Sonny Trotts sang das letzte Wort jeder Zeile. Mehr nicht; nur das letzte Wort. Autos und Lastwagen fuhren auf der Route 23 vorbei. Gregs Ford Ranger kam nicht. Mort schnippte die Zigarette weg, sah auf die Uhr und stellte fest, dass es Viertel vor zehn war. Ihm wurde klar, dass Greg, der fast religiös pünktlich war, auch nicht kommen würde.
     
    Shooter hat sie beide erwischt.
    Ach Scheiße! Das kannst du doch gar nicht wissen!
    Doch. Der Hut. Das Auto. Die Schlüssel
    Du ziehst nicht nur voreilige, sondern überhastete
    Schlussfolgerungen,
    Der Hut. Das Auto. Die Schlüssel
     
    Er drehte sich um und ging zum Gerüst zurück. »Er muss es vergessen haben«, sagte er, aber Sonny hörte ihn nicht. Er strich hin und her und war völlig in die Kunst des Streichens und die Seele von Roger Whittaker versunken.
    Mort stieg in sein Auto ein und fuhr weg. Er war so gedankenverloren, dass er nicht hörte, wie Sonny – dem endlich eingefallen war, was Tom am Vortag zu ihm gesagt hatte – ihm etwas hinterher rief.
    Die Musik hätte es wahrscheinlich sowieso übertönt.

 
34
     
    Er war um Viertel nach zehn wieder zu Hause, stieg aus dem Auto und näherte sich dem Haus. Als er den halben Weg zurückgelegt hatte, drehte er wieder um, lief zurück und machte den Kofferraum auf. Dort lag der Hut, schwarz und endgültig, eine echte Kröte in einem imaginären Garten. Er hob ihn auf, diesmal nicht so zimperlich beim Anfassen, schlug den Kofferraum zu und ging ins Haus.
    Er stand in der Eingangsdiele und war nicht sicher, was er als nächstes machen sollte … und plötzlich zog er den Hut ohne jeden ersichtlichen Grund auf den Kopf. Er erschauerte, als er das machte, wie ein Mann manchmal erschauert, wenn er einen Mundvoll hochprozentigen Alkohols hinuntergestürzt hat. Aber das Schaudern verging.
    Und es schien, als würde der Hut ziemlich gut passen.
    Er ging langsam ins Badezimmer, schaltete das Licht ein und stellte sich vor den Spiegel. Er prustete beinahe vor Lachen – er sah aus wie der Mann mit der Mistgabel auf dem Gemälde ›American Gothic‹ von Grant Wood. Er sah so aus, obwohl der Typ auf dem Bild kahlköpfig war. Der Hut verdeckte Morts Haar völlig, wie das von Shooter (falls Shooter überhaupt Haar hatte, was noch zu beweisen war, obwohl Mort dachte, dass er es beim nächsten Zusammentreffen sicher herausfinden würde, da er ja nun den Chapeau des Mannes besaß), und reichte ihm gerade bis zu den Ohren. War ziemlich komisch. Sogar ein echter Lachschlager.
    Dann fragte die rastlose Stimme in seinen Gedanken: Warum hast du ihn aufgesetzt? Was hast du gedacht, wie du aussehen würdest? Wie er? Und das Lachen blieb ihm im Halse stecken. Warum hatte er den Hut wirklich aufgesetzt?
    Er wollte, dass du es machst, sagte die rastlose Stimme leise.
    Ja? Aber warum? Warum sollte Shooter wollen, dass Mort seinen Hut aufsetzte?
    Vielleicht möchte er, dass du …
    Ja? drängte er die rastlose Stimme wieder. Möchte, dass ich was?
    Er dachte, die Stimme wäre weggegangen und griff schon wieder nach dem Lichtschalter, als sie wieder sprach.
    … verwirrt wirst, sagte sie.
    Da klingelte das Telefon, und er zuckte zusammen. Er riss sich den Hut schuldbewusst vom Kopf (ein wenig wie ein Mann, der befürchtet, er könnte dabei erwischt werden, wie er die Unterwäsche seiner Frau anprobiert), ging hin und dachte unterwegs, es wäre Greg und es würde sich herausstellen, dass Tom bei Greg war. Ja, natürlich, so war es gewesen; Tom hatte Greg angerufen, hatte ihm von Shooter

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