Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens
Disziplin, Beharrlichkeit, Fleiß oder Pflichtbewusstsein – sie steckt zwar überall drin in den lebensverlängernden Persönlichkeitsmerkmalen, doch sie selbst fällt nicht so direkt ins Auge. Was wir jedoch nicht sehen , können wir uns kaum direkt als Ziel stecken. Wir können nur versuchen, es indirekt zu erreichen. Was im Fall der Ordnung bedeutet, dass man sich jene Persönlichkeitsmerkmale aneignen muss, denen sie zu Grunde liegt. Wir können also nur schwerlich von heute auf morgen beschließen, ein ordentlicher Mensch zu sein, aber wir können uns um mehr Disziplin, Pflichtbewusstsein, Gewissenhaftigkeit und dergleichen bemühen, damit allmählich mehr Ordnung in unser Leben einzieht.
Wir halten also fest: Langlebigkeit erreicht man am besten, indem man sein Leben in Ordnung hält. Doch dies lässt sich nur über den Umweg über bestimmte Persönlichkeitsmerkmale erreichen, und von denen ist eines der wichtigsten die Disziplin.
Disziplin: Die Kraft der Überwindung
Ist Rasieren gefährlich? Sicherlich birgt es nicht annähernd das Risiko des Autofahrens, doch wenn man es näher betrachtet, ist es auch nicht ganz so harmlos. Bei der Nassrasur etwa kann man sich eine blutende Wunde zuziehen, die sich dann infizieren kann. Dieses Risiko ist bei der Trockenrasur zwar gering, doch wer mit dem am Stromnetz angeschlossenen Rasierapparat unter der Dusche arbeitet, riskiert einen elektrischen Schlag. Zugegeben, beide Szenarien sind schon sehr unwahrscheinlich. Aber sie können durchaus eintreten, und dies bedeutet, dass jemand, der sich nur selten und unregelmäßig rasiert, prinzipiell ein geringeres Risiko fährt und daher eine längere Lebenserwartung haben sollte als jemand, der sich täglich seine Gesichtshaare trimmt.
Doch die Wahrheit sieht, wie englische Wissenschaftler ermittelten, ganz anders aus. Das Team unter Shah Ebrahim von der University of Bristol analysierte das Rasierverhalten von knapp 2450 Männern und setzte es in ein Verhältnis zur Gesundheit ihres Herz-Kreislauf-Systems sowie zu ihrer Sterblichkeit. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich über 20 Jahre, was schon recht viele Rückschlüsse zulässt. Im Ergebnis zeigte sich, dass Männer mit einem unregelmäßigen Rasierverhalten mit 30 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit am Herzinfarkt sterben. Beim tödlichen Schlaganfall liegt ihr Risiko sogar um 70 Prozent größer. Insgesamt starben in dem Beobachtungszeitraum über 45 Prozent der Gelegenheitsrasierer und nur 31 Prozent der Täglichrasierer. »Es ist schon ziemlich offensichtlich«, erklärt Studienleiter Ebrahim, »dass Männer mit unregelmäßigem Rasierverhalten ein höheres Sterberisiko haben.«
Doch warum ist das so? Eine potentielle Erklärung könnten hormonelle Unterschiede sein. Denn wer einen niedrigen Testosteronspiegel und dafür mehr weibliche Hormone im Körper hat, dem wachsen weniger und auch dünnere Barthaare,
sodass er sich auch nicht so oft rasieren muss. Man könnte dann logischerweise seine verkürzte Lebenserwartung auf seinen eher femininen Hormonhaushalt zurückführen. Doch bevor nun alle antimaskulinen »She-Men« und Weicheier in Panik verfallen: Die englischen Forscher fanden keinerlei Hinweise auf einen hormonellen Unterschied zwischen Gelegenheits- und Täglichrasierern, und auch der Bartwuchs war bei ihnen annähernd gleich. Wer sich regelmäßig die Bartharre trimmt, hat zwar öfter Sex und Orgasmen, doch das hat vermutlich einfach damit zu tun, dass er aufgrund seines gepflegten Äußeren mehr Chancen bei Frauen hat.
Die viel überzeugendere Erklärung für den lebensverlängernden Effekt des regelmäßigen Rasierens ist, dass es ein Indikator für die Gesundheitsdisziplin des betreffenden Menschen ist. Wer es schafft, jeden Morgen früh aufzustehen und sich zu rasieren, wird es auch eher schaffen, sich zwei Mal täglich die Zähne zu putzen und regelmäßig zur ärztlichen Routineuntersuchung zu gehen. Er wird sich auch eher zum Sport durchringen und nach dem Toilettengang stets die obligatorische Handwäsche hinter sich bringen. Die gleiche Disziplin, die man zum regelmäßigen Rasieren braucht, hilft eben auch beim Aufrechterhalten präventiver Gesundheitsmaßnahmen.
»Disziplinierte Menschen tun mehr, um ihre Gesundheit zu schützen«, erklärt Howard Friedmann, der die bereits erwähnte »Termiten-Studie« fortgeführt hat. Sie bewegen sich mehr, achten auf Hygiene und gesunde Ernährung, gehen zum Arzt, wenn es nötig ist. Umgekehrt tun
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