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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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sie weniger, was sie krank machen oder sogar umbringen könnte. »Disziplinierte Menschen neigen weniger zum Rauchen, zu exzessivem Alkoholgenuss, Drogenmissbrauch oder zu schnellem Fahren, außerdem schnallen sie sich im Auto an«, betont Friedman. Sie zeigen also insgesamt ein risikoärmeres Verhalten. Was, wie Friedman weiter ausführt, nicht heißen soll, dass sie jedes Risiko meiden: »Aber sie überdenken gründlich, wie weit sie gehen wollen.«

    Dass sein gesundes und risikoarmes Verhalten den disziplinierten Menschen zu einem längeren Leben befördert, liegt auf der Hand. Aber das ist nicht alles. Zusätzlich profitiert er von einer robusteren psychischen Konstitution, einer besseren Psycho-Hygiene und wird daher weniger von lebensverkürzenden Krankheiten wie Schlafstörungen, Depressionen, Psychosen und Paranoia heimgesucht. Der Grund dafür wird klar, wenn man Selbstdisziplin als Willensstärke oder – noch besser – als »langen Willen« übersetzt. Das bedeutet nämlich, dass man nicht seinen spontanen Impulsen folgt, sondern beharrlich an seiner ursprünglich gefassten Richtschnur festhält. Beispiel: Examensprüfung. Der lange Wille heißt hier, dass man sich konsequent vorbereitet und übt. Impulsivität hingegen bedeutet, dass man sich bereitwillig ablenken lässt. Wobei diese Ablenkung keinen Party-Charakter haben muss, denn schon wenn jemand mit dem Staubsauger durch seine Wohnung poltert, anstatt sich auf seine Prüfung vorzubereiten, fällt dies unter die Kategorie »Ablenkung und mangelhafte Impulskontrolle«. Im Endeffekt kommt in der Regel dasselbe heraus: Dass nämlich nicht nur die Prüfung vergeigt wird, sondern auch die psychische Ausgeglichenheit verloren geht. Denn wer sich von seinem Weg abbringen lässt, setzt sein Gehirn gleich dreifach unter Stress:
    Er verzettelt sich, anstatt seine Kräfte zu bündeln – und das entzieht ihm Energien, was langfristig zu Erschöpfung führt. Wer beim Üben für die Prüfung nicht bei der Stange bleibt und sich immer wieder neu dazu aufraffen muss, zehrt weit mehr an seiner Willenskraft, als wenn er sich morgens einmal fest entschlossen an seine Arbeit setzt und dabei bleibt. Aus der psychologischen Forschung weiß man mittlerweile, dass unser Willensreservoir nicht unbegrenzt ist und durch viele kleine Entscheidungen zügig aufgebraucht wird – und dass diese ausgezehrten Reservoirs dann in anderen wichtigen Angelegenheiten fehlen. Wer sich also beim Üben zum Examen ständig unterbricht, findet am Ende auch keine Energien
mehr, um zum Sport zu gehen oder seine sozialen Kontakte zu pflegen. Das Einzelproblem wuchert zu einem Problemberg, der schließlich das ganze Leben zu erdrücken droht.
    Disziplinlosigkeit fördert Ängste. Wer sich beim Üben für die Prüfung verzettelt, gibt seiner Prüfungsangst zwangsläufig immer mehr Futter, denn er weiß ja, dass er bei schlechter Vorbereitung eher durch die Prüfung fallen wird.
    Nicht zu vergessen schließlich das schlechte Gewissen, das sich permanent meldet, wenn man die klare Linie verlässt. Es sorgt dafür, dass man nicht richtig genießen kann. Wie soll man das nette Date im Café oder die Party am Abend als erfüllend erleben, wenn der innere Mahner einem ständig zuflüstert, dass man ja eigentlich fürs Examen pauken müsste? Schwierig. Auf diese Weise klappt es weder mit der adäquaten Vorbereitung fürs Examen noch mit dem Genießen der hedonistischen Ablenkungsmanöver. Ein Rundumfrust also – und der hat noch niemandem wirklich gut getan.
    Die psychostabilisierende Kraft der Disziplin lässt sich auch physiologisch festmachen. Wissenschaftler konnten ermitteln, dass disziplinierte Menschen höhere Levels an ausgeglichenen und stimmungsaufhellenden Hormonen in ihrem Hirn haben. Das Bedeutsamste von ihnen ist Serotonin. Im Volksmund wird es gerne als »Gute-Laune-Hormon« bezeichnet, doch das ist nur teilweise richtig. Vielmehr handelt es sich beim Serotonin um einen Botenstoff, der bestimmte Gefühlsareale in der Großhirnrinde stimuliert und dadurch für mehr Wachheit, aber auch für ein tiefes Gefühl der Befriedigung sorgt. So führt es beispielsweise zum Abklingen des Hungers, und auch das sexuelle Verlangen klingt ab.
    Serotonin erzeugt also »nicht einfach nur so« gute Laune, sondern dadurch, indem es uns das Gefühl gibt, dass wir nicht mehr brauchen, dass wir also vollständig befriedigt sind und uns entspannt zurücklehnen können. Diesen Zustand der in sich ruhenden

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