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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lauschhaltung da.
    »Was …«, begann Brian, und Dinah sagte: »Pssst!«, eine unvermittelte, widerspruchslose Silbe.
    Sie wandte sich leicht nach links, verweilte, dann drehte sie sich in die andere Richtung, bis das weiße Licht der Fenster direkt auf sie fiel und ihr ohnehin blasses Gesicht in etwas Geisterhaftes und Unheimliches verwandelte. Sie nahm die dunkle Brille ab. Die Augen darunter waren groß, braun und nicht völlig leer.
    »Da«, sagte sie mit leiser, verträumter Stimme, und Laurel spürte, wie Entsetzen mit kalten Fingern über ihr Herz strich. Und sie war nicht die einzige. Bethany drängte sich auf einer Seite dicht an sie, auf der anderen kam Don Gaffney näher. »Da … ich kann das Licht spüren. Sie haben gesagt, deshalb wissen sie, dass ich wieder sehen kann. Ich kann immer das Licht spüren. Es ist wie Wärme in meinem Kopf.«
    »Dinah, was …«, begann Brian.
    Nick stieß ihn leicht mit dem Ellbogen an. Das Gesicht des Engländers war lang und hager, die Stirn gefurcht. »Sei still, Kumpel.«
    »Das Licht ist … da.«
    Sie ging langsam von ihnen weg, hatte die Hände immer noch fächerartig an den Ohren und die Ellbogen vor sich gestreckt, damit sie rechtzeitig merkte, wenn ihr Gegenstände im Weg waren. Sie ging, bis sie keine zwei Schritte mehr vom Fenster entfernt war. Dann streckte sie langsam die Arme aus, bis ihre Finger das Glas berührten. Sie sahen wie schwarze Seesterne vor dem weißen Himmel aus. Sie gab ein kurzes, unglückliches Murmeln von sich.
    »Das Glas stimmt auch nicht«, sagte sie mit dieser verträumten Stimme.
    »Dinah …«, begann Laurel.
    »Pssst …«, flüsterte sie, ohne sich umzudrehen. Sie blieb am Fenster stehen wie ein kleines Mädchen, das darauf wartet, dass ihr Vater von der Arbeit nach Hause kommt. »Ich höre etwas.«
    Diese geflüsterten Worte jagten ein wortloses, gedankenloses Entsetzen durch Albert Kaussners Verstand. Er verspürte einen Druck auf den Schultern, sah nach unten und stellte fest, dass er die Arme vor der Brust überkreuzt hatte und sich mit aller Gewalt selbst hielt.
    Brian lauschte mit aller Konzentration. Er hörte seinen Atem und den Atem der anderen … aber sonst hörte er nichts. Sie bildet es sich ein, dachte er. Das ist alles.
    Aber sicher war er nicht.
    »Was?« fragte Laurel drängend. »Was hörst du, Dinah?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie, ohne sich vom Fenster abzuwenden. »Es ist sehr leise. Ich dachte schon, dass ich es gehört hätte, als wir aus dem Flugzeug ausgestiegen sind, aber dann habe ich mir gesagt, ich bilde es mir nur ein. Jetzt kann ich es besser hören. Ich kann es sogar durch das Glas hören. Es hört sich ein wenig an wie … Rice Krispies, wenn man die Milch darübergegossen hat.«
    Brian wandte sich an Nick und sagte mit gedämpfter Stimme: »Hören Sie etwas?«
    »Kein bisschen«, sagte Nick und ahmte Brians Tonfall nach. »Aber sie ist blind. Sie ist daran gewöhnt, dass ihre Ohren doppelten Dienst tun müssen.«
    »Ich glaube, es ist Hysterie«, sagte Brian. Er flüsterte jetzt, seine Lippen berührten fast Nicks Ohr.
    Dinah wandte sich vom Fenster ab.
    »›Hören Sie etwas?‹« ahmte sie die beiden Männer nach. »›Kein bisschen. Aber sie ist blind. Sie ist daran gewöhnt, dass ihre Ohren doppelten Dienst tun müssen.‹« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »›Ich glaube, es ist Hysterie.‹«
    »Dinah, wovon redest du?« fragte Laurel verwirrt und ängstlich. Sie hatte Brians und Nicks gemurmelte Unterhaltung nicht gehört, obwohl sie viel näher bei ihnen stand als Dinah.
    »Fragen Sie die da«, sagte Dinah. Ihre Stimme zitterte. »Ich bin nicht verrückt, leb bin blind, aber ich bin nicht verrückt!«
    »Schon gut«, sagte Brian betroffen. »Schon gut, Dinah.« Und zu Laurel sagte er: »Ich habe mit Nick gesprochen. Sie hat uns gehört. Sie hat uns von da drüben am Fenster gehört.«
    »Du hast tolle Ohren, Liebes«, sagte Bethany.
    »Ich höre, was ich höre«, sagte Dinah. »Und ich höre etwas da draußen. In dieser Richtung.« Sie deutete durch das Glas Richtung Osten. Ihre blinden Augen glitten über die anderen hinweg. »Und es ist schlimm. Es ist ein schrecklicher Laut, ein beängstigender Laut.«
    Don Gaffney sagte zögernd: »Wenn du wüsstest, was es ist, kleine Dame, würde uns das helfen.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Dinah. »Aber ich weiß, dass es näher ist als vorher.« Sie setzte mit einer zitternden Hand die dunkle Brille wieder auf. »Wir müssen von hier weg.

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