Langoliers
eindringlich an. »Was? Was sagst du da, Albert?«
»Als wir im Flugzeug waren«, sagte Albert langsam, »musste ich an ein Segelschiff denken, über das ich einmal gelesen habe. Es hieß Mary Celeste und trieb einfach vor sich hin. Nur … es trieb wahrscheinlich nicht gerade, denn in dem Buch stand, alle Segel waren gesetzt, aber als Menschen es fanden und an Bord gingen, waren alle an Bord der Mary Celeste verschwunden. Ihre Sachen waren noch da, und auf dem Herd kochte Essen. Jemand fand sogar eine Pfeife auf dem Vorderdeck. Sie war noch angezündet.«
»Bravo!« rief Bob fast fiebrig. Jetzt sahen alle ihn an, und niemand bemerkte Craig Toomy, der langsam auf sie zukam. Die Waffe, die er gefunden hatte, war nicht mehr auf den Boden gerichtet.
»Bravo, Albert! Du hast es genau erkannt! Und es gab noch ein berühmtes Verschwinden – eine ganze Kolonie Siedler auf einer Insel mit Namen Roanoke Island … vor der Küste von North Carolina, glaube ich. Alle waren fort, aber sie hatten Lagerfeuer hinterlassen, unaufgeräumte Häuser und Müllberge. Und jetzt geh einen Schritt weiter, Albert. Wie sonst unterscheidet sich dieses Terminal noch von unserem Flugzeug?«
Einen Moment sah Albert vollkommen leer drein, dann dämmerte Verstehen in seinen Augen. »Die Ringe!« brüllte er. »Die Handtaschen! Die Aktentaschen! Das Geld! Die chirurgischen Bolzen! Hier ist nichts davon!«
»Korrekt«, sagte Bob leise. »Völlig korrekt. Wie du sagst, nichts davon ist hier. Aber im Flugzeug war es, als wir Überlebenden aufgewacht sind, richtig? Sogar eine Tasse Kaffee und eine halbaufgegessene Gebäckrolle im Cockpit. Das Äquivalent einer rauchenden Pfeife auf dem Vorderdeck.«
»Sie glauben, wir sind in eine andere Dimension geflogen, oder nicht?« sagte Albert. Seine Stimme klang ehrfürchtig. »Genau wie in einer Sciencefiction-Geschichte.«
Dinah legte den Kopf schief, und einen Moment sah sie verblüffend wie Nipper aus, der Hund auf den alten Labels von RCA Victor.
»Nein«, sagte Bob. »Ich glaube …«
»Aufpassen!« rief Dinah schrill. »Ich höre jemand …«
Sie kam zu spät. Als Craig Toomy seine Lähmung überwunden und sich in Bewegung gesetzt hatte, bewegte er sich rasch. Bevor Nick oder Brian mehr tun konnten als sich auch nur ansatzweise umzudrehen, hatte er einen Arm um Bethanys Hals geschlungen und zerrte sie nach hinten. Er richtete den Revolver auf ihre Schläfe. Das Mädchen gab ein verzweifeltes, entsetztes Krächzen von sich.
»Ich will sie nicht erschießen, aber ich werde es tun, wenn es sein muss«, keuchte Craig. »Bringen Sie mich nach Boston.« Seine Augen waren nicht mehr leer; sie warfen Blicke voll entsetzter, paranoider Intelligenz nach allen Seiten. »Haben Sie mich verstanden? Bringen Sie mich nach Boston!«
Brian wollte auf ihn zugehen, aber Nick legte ihm eine Hand auf die Brust, ohne den Blick von Craig abzuwenden. »Ruhig, Kumpel«, sagte er mit leiser Stimme. »Das wäre nicht sicher. Unser Freund hier hat den Verstand verloren.«
Bethany wand sich unter Craigs Unterarm. »Sie würgen mich! Bitte hören Sie auf, mich zu würgen!«
»Was ist los?« rief Dinah. »Was ist denn?«
»Aufhören!« brüllte Craig Bethany an. »Hören Sie auf, sich zu bewegen! Sie zwingen mich zu etwas, das ich nicht tun will!« Er drückte ihr die Mündung des Revolvers an den Kopf. Sie wehrte sich weiter, und Albert wurde plötzlich klar, sie wusste nicht, dass er eine Waffe hatte – obwohl er sie ihr an den Kopf presste, wusste sie es nicht.
»Aufhören, Mädchen!« sagte Nick schneidend. »Wehren Sie sich nicht!«
Zum ersten Mal im wachen Leben dachte Albert nicht nur wie der Arizona-Jude, sondern musste wahrscheinlich auch handeln wie diese legendäre Gestalt. Ohne die Augen von dem Irren im Rollkragenpullover abzuwenden, hob er langsam den Geigenkasten. Er nahm die Hand vom Griff und umklammerte statt dessen den Hals mit beiden Händen. Toomy sah ihn nicht an; seine Augen sahen hastig blinzelnd zwischen Brian und Nick hin und her, und er hatte buchstäblich alle Hände voll zu tun, Bethany festzuhalten.
»Ich will sie nicht erschießen …«, begann Craig wieder, dann glitt sein Arm in die Höhe, als das Mädchen sich gegen ihn warf und die Kehrseite zwischen seine Beine rammte. Bethany vergrub auf der Stelle die Zähne in seinem Handgelenk. »Auf« heulte Craig. »Auuuu!«
Sein Griff wurde lockerer. Bethany duckte sich darunter hinweg. Albert sprang nach vorne, hob den Geigenkasten,
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