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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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ausgeschaltet ist. Oder wenn er hartnäckig seiner Ex-Geliebten nachstellt, obwohl die nichts mehr von ihm wissen will. Solche Zwangsneurosen entziehen einem Menschen die Energien wie eine Zecke ihrem Wirt das Blut. Und das Schlimme daran ist, dass sie dies nicht nur sich selbst antun, sondern auch jenen, die mit dem Neurotiker zusammenleben.
    Selbst Krankheiten können den Disziplinierten nicht stoppen
    Vermutlich stellen Sie sich jetzt die Frage, ob es neben leicht neurotischer Gewissenhaftigkeit und Selbstdisziplin nicht zwangsläufigere und offensichtlichere Dinge gibt, die über die Lebenserwartung bestimmen. Wie sieht es denn beispielsweise aus mit schweren Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Bluthochdruck und Depressionen? Führen sie den Tod
nicht viel schneller und unbarmherziger herbei, als Disziplin und Gewissenhaftigkeit ihn in irgendeiner Weise zurückdrängen könnten?
    Darauf gibt es prinzipiell zwei Antworten. Die eine lautet: Solche Erkrankungen verkürzen zwar das Leben, doch das tun sie umso mehr, je undisziplinierter ihr Besitzer ist. Jeder Arzt wird bestätigen, dass ein Krebspatient umso größere Chancen auf ein längeres Leben hat, je mehr er sich an die therapeutischen Vorgaben hält und sein Leben seiner Krankheit anpasst. Die andere Antwort lautet: Undisziplinierte Menschen leiden tatsächlich häufiger unter schweren und chronischen Erkrankungen. Die amerikanische Epidemiologin Renee Goodwin führte eine repräsentative Untersuchung zum Zusammenhang von Disziplin und Krankheitswahrscheinlichkeit durch. Das Ergebnis fasst sie wie folgt zusammen: »Personen mit geringen Disziplinwerten neigen öfter zu klinischer Depression und Angst, sie rauchen öfter und trinken mehr, und sie leiden öfter unter Ischias und Gelenkschmerzen. Außerdem erkranken sie öfter an Tuberkulose, Diabetes und Schlaganfällen.« Die Gründe dafür werden wir später noch diskutieren. Aber bis dahin halten wir fest: Selbst schwere und chronische Erkrankungen zeigen einen Zusammenhang mit der Disziplin.
    Eine weitere Frage, die sich stellt: Was macht ein Mensch, dem Disziplin und Verlässlichkeit einfach nicht in die Wiege gelegt sind? Muss er sich von vornherein mit seinem frühen Ableben arrangieren? Friedman und Martin betonen zwar, dass in ihrer Studie diejenigen am längsten lebten, die bereits im Kindesalter als Mini-Preußen in Erscheinung getreten waren und dies im Erwachsenenalter fortsetzten. Doch man hatte auch »ein paar wilde, ungebärdige Jungs«, die erst nach ihrem 40. Geburtstag ihr Leben in geregelte Bahnen brachten – und trotzdem später mit einem längeren Leben dafür belohnt wurden. Es lohnt sich also auch noch im reifen Alter der Umstieg vom Chaoten zum disziplinierten Selbst-Organisator.

5. Zwischen Zen und Preußen: Was langlebige Menschen wirklich auszeichnet
    Ordnung ist mehr als nur das halbe Leben
    In den vorherigen Kapiteln haben wir bereits gesehen, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale dazu beitragen, dass sich unser Leben verlängert. Von Disziplin und Selbstdisziplin war die Rede, aber auch von Gewissenhaftigkeit, Beharrlichkeit, Impulskontrolle, Pflichtgefühl, Krisenfestigkeit sowie Risiko-und Verantwortungsbewusstsein und sogar einem moderaten Neurotizismus. All diese Begriffe haben große Überschneidungen. In bestimmten Situationen, wenn wir etwa einem Menschen bei einem konzentrierten Handeln zusehen, können wir sogar Disziplin und Gewissenhaftigkeit oder Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein als Synonyme verwenden und miteinander vertauschen, ohne dass sich eine Sinnveränderung ergäbe. Was natürlich die Frage aufwirft, ob all diesen Begriffen ein gemeinsamer Nenner zu Grunde liegt. Etwas, das ihnen allesamt innewohnt, aber sie gleichzeitig auch nicht überragt, sodass man auf die einzelnen Begriffe verzichten könnte. Philosophen und Logiker nennen so etwas ein notwendiges, aber nicht hinreichendes Bestimmungs-oder Herleitungsmerkmal: condicio sine qua non (aus dem Lateinischen: Bedingung, ohne die nicht).
    Als diese unverzichtbare Condicio bleibt nach eingehender Betrachtung der lebensverlängernden Persönlichkeitsmerkmale nur eine Sache übrig: die Ordnung, und die Ordnungsliebe wäre demnach die Basis-Voraussetzung für ein langes Leben. Denn was kennzeichnet einen disziplinierten Menschen? Dass er sich nicht ablenken lässt und gewissenhaft am Ball bleibt, dass er also eine aufs Ziel fokussierte Ordnung in
seinem Handeln hat. Was kennzeichnet den beharrlichen

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