Lanze und Rose
Dhé ort mo mhic «, murmelte sein Vater und warf ihm und Ranald einen aufgewühlten Blick zu. Gott segne euch, meine Söhne.
Mar wandte sich zu seinen Kriegern um und zog den Hut. Duncan stockte der Atem, und er vermochte den Blick nicht von ihm zu wenden. Der General schwenkte sein schwarzes Barett und gab mit einem donnernden Schrei das Signal für den Angriff auf den Feind.
Die Highlander stürmten voran wie eine Horde wilder Tiere, die sich auf ihre Beute stürzt, und stießen ein markerschütterndes
Geheul aus. Hinter ihnen wirkte die kalte Heide, als wäre sie mit einem Teppich aus Tartanmustern überzogen. Die klagenden Töne der Dudelsäcke mischten sich mit dem Rollen der Trommeln und hallten in Duncans Kopf wider. Ihm war, als schlüge sein Herz im Takt der Musik. Waren es die Trommeln der Sassanachs , oder war es sein eigener Herzschlag, der ihm so in den Ohren dröhnte?
Eine erste Salve Musketenschüsse pfiff heran. Er vernahm Schreie. Männer brachen verletzt oder tot zusammen. Er wagte einen raschen Blick zu seiner Rechten. Ranald rannte im selben Tempo wie er dahin und sprang über die Gefallenen hinweg. Kümmere dich um deinen Bruder … Ja, Mutter … Aber, Herrgott, das hier war kein Raubzug, sondern der Krieg! Wie sollte er seinen Bruder im Auge behalten und zugleich selbst am Leben bleiben ?
»Fraoch Eilean! «, schrien Stimmen um ihn herum.
Das Blut brodelte in seinen Adern. Jetzt spürte er weder Kälte noch Angst mehr. Nur eine unbeschreibliche Wut tobte in ihm, und der unbedingte Wille, zu siegen und zu überleben, trieb ihn auf den Feind zu. Dieser Zorn erfüllte seine Brust und drohte ihn zu ersticken. Und da drang ein Schrei aus seiner Kehle, ein befreiender Schrei, in dem sich alle seine Befürchtungen und Ängste aus den letzten Wochen Bahn brachen:
»Fraoch Eilean! «
Mit hocherhobenem Schwert rannte er gegen die Rotröcke an, die nur noch wenige Schritte entfernt waren. Weiße Augen musterten ihn aus vom Pulverdampf geschwärzten Gesichtern. Dieses verdammte Schießpulver! Es brannte in den Augen, und sein durchdringender Gestank stieg in die Nase, den Hals und die Lungen. Er rang nach Luft.
Ein Bajonett blitzte auf. Instinktiv riss Duncan sein Schwert hoch und schlug mit aller Kraft zu. Einen Moment lang schien die Welt stillzustehen, und dann erscholl ein Schrei hinter der Rauchwand, die sich zu zerstreuen begann. Die Klinge seines Schwerts war ebenso scharlachrot wie der Rock des Soldaten, der vor ihm zusammensackte und ihn mit verwundertem Blick anstarrte.
Ein weiteres Gesicht tauchte auf, dieses Mal von Entsetzen erfüllt. Der Mann wandte sich zur Flucht, aber Duncan stach ihn von hinten nieder. Mit dem linken Arm parierte er einen Hieb, der von seinem Schild abprallte, und trieb die Spitze einem anderen Sassanach in die Brust. Zu seiner Linken tauchte ein Mann auf, das Gesicht gerötet von Kälte und Blut, und das Schloss einer Muskete blitzte auf. Duncan reagierte, ohne nachzudenken. Er hob seinen Dolch und stach damit auf den Angreifer ein. Der Stich fand sein Ziel. Der Mann schwankte, drehte sich um sich selbst und stieß einen Schrei aus, der in dem Schlachtenlärm unterging. Mit dem glühenden Wunsch zu überleben, dem einzigen, was ihn aus dieser Hölle würde retten können, stürmte der junge Mann weiter.
»Duncan!«
Hinter ihm. Sein Vater. Er fuhr herum wie ein Kreisel und entging mit knapper Not der Spitze eines Bajonetts, das auf seine rechte Flanke zielte. Der Mann sah ihn verblüfft an. Seine Augen quollen fast aus den Höhlen, aus seinem aufgerissenen Mund drang nur ein heiseres Stöhnen, und die Spitze einer Schwertklinge ragte vorn aus seinem Rock. Über die Schulter des Toten hinweg begegnete Duncan kurz dem Blick seines Vaters. Danke … Keine Zeit… Später.
Raschen Schrittes machte er sich wieder an den Aufstieg. Seine Lungen stachen, seine Augen brannten. Er stolperte. Ein menschlicher Körper, oder jedenfalls das, was davon noch übrig war. Sein Dolch entglitt ihm und fiel in das vom Blut gerötete Gras … Er streckte den Arm aus, um ihn aufzuheben. Im selben Moment nahm er einen Schatten wahr, der über ihm aufragte, warf sich herum und erblickte weiße, mit Schlamm bespritzte und von silbernen Knöpfen geschmückte Gamaschen. Ein Sassanach ! Er stieß einen Schrei aus und fasste sein Schwert mit beiden Händen. Kraftvoll fuhr die Klinge auf den Schatten zu, der über ihm hing. Der Aufprall schlug bis in seine Schultern zurück und wurde von
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