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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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zu haben. Angeblich hatte die Ostindien-Kompanie, die ihr Handelsmonopol nicht verlieren wollte, die Regierung und die betroffenen Geschäftsleute bestochen, damit sie der neuen Gesellschaft ihre finanzielle Unterstützung entzogen.
    In den Kreisen der Jakobiten, die sich ihrer Sache nun noch tiefer verbunden fühlten, zirkulierten eifrig Pamphlete gegen König William. Verbitterung und Enttäuschung schlugen in empörte Feindschaft gegenüber dem aus Holland stammenden König um.
    Dann war das letzte Kind von Prinzessin Anne Stuart, der Schwester der verblichenen Mary und Ehefrau von William, der selbst keinen Erben hatte, eines frühen Todes gestorben. Nun war die letzte große Hürde gefallen, die der Thronbesteigung des jungen James Francis Edward Stuart im Wege stand, dem
Sohn des abgesetzten und ins Exil getriebenen Königs, und die Jakobiten schöpften große Hoffnungen. Sprunghaft nahmen die kleinen Verschwörungen und das Getuschel in dunklen Nischen zu. Zu diesem Zeitpunkt war mein Bruder Patrick in den Dienst von George Keith eingetreten, des Great Marischal 6 von Schottland. Man entsandte ihn zusammen mit einigen anderen Fürsprechern der Sache insgeheim nach Frankreich, um James der Unterstützung der Jakobiten zu versichern. Für sie stand es außer Frage, dass nun James die Krone zustand, die man seinem Vater James II. im Jahre 1688 entrissen hatte, denn er war der letzte lebende Abkömmling des Stuarts.
    Doch nicht jedermann hielt das für folgerichtig. Die streng anti-katholisch eingestellte Regierung der »Rundköpfe« und der protestantische König sahen die Situation ganz anders. Große Unruhe brach auf den Sitzen der Parlamente im Londoner Whitehall und im Holyrood-Palast von Edinburgh aus. So verabschiedete die Regierung auf ausdrückliche Anordnung des Königs 1701 den so genannten Act of Settlement, ein Gesetz, das Prinzessin Sophie, die Enkelin von James I. und Kurfürstin von Hannover sowie all ihre Nachkommen als Thronerben anerkannte. Damit schrieb es eine protestantische Dynastie fort und schloss zugleich die katholische Linie der Stuarts aus. Für die Jakobiten, die immer zahlreicher wurden, war das ein furchtbarer Schlag. Doch noch war nicht alles verloren.
    Nachdem James II. im September 1701 im französischen Saint-Germain-en-Laye gestorben war, erkannte König Ludwig XIV. offiziell dessen Sohn, James Francis Edward, als zukünftigen König an. Doch für William stellte diese Erklärung einen Verstoß gegen den 1697 unterzeichneten Vertrag von Ryswick dar. Die kurze Zeit des Friedens zwischen den beiden Ländern war vorüber. Die Engländer forderten vom französischen König, seine Erklärung zurückzuziehen, doch Letzterer blieb unerbittlich und antwortete, dass nichts in diesem Vertrag ihn daran hindere,
dem jungen Stuart das legitime Recht auf den Thron, der ihm durch seine Abstammung zukomme, zuzugestehen. Daraufhin rief William seinen Botschafter in Paris ab, und England bereitete sich darauf vor, Frankreich von neuem den Krieg zu erklären. Doch dann stürzte William im März 1702, mit zweiundfünfzig Jahren, unglücklich vom Pferd und starb an den Folgen.
    Die Engländer setzten Anne auf den Thron. Kurzzeitig waren damit alle Parteien vollständig zufrieden, besonders die Jakobiten. Letztere vermuteten, da Anne eine Stuart war und keinen Erben hatte, würde sie sich von ganz allein ihrem Bruder James Edward zuwenden, den sie den »Prätendenten« nannten. Doch da hatten sie nicht mit den Hofintrigen gerechnet. Dem Grafen von Marlborough, der später Herzog wurde, gelang es über seine Ehefrau, die Königin zu beeinflussen.
    Noch ein weiteres Ereignis trug zu der wachsenden Unruhe unter den Schotten bei: der Plan einer Vereinigung zwischen Schottland und England. Der Act of Union genannte Vertrag wurde am 1. Mai 1707 unterzeichnet, nach einem Jahr voller schwieriger Verhandlungen, Korruptionsversuche und Aufstände. Dies war das Ende des unabhängigen Schottland und die Geburtsstunde Großbritanniens. Ohne viel Federlesens entfernte man die Parteigänger der Stuarts aus dem Parlament, das jetzt in London tagte, wo nun die »Rundköpfe«, die für die hannoversche Linie eintraten, nach Belieben schalteten und walteten.
    Die Schotten waren reif für einen Aufstand. Doch noch war der Boden dafür nicht bereitet, wie die Jakobiten zu ihrem eigenen Schaden erfahren sollten. Im Jahre 1708 unternahm der Prätendent den Versuch, schottischen Boden zu betreten. Doch die Engländer, die

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