Lanze und Rose
auffordere, zu Gordon zu stoßen, sobald er den Hauptteil seiner Armee versammelt hat. Anschließend werden sie gegen Dunblane vorrücken.«
»Ihr habt aber nicht die Absicht, noch heute anzugreifen, oder?«, erkundigte sich der Earl leicht beunruhigt.
Lord Drummond, der bis jetzt stumm geblieben war, ergriff das Wort.
»Nein, die Männer sollen heute Nacht irgendwo in der Umgebung der Stadt biwakieren. Wir müssen dringend die Offiziere zu einem Kriegsrat zusammenrufen.«
»Wir wissen noch nicht, wo sich der Großteil der Armee des Duke befindet«, erklärte der dritte Mann, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte und direkt neben der Tür stand.
Er war deutlich jünger als die beiden anderen, die um die vierzig sein mussten, und hatte ein charmantes Lächeln aufgesetzt, das zwei hübsche Grübchen in seinen fleischigen, glatten Wangen auftauchen ließ. Sein Blick wirkte intelligent, und seine schwarzen Augen richteten sich immer wieder auf Marion, die spürte, wie sie angesichts von so viel Aufmerksamkeit errötete. Der Mann war gut gebaut, doch spannte ein Übermaß an Fett seine Tartan-Weste gefährlich und quoll über seiner Halsbinde hervor, wo es unansehnliche Kinnwülste bildete.
»Argyle scheint Eure Absichten besser zu kennen als Ihr selbst, Mar. Ich wäre nicht erstaunt, wenn er sich mit seiner gesamten Armee bereits in Dunblane befinden würde. Seine Spione melden ihm zweifellos bereits jetzt die Position Eurer Truppen. Unterschätzt ihn nicht. Im Gegensatz zu Euch hat er sich seine Sporen in verschiedenen Feldzügen auf dem Kontinent verdient und mit mehr als einem Gegner die Waffen gekreuzt, während Ihr ganz ruhig auf eurer Bank im Parlament gesessen und Euch höchstens Rededuelle geliefert habt.«
Der Earl of Mar presste die Lippen zusammen, ging aber nicht auf die bissige Bemerkung des Alten ein.
»Wahrscheinlich wird es in den kommenden Tagen zum Kampf kommen«, meinte er, Gleichmut vorschützend. »Wir haben die Karten studiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass das Tal von Strathallan oder die Hügel von Orchil uns interessante strategische Möglichkeiten bieten. Der am besten für einen Kampf geeignete Ort wäre zweifellos die Ebene von Sheriffmuir. Ich hatte daran gedacht, morgen bei Sonnenaufgang meine Streitmacht am Wallace Stone aufmarschieren zu lassen und auf Argyle und seine Truppen zu warten.«
Marion wich einige Schritte zurück und stieß gegen die Konsole, auf der zwei prachtvolle Stücke aus chinesischem Porzellan zu schwanken begannen. Entsetzt starrte Lord James Drummond auf seine wertvollen Vasen, bis sie endlich wieder ruhig standen.
»Tut mir furchtbar leid.«
Stand der Kampf wirklich unmittelbar bevor? Nein, sie konnte nicht nach Glenlyon zurückkehren. Duncan … Das Schwert der Sassanachs . Es musste doch eine Möglichkeit geben, diesen gerissenen alten Earl zu übertölpeln. Breadalbane warf ihr einen bedeutungsvollen Seitenblick zu, als ahne er, was sie vorhatte, und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder dem General der jakobitischen Truppen zu.
»Was ist mit den Jakobiten und dem Aufstand in England?«
»Ich warte immer noch auf neue Nachrichten. Die Truppen von Brigadier Mackintosh sind in Kelso zu der Streitmacht von Forster gestoßen. Am neunten November in Preston war ihre Stärke gewachsen und belief sich auf viertausend Mann. Nach der neuesten Kunde bereiten Mackintosh und Forster sich darauf vor, die Brücke von Warrington einzunehmen und sich auf diese Weise Manchester und Liverpool zu sichern. Wenn ihnen das gelingt, wird ihre Streitmacht beträchtlich anwachsen.«
Breadalbane brummte etwas Unverständliches und verzog dann das Gesicht.
»Warum sind sie nicht in den Norden gezogen? Sie hätten abwarten sollen, bevor sie so tief auf englisches Territorium vordringen. Dieser Teufel von Argyle ist ganz offensichtlich die einzige Macht in Schottland, die man fürchten muss. Wenn Mackintosh und Forster aus dem Süden gekommen wären und Ihr aus dem Norden, hätte sich der Duke zur Kapitulation gezwungen gesehen. Unsere Kräfte sollten sich einen und nicht zerstreuen, Mar. Erst wenn wir Schottland unter Kontrolle haben, sollten wir daran denken, nach England zu marschieren.«
»Ich fürchte, dazu ist es ein wenig zu spät. In dem Moment, in dem ich von ihren Entscheidungen und Bewegungen erfahre, vermag ich nichts mehr auszurichten. Ich weiß, dass dort unten die Meinungen der Anführer weit auseinandergegangen
sind. Der alte Brigadier
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