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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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besten, Trevor zu warnen und ihm zu raten, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Wenn Liam ihn in die Finger bekam, würde er mit Sicherheit nicht mehr in der Lage sein, seinem Clan auf den Feldzug zu folgen; wahrscheinlich könnte er nicht einmal mehr sein Schwert hochheben.
    Nachdem ich Frances die Haare geflochten hatte, wie ich es für sie getan hatte, als sie noch klein war, drückte ich ihr einen Kuss auf den Kopf.
    »Und was erwartest du jetzt von mir, Frances?«
    »Dass du mit Vater sprichst. Allein schaffe ich das nicht.«
    Sie nahm meine Hand, die ruhig auf ihrer Schulter lag, und legte sie an ihre feuchte Wange.
    »Du weißt, dass ich dir nichts versprechen kann«, erklärte ich schließlich. »Dein Vater … Ich bezweifle, dass er … Also, mach dir besser keine allzu großen Hoffnungen, Frances.«

    Das Krachen, mit dem Liams Faust gegen das Holz der Tür schlug, hallte so laut durch das Zimmer, dass ich zusammenzuckte. Ich blinzelte und wich einen Schritt zurück. Mit einer mehr oder minder heftigen Reaktion seinerseits hatte ich ja gerechnet, aber er war wirklich vollständig außer sich.
    »Wo ist dieser kleine Dreckskerl?«, brüllte er und drehte sich um sich selbst wie ein wild gewordener Kreisel. Dann richtete er den Blick, in dem die Mordlust stand, auf mich.
    »So beruhige dich doch, Liam …«
    »Mich beruhigen? Wohl kaum! Du erzählst mir, dass meine
Tochter … dass sie sich … dass sie einen Liebhaber hat und noch heute Abend heiraten will, und du willst, dass ich dabei ruhig bleibe?«
    »Allerdings.«
    Reglos wie eine Granitstele ragte er mit seiner titanischen Größe über mir auf und bedachte mich mit wütenden Blicken. Mit unsicherer, zitternder Hand wies ich auf eine Bank. Dann setzte ich mich gegenüber in den Lehnstuhl und wartete darauf, dass er sich entschloss, Platz zu nehmen. Dieses Vorgehen hatte ich vor einigen Jahren ersonnen, damit er mir bei seinen unbeherrschten Wutausbrüchen nicht die Möbel zerschlug. Die Idee dazu war mir an einem Abend gekommen, an dem er von der neuesten Eskapade seines Bruders erfahren hatte.
    Colin und zwei andere Männer aus dem Cameron-Clan waren in die Ländereien der Campbells von Lorn eingefallen und hatten einen Raubzug von solcher Brutalität durchgeführt, dass es alle Regeln sprengte. Kein Blutvergießen mehr!, hatte John MacIain verlangt und mit der Faust auf den Tisch geschlagen, als die Männer von neuem begonnen hatten, regelmäßig Überfälle durchzuführen. Doch Colin und die Camerons waren in die Katen eingedrungen, hatten die Bewohner mit ihren Schwertern und Pistolen bedroht und Frauen und Kinder terrorisiert. Und sie hatten nicht nur Rinder gestohlen, sondern auch Geflügel, Mehl, Fischernetze und Kleidung. Einen der Männer, einen gewissen Ronald Cameron, hatte man ergriffen und an einem Ast der berüchtigten Eiche von Inveraray aufgeknüpft. Als Colin sturzbetrunken zurückgekehrt war, hatte ich Simon und Donald zur Hilfe rufen müssen, um Liam zu bändigen. Da hatte er bereits zwei Stühle zerschlagen.
    Jetzt hielt Liam die Arme vor der Brust verschränkt und schnaubte wie ein Stier, der sich zum Angriff bereit macht. Ich lächelte ihm zu, denn mir fiel plötzlich wieder ein, was Coll Macdonald von Keppoch mir am Abend unserer Hochzeit über Liams Charakter erklärt hatte. Er hatte mich gewarnt, dass er ziemlich aus der Haut fahren konnte, wenn man ihn zum Äußersten reizte. Dann wird er gefährlich wie ein brünstiger Stier, hatte er gesagt. Und ich hatte ihn noch ganz unschuldig gefragt, was
man tun müsse, damit er außer sich geriete … Seitdem hatte ich etliche Male Gelegenheit gehabt, dem beizuwohnen, wie zum Beispiel heute Abend.
    »Möchtest du ein dram 7 ?«
    Er nickte. Einige dram Whisky später fand ich, dass er entspannter wirkte. Nun war der richtige Zeitpunkt, mit ihm zu reden.
    »Sie wird bald siebzehn, Liam«, begann ich. »Unsere Tochter ist jetzt eine Frau. Ich gestehe dir ja zu, dass alles ein wenig schnell geht… Aber Trevor ist ein braver Bursche. Ich bin mir sicher, dass sie es bei ihm gut haben wird.«
    »Herrgott nochmal, Caitlin! Er ist fünfundzwanzig!«
    »Ja und?«
    Lächelnd beugte ich mich zu ihm hinüber.
    »Wie alt warst du denn, als wir geheiratet haben, Liam? Ich war erst neunzehn, und du siebenundzwanzig.«
    Er runzelte die Stirn, und sein Blick verdüsterte sich. Dann brummte er ein paar unverständliche Worte. Ich stellte mich hinter ihn und massierte seine verkrampften

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